Wolf Butterback: Teiglinge made in Fürth

17.5.2018, 06:00 Uhr
Wolf Butterback: Teiglinge made in Fürth

© Hans-Joachim Winckler

Dynamik, dieses Wort lassen der Oberbürgermeister und sein Wirtschaftsreferent beim Pressetermin im neuen Werk gleich mehrfach fallen. Kein anderer Fürther Produktionsbetrieb, das betonen die beiden gerne, lege in Sachen Arbeitsplätze und Wachstum eine derartige Dynamik an den Tag wie Wolf Butterback.

Rückblick: Gegründet 1992 vom Steiner Bäckermeister Erwin Wolf, zog das Unternehmen im Jahr 2000 mit gerade einmal 50 Mitarbeitern von Nürnberg über die Stadtgrenze nach Fürth. Als Wolf sein Geschäft 2004 aus Altersgründen verkaufte, ging es an die Martin Braun KG, die zur Oetker-Gruppe gehört. Heute beschäftigt Wolf Butterback 550 Menschen, davon etwa 470 in der Produktion – und es werden stetig mehr.

Für 50 Millionen Euro hat das Unternehmen jetzt seinen Sitz an der Magazinstraße erweitert. Das Geld floss in ein zweites, 40 Meter hohes Hochregallager mit 8700 Stellplätzen für Paletten und in ein drittes Werk. Darin gehen in diesen Tagen zwei neue Produktionslinien in Betrieb. Schon jetzt fertigt man täglich 1,4 Millionen Teiglinge, wozu unter anderem 25 Tonnen Butter und 55 Tonnen Mehl benötigt werden. Die süßen und herzhaften Gebäckstücke wie Croissants und Plunder gehen beispielsweise an Bäckereien und Hotels. Fast ein Drittel ist mittlerweile für den Export in über 20 Länder bestimmt, hauptsächlich in Deutschlands Nachbarländer, aber auch Russland, die Türkei und Japan stehen auf der Liste. Um acht Prozent legte das Geschäft 2017 zu, für das laufende Jahr hat man bei Wolf Butterback ganz ähnliche Ziele. "Das sind schon chinesische Wachstumsraten", schwärmt Wirtschaftsreferent Horst Müller und vermeidet damit sogar das Wort Dynamik.

Geht es derart ungebremst weiter, können im gerade neugebauten dritten Werk vier weitere Produktionslinien die Arbeit aufnehmen. Außerdem bietet das Firmenareal ausreichend Platz für ein zusätzliches Gebäude mit vier Linien. Mitte der 20er Jahre könnte der Bau nötig werden, schätzt die Geschäftsleitung.

Ungelernte Kräfte

Was Oberbürgermeister Thomas Jung neben den steten Wachstumsmeldungen so gut gefällt: Wolf Butterback hat einen großen Bedarf an ungelernten Kräften. Zwei Drittel sind es in der Produktion, sagt Geschäftsführer Axel Dirschner. Der Rest der Belegschaft stamme überwiegend aus dem Bäckerfach. In Fürth leben, das weiß der Rathauschef, viele Menschen, die keine hochqualifizierte Ausbildung haben. Umso wichtiger sei ein Unternehmen wie Wolf Butterback für die Stadt. Wirtschaftsreferent Müller schließt sich an: "Ich bin höchst erfreut und dankbar, dass auch solche Arbeitsplätze angeboten werden."

Doch es gibt auch Schattenseiten: Im Herbst 2016 kam es zu Warnstreiks im Unternehmen, der Betriebsrat klagte, Teile der Belegschaft könnten vom Lohn nicht leben, müssten sich mit Nebenjobs über Wasser halten oder beim Arbeitsamt aufstocken. Die Geschäftsführung konterte, die Firma habe immer über dem Mindestlohn bezahlt und setze den Manteltarifvertrag des Bayerischen Bäckerhandwerks um. Man einigte sich am Verhandlungstisch, Warnstreiks gab es seitdem keine mehr. Sorgen bereiten derzeit am ehesten die Rohstoffpreise, der Preis für Butter schwanke stark, heißt es. Die Tiefkühlteiglinge made in Germany sollen dennoch auf Erfolgskurs bleiben. Das Ziel des Unternehmens: In einigen Jahren soll jedes zweite seiner Gebäckstücke einem Mensch im Ausland schmecken.

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