„Wissenschaftsstadt“ ist ein Selbstläufer

8.2.2012, 22:00 Uhr
„Wissenschaftsstadt“ ist ein Selbstläufer

© Hans-Joachim Winckler

Mit „summa cum laude“ hat Fürth die Promotion zur „Wissenschaftsstadt“ über die Bühne gebracht. Fünf Jahre, nachdem der damalige bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel zur Eröffnung des neuen Stadtmuseums Ludwig Erhard die Stadtspitze mit dem Titel für Fürth überraschte, können OB Thomas Jung, Wirtschaftsreferent Horst Müller und die Chefs der neu angesiedelten Wissenschaftsbetriebe in eben diesem Museum eine ausgezeichnete erste Bilanz ziehen.

Dünger für zarte Pflänzchen 

Der reichliche Dünger aus Fördertöpfen hat dem jungen Pflänzchen dank äußerst geschickter Gärtner zu kräftigem Wachstum verholfen. Im ehemaligen Grundig-Areal „Uferstadt“ nimmt das zweite Technikum mit dem aus acht Lehrstühlen bestehenden Departement Werkstoffwissenschaft, einem neuen Lehrstuhl für Werkstoffsimulation und einem Forschungsbereich für dreidimensionales Drucken innovativer Bauteile aus Titanpulver gerade seinen Betrieb auf. Im „Golfpark“ (alter Flugplatz Atzenhof) entsteht bis Mitte nächsten Jahres ein neues Institutsgebäude für 240 Materialprüfer des Fraunhofer-Instituts für integrierte Schaltungen. In der bereits fertigen Testhalle können ganze Flugzeug-Leitwerke, Autos und Seecontainer mit Röntgenstrahlen, Computertomographie, Ultraschall und Termographie zerstörungsfrei untersucht werden. Und in der umgebauten Schickedanzvilla im Südstadtpark (ehemals Darby-Kaserne) hat die Diakonie Neuendettelsau gerade den Betrieb ihrer Privathochschule für modernes Pflegemanagement aufgenommen. Sie soll den Namen des aus Fürth stammenden Diakonie-Gründers Wilhelm Löhe tragen.

Mit dem kürzlich erst zum Prodekan der technischen Fakultät der Uni Erlangen beförderten Werkstoffwissenschaftler Prof. Dr. Robert F. Singer hat die Stadt einen starken Motor für das Fürther Technikum gewonnen. Er versteht es auch, mit maßgeschneiderten Forschungsprojekten Fördertöpfe anzuzapfen.

Das auf die Entwicklung neuer Werkstoffe spezialisierte Technikum arbeitet eng mit den von Prof. Dr. Randolf Hanke geleiteten Materialprüfern zusammen. Hanke hatte die Pionierarbeit für den Fürther Wissenschaftsstandort geleistet. Die Besonderheit der Forschungseinrichtungen besteht darin, dass sie zwei Drittel ihrer Betriebskosten durch Auftragsarbeit für meist mittelständische Unternehmen selbst erwirtschaften müssen. Das funktioniert bislang hervorragend.

Auf dem Zukunftsmarkt der Pflege mit 35 Milliarden Euro Jahresumsatz positioniert sich die von Dr. Jürgen Zerth geleitete Privathochschule der Diakonie. Rund 100 Studierende haben sich seit November schon eingeschrieben. Im Kielwasser der neuen Fürther Forschungsstätten haben sich bereits etliche innovative Unternehmen angesiedelt. Wie Zerth, Hanke und Singer übereinstimmend versichern, genießt Fürth als eine von nur drei Wissenschaftsstädten in Deutschland einen hervorragenden Ruf.

 

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