"Wirklich windelweich": Fürths OB kritisiert Böller-Beschluss

28.11.2020, 20:17 Uhr

© Foto: André De Geare

Nach der Entscheidung der Regierungschefs von Bund und Ländern, den Teil-Lockdown bis 20. Dezember zu verlängern, regt sich in Fürth Kritik. Sie betrifft indes nur einen Punkt: den Böller-Beschluss.


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Nach den Vorstellungen der Regierenden soll es wegen steigender Corona-Infektionszahlen keine Silvesterfeuerwerke an "besonders belebten" Orten geben. So will man Menschenansammlungen und Superspreader-Events verhindern. Ein generelles Böllerverbot gibt es nicht.

Diese Regelung nannte Oberbürgermeister Thomas Jung nun bei einem Pressegespräch zur Corona-Pandemie "wirklich windelweich". Er hätte sich eine "saubere Lösung" gewünscht, ein Böllerverbot ohne Wenn und Aber, statt dessen Kirchenglockenläuten und Lichtspiele. Jung betonte, ein einmaliger Ausfall der mit Müll und Feinstaubbelastung verbundenen Kracherei hätte nicht nur der Umwelt gutgetan. Profitiert hätten auch Polizei und Rettungskräfte.

Nun müsse jede Stadt festlegen, welche Plätze und Straßen als belebt gelten sollen und welche nicht. "So ein Durcheinander." Sicher, Fürth werde ein Konzept vorlegen. "Aber wer soll das überwachen?" Dass er mit seiner Kritik nicht alleine dastehe, habe sich in einem Videogespräch mit Oberbürgermeistern aus ganz Deutschland gezeigt. Jetzt hofft Jung auf "Nachbesserungen".

Fürth zählt zu den Hotspot-Regionen

Unterdessen liegt Fürth, Stand Freitag, mit einer Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner bei 238, also wie Nürnberg weiter im dunkelroten Bereich. Die Stadt zählt damit zu jenen Hotspot-Regionen mit einem Wert von mehr als 200, wo neuerdings mit verschärften Regelungen zu rechnen ist. Genauere Vorgaben seitens der Stadt Fürth sind spätestens am Montag zu erwarten.

"Doch die Luft ist dünn", sagte Jung und bat die Bevölkerung, sich diszipliniert zu zeigen, Maske zu tragen, "auch vor Geschäften", und Abstand zu halten. "Wir sollten das Minimalziel haben, ganz schnell wieder unter die 200 zu kommen."


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Mit der Ullstein–Realschule musste nach der Zirndorfer Realschule am Dienstag erstmals wieder eine große Schule in Fürth ganz auf Distanzunterricht umstellen, weil 172 von 978 Schülern Corona-positiv (9) oder Kontaktpersonen (K 1) und 24 Lehrkräfte Kontaktpersonen K 1 sind. Sonst ist das Infektionsgeschehen laut OB diffus. "Mir wären drei Hotspots lieber, die man einkreisen könnte."

Eindringlich appellierte Jung an die Fürther, den Einzelhandel in der weihnachtlich geschmückten City unter Einhaltung der AHA-Regeln aufzusuchen und nicht nur im Internet einzukaufen. Denn: "Corona wird eines Tages vorbei sein, aber wenn ein Laden dicht machen muss, wird er nicht wieder kommen."

 

 

 

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