Zerbrechlichkeit und Stärke

16.12.2010, 13:29 Uhr
Zerbrechlichkeit und Stärke

© Michael Müller

Carolin Gugel arbeitet mit Ton, der deutliche Feuermale hinterlässt. Die Künstlerin schuf eine Art Mumie, Körper oder Boot, ein Objekt, das in der Mitte offen ist. Zudem zeigt sie zwei hohe Wächter-Figuren, die den Eingang eines Hauses beschützen könnten, sowie einen stilisierten Kopf. Alle Arbeiten sind durch Risse geprägt, durch Brüche definiert. Die Spröde offenbart ihre Zerbrechlichkeit.

Ein ungewöhnliches Künstlerpaar sind Elke Schober und Lars Henning. Sie gestalten ihre Bilder strikt gemeinsam. Einer fängt links oben an, der andere rechts unten. Oder: Er entwirft eine Skizze, die sie ausführt. Beider Szenen sind skurril-surreal, die Details aber recht realistisch. Er pocht auf Genauigkeit, sie auf Phantasie – eine überzeugende Mischung.

Henrike Franz dagegen abstrahiert stark. Sie schuf die Serie „Verdinglichung“, Zeichnungen, in denen etwas Gestalt annimmt. Ob es ein Gedanke, ein Gespräch, ein organischer Prozess ist, das liegt im Auge des Betrachters. Das geheimnisvolle blutrote Ding, das diese Transformationen durchläuft, harmoniert mit der schwarz-weißen Umgebung; Linien, Strukturen und transparente Flächen erzeugen eine faszinierende Vielschichtigkeit.

Die Holzskulpturen Wolfgang Kindels kommen ebenso lebendig daher, dafür sorgen verschiedene Holzarten und Maserungen. Organische Formen wie Blätter und Kugeln werden leicht in Kiefer, erdig in Rotzeder oder edel in Kirsche interpretiert.

Romantisch angehauchte Acrylbilder steuert Antje Fries bei. Ausschnitte werden herausgegriffen, Details fast wie Stücke von bunten Stoffen ins Blickfeld gerückt. Füße im Gras und Zöpfe erinnern an heitere Sommertage. Peter Kolb erstaunt mit einem weiblichen, mit Zwiebeln behangenen, von Raben umkreisten Jesus — eine provokante, erotisch aufgeladene Arbeit. Kolb ist alles andere als prüde, er hat bereits bei Beate Uhse ausgestellt.

Ralf P. Begemann wiederum hat seine Fotografien am Computer verfremdet. Gesichter werden mit Konfetti geschmückt, Blumen wachsen aus Mündern und regnen vom Himmel, alles ist bunt und hat einen Comic-Touch. Tatsächlich entstand eine der Aufnahmen im Rahmen des Erlanger Comic-Salons, ein witziges, knalliges Universum. Elisabeth Hochleitner geht die Dinge intuitiver an. Sie zeigt in einer Mini-Studie in Mischtechnik einen gleichsam sezierten Stuhl, das Tier im Menschen und eine geheimnisvolle „Strophantin“, sehr abstakt und in Grüntönen gemalt.

Eine Schau ohne roten Faden. Stattdessen entdeckt man an jeder Wand Neues.

„Gruppe +“: Kunstraum Rosenstraße 12. Donnerstags und freitags 14—19 Uhr, samstags 11—17 Uhr, sonntags 14—17 Uhr. Bis 31. Dezember.