"Rumgeeiere"

Zirndorf: Hickhack um die Eisbahn setzt sich fort

9.5.2021, 21:00 Uhr
Zirndorf: Hickhack um die Eisbahn setzt sich fort

© Thomas Scherer

Bibertbad-Werkleiter Timo Schäfer hatte per Antrag einen Beschluss vom Juli 2016 hinterfragt: Nachdem damals sehr zum Ärger der sportbegeisterten Bevölkerung bereits die Schließung der Wintersportfläche beschlossen war, hatte sich der Stadtrat nach Protesten des Fördervereins darauf verständigt, die Anlage weiter zu betreiben, solange Sponsorengelder in Höhe von mindestens 28 000 Euro generiert werden können und die Fläche samt Equipment ohne großen Reparaturaufwand auskommt. Sollten Rechnungen über 10 000 Euro anfallen, sei erneut der Bäder-Ausschuss zu informieren.

Viel Potenzial

Werkleiter Schäfer ging es darum, den Fortbestand der Eisbahn "dauerhaft zu sichern und nicht an fixen Werten festzumachen". Seines Erachtens hat sie noch viel Potenzial: "Ich würde mich freuen", wandte er sich an die Ausschuss-Mitglieder, "würden Sie den Mut und das Vertrauen aufbringen, den Weg des weiteren Ausbaus gemeinsam zu gehen."


Blick zurück: Der erste Winter Gnadenfrist für die Zirndorfer Eisbahn


Dazu zählt Schäfer beispielsweise die Sommernutzung, etwa für Skater oder Hockey. Ein Angebot für die erforderliche Umrüstung hat das Bibertbad bereits vor längerem eingeholt, es belief sich auf 350 000 Euro.

Mit dem Antrag präsentierte Schäfer ein Marketingkonzept, dessen Kern ein Strategiepapier darstellt, wie das Sponsoring auf breitere Füße gestellt werden könnte – "vom Bürger bis zur großen Firma". Angedacht ist die Suche nach einem Hauptsponsor, der der Eisbahn dann auch seinen Namen geben könnte.

Spendername am Spind

Darüber hinaus sind verschiedene Kategorien vorgesehen, heruntergebrochen bis auf 50-Euro-Spenden, für die der Mäzen seinen Namen etwa auf einer nach ihm benannten Hütte, Pinguin-Laufhilfe, und selbst Spinden oder Tischen wiederfinden kann.

Letztmals geöffnet war die Bahn im Winter 2019/20, damals erstmals unter der Regie des neuen Werkleiters und ergänzt um zwei Hütten, die als Winterdorf Aufenthaltsraum sowie Snacks und Getränke boten. "Die Saison war ein Erfolg", blickt Schäfer zurück. Der Umsatz wurde um 25 Prozent gesteigert. Die Bahn sei sehr beliebt, ein Alleinstellungsmerkmal von Zirndorf und ihr Bekanntheitsgrad noch steigerbar.

Bisherige Sponsoren üben sich in Zurückhaltung

Nur auf die bisherigen Hauptsponsoren Tucher, Sparkasse und Raiffeisenbank kann die Eisbahn nicht mehr zählen, so Schäfer: Die Unterstützer hätten bereits 2019/2020 angedeutet, ihr Sponsoring in der bisherigen Form nicht weiter aufrechterhalten zu wollen.

Doch die 28 000 Euro sind nach Einschätzung Schäfers zu kompensieren. Sein Sponsoring-Konzept sollte denn auch Zustimmung finden.

Nicht durchgehen ließ die Mehrheit des Ausschusses die Aufhebung des 2016er-Beschlusses. Wofür Bürgermeister Thomas Zwingel (SPD) Unverständnis äußerte: Er begreife nicht, mit welcher Verve die Diskussion um den Fortbestand der Eisbahn bei einem fünfstelligen Defizit geführt werde, während man beim Bibertbad ein Minus von jährlich 2,5 Millionen Euro hinnehme.

Nicht vermittelbar

Der Bevölkerung sei nicht vermittelbar, dass man den Betrieb wegen ein paar tausend Euro, die eventuell fehlen, kippe. Daher bat er, den 2016er-Beschluss zurückzunehmen. Auch seine Parteikollegin Sandra Hauber erachtete es als Fehler, der Geschäftsführung "so ein Dogma aufzubürden".

Doch CSU und FW sehen die Werkleitung hier in der Pflicht. Ines Spitzer (CSU) forderte, den Beschluss als Zielsetzung beizubehalten, die 28 000 Euro seien im gemeinsamen Bemühen zu schaffen. Ihr Fraktionskollege Florian Schemm lehnte es ab, den Beschluss aufzuheben, "er war hart erstritten". Ralf Schmidt (FW) bewertete das Papier als eine Rückversicherung, sodass der Ausschuss "im Fall der Fälle" noch mal entscheiden kann.

"Die Eisbahn stirbt nicht"

Für Timo Schäfer heißt das nun nicht, "dass die Eisbahn stirbt, wir machen auf jeden Fall weiter". Langfristiges Ziel sei nach wie vor die ganzjährige Nutzung der Bahn, erklärte er auf Anfrage. Sollte eine größere Investition anstehen, entscheide der Stadtrat darüber ohnehin jedes Jahr aufs Neue. Denn das Gremium muss den Wirtschaftsplan des Bibertbads absegnen. Sandra Haubers Aussage im Ausschuss, das Hin und Her um die Eisbahn werde als "Rumgeeiere empfunden", scheint vor diesem Hintergrund nachvollziehbar.

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