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Wohnnebenkosten: Fürth ist teurer als München

1.10.2021, 16:00 Uhr
Wohnnebenkosten: Fürth ist teurer als München

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Das Ergebnis des Rankings: Im Süden sind die Wohnnebenkosten oft deutlich niedriger als im Norden – mit 915 Euro Jahresbetrag lebt der Musterhaushalt in Regensburg am günstigsten, mit 2046 Euro in Leverkusen am teuersten. Fürth landet mit 1149 Euro auf dem 31. Platz. Wobei es durchaus überrascht, dass das sonst so teure München mit 1100 Euro Jahresbelastung günstiger ist als Fürth und auf Platz 26 rangiert. Wie das?

Zunächst einmal zur guten Nachricht: Fürth ist in den vergangenen Jahren nicht teurer geworden. Denn 2018 wurde die Untersuchung schon einmal durchgeführt; damals kam Fürth auf den 34. Platz mit Gesamtkosten von 1144 Euro – der Anstieg betrug also gerade einmal fünf Euro. Erklärung für die Kostenkonstanz: Die Grundsteuer ist seit 2010 unverändert, und bei Abfall und Abwasser war es laut Stadtkämmerin Stefanie Ammon zuletzt möglich, Rücklagen abzubauen und die Gebühren stabil zu halten.

Vergleicht man das Kostenniveau von Fürth mit Städten wie Erlangen (1057 Euro Jahresbelastung, Platz 19), stellt sich jedoch die Frage, warum die Kleeblattstadt schlechter abschneidet.

Das Abwasser beispielsweise ist in Fürth mit 430 Euro Jahresbelastung rund zehn Prozent teurer als in Erlangen (393 Euro). Ammon erklärt dies damit, dass Fürth bei der Einwohnerzahl prozentual stärker gewachsen sei als andere Städte; mit der Folge, dass ein zweistelliger Millionenbetrag in neue Abwasseranlagen investiert werden musste. "Das schlägt auf die Abwassergebühren durch."

Vereinfachendes Design

Oder die Höhe der Grundsteuer B: Sie kostet den Musterhaushalt in Fürth 470 Euro im Jahr, in Erlangen nur 370 Euro. Für diese Differenz spielen aus Sicht der Kämmerin zwei Gründe eine Rolle: Die Studie arbeite, erstens, bei den Immobilien mit einem bundesweiten Einheitswert. Faktisch jedoch gebe es hier deutliche Unterschiede. "Viele Städte haben höhere Einheitswerte als Fürth, weil dort teurer gebaut worden ist", sagt Ammon. "Hätte die Studie berücksichtigt, dass in Fürth niedrigere Einheitswerte vorliegen, würden wir besser abschneiden." Denn: Je niedriger der Einheitswert, desto niedriger üblicherweise die Grundsteuer. Zum schlechteren Abschneiden Fürths trage hier also schlicht das nicht ganz realistische Studiendesign bei. Einerseits.

Andererseits rührt der Unterschied bei der Grundsteuer B aber auch daher, dass Fürth mit 555 Prozent einen sehr hohen Hebesatz hat, wie Ammon einräumt. Begründung: Fürth sei eine strukturell ärmere Stadt mit vergleichsweise geringerem Steueraufkommen, weshalb der Hebesatz höher liege als andernorts.

Aber hat nicht Erlangen seinen Hebesatz zuletzt sogar von 500 auf 425 Prozent senken können? "Weil Erlangen deutlich mehr Gewerbesteuer eingenommen hat als in den Vorjahren", so Ammon. Fürth kann da nicht mithalten. Oft entscheidet schlicht die Wirtschaftskraft einer Kommune über die Abgabenhöhe. Und hier liegt dann auch der Schlüssel, warum München in diesem Wohnnebenkosten-Ranking noch vor Fürth liegt. Die Landeshauptstadt ist sehr reich. Laut Ammon ist sie mit gerade einmal 500 Euro je Einwohner verschuldet, Fürth mit 1700 Euro.

München ist so wohlhabend, dass es zuletzt nicht einmal Schlüsselzuweisungen aus dem kommunalen Finanzausgleich bekam. Kurzum: Eine derart privilegierte Kommune kann Steuern und Gebühren niedriger ansetzen. Dass Wohnen in München als Ganzes furchtbar teuer ist, steht auf einem anderen Blatt.

"Musterstadt Nürnberg"

Und Nürnberg? Landet im Ranking mit auf Platz sieben (1005 Euro Jahresbelastung), deutlich vor Fürth. Ausschlaggebend sind insbesondere die günstigen Müllgebühren in der Nachbarstadt – mit 142 Euro im Jahr liegt man bundesweit auf Platz zwei, Fürth mit 249 Euro auf Platz 33. Nürnberg sei fast schon eine Musterstadt in puncto Müllgebühren – seit Jahren schon, sagt Antonius Kaiser, Leiter des Fürther Amts für Abfallwirtschaft. Die Nürnberger Abfallgebühren kannten jahrelang tatsächlich nur eine Richtung: nach unten. Grund waren unter anderem gewaltige Überschüsse, aber auch sinkende Müllverbrennungskosten in der Anlage St. Leonhard-Schweinau, die den Gebührenzahlern zugute kamen.

Unter dem Strich aber, findet Stadtkämmerin Ammon, könne man auch in Fürth zufrieden sein. Denn: Mit Platz 31 liege man in der Gesamtbetrachtung noch im vorderen Drittel.

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