Wolfsgruber-Areal: Stadt Fürth gräbt alten Bunker aus

9.7.2020, 16:25 Uhr
Wolfsgruber-Areal: Stadt Fürth gräbt alten Bunker aus

© Foto: Johannes Alles

Nein, der Fund sei keine Überraschung, beteuert Ainsley Röder vom städtischen Hochbauamt. Im Rathaus habe man durchaus gewusst, dass sich unter einem zugewachsenen Hügel unweit der Pegnitz ein Bunker verbirgt. Von wem? "Von Zeitzeugen", sagt Röder.

Pläne oder andere Dokumente darüber liegen allerdings nicht vor. Deshalb blieb zumindest eine gewisse Spannung: Was genau würde man zutage fördern? Wie groß ist die Anlage tatsächlich? Ist sie noch intakt oder zerstört?

Zur Tat schritt man, weil die Stadt auf dem Gelände einen ambitionierten Neubau für das Heinrich-Schliemann-Gymnasium plant. Dass man das Grundstück vorab gründlich untersucht, sei ein ganz normaler Vorgang, sagt auch Baureferentin Christine Lippert.

Arbeiter legten nun einen rund 30 Quadratmeter großen, aus Ziegelsteinen gemauerten Bau frei, der komplett von Erdreich bedeckt war. Sein Dach besteht aus einer dicken Betonplatte. Eine Handvoll Stufen führt hinab zum Eingang.

"Es ist nur ein einzelner Raum, aber größer als gedacht", erklärt Aynsley Röder, viel mehr könne er nicht sagen. Weil man den Bunker – womöglich nach Kriegsende – verfüllt hat, muss er zunächst vom Schutt befreit werden. Arbeiter tragen ihn eimerweise hinaus. Ein Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege soll das Baujahr der Anlage auf 1943 geschätzt haben. In unmittelbarer Nähe fand man verbrauchte Munition: eine alte Geschosshülse, die nun ebenfalls untersucht wird.

Eigentlich wollten die Verantwortlichen im Rathaus kein großes Aufhebens von der Angelegenheit machen. Doch Anwohner und Schliemann-Gymnasiasten, deren Schulweg – ein Trampelpfad – über die Brachfläche bei der Mühle führt, wunderten sich zu Recht, warum das Gelände plötzlich weiträumig abgeriegelt wurde. Folglich setzte die Stadt am Donnerstag doch einen Pressetermin an.

Was tun?

Wie es mit dem Bunker weitergeht, bleibt vorerst offen. Die Behörden wollen ihn zunächst gründlich in Augenschein nehmen und vermessen. Lippert zufolge muss geklärt werden, ob sich das geplante Schulgebäude und die Schutzanlage überlappen.

"Sie dürfte etwa an der Kante liegen", sagt sie. Denkbar sei manches: Entweder werde der Bunker wieder verfüllt, komplett abgetragen oder vielleicht sogar ins Grundstück integriert. "Als Bierkeller für die Abiturienten", wie ein Journalist vor Ort scherzte.

Der Zeitplan für das Schulprojekt gerate dadurch nicht ins Wanken, versichern Lippert und Röder unisono. Ob der Bunker die Kosten in die Höhe treibt, lasse sich noch nicht sagen. "Bei einem Grundstück dieser Größenordnung muss man immer davon ausgehen, dass Unvorhergesehenes auftaucht", sagt die Baureferentin. Weitere Munition zum Beispiel – das restliche Areal wird erst noch untersucht. Ein zweiter Bunker zumindest sei ausgeschlossen.

Die FN suchen Zeitzeugen, die sich an den Bunker bei der Mühle erinnern. Wann wurde er gebaut, wie wurde er genutzt? Melden Sie sich bitte unter der Rufnummer 779 87 30 oder per Mail an redaktion-fuerth@pressenetz.de

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