Zoo Planert: Fürths letztes Tierfachgeschäft schließt

29.11.2020, 16:00 Uhr
Zoo Planert: Fürths letztes Tierfachgeschäft schließt

© Gwendolyn Kuhn

Dass man es bei Zoo Planert in der Blumenstraße mit Tieren gut meint, hatte sich unter diesen vielleicht schon herumgesprochen. Eines Tages nämlich, vor rund 16 Jahren, spazierte ein halb verhungertes Katerchen zur Tür herein – und blieb. Zwar nicht in der Zoohandlung direkt, aber es bekam ein Plätzchen zuhause bei Edeltraud und Werner Jäger.

Bis heute lebt der Kater bei den Eheleuten und wird sich vielleicht bald schon ein wenig wundern: Demnächst nämlich, Ende Dezember, werden die beiden ihr Geschäft für Heimtierbedarf nach 42 Jahren schließen, um sich zur Ruhe setzen – und plötzlich viel Zeit daheim verbringen.


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Das dürfte nicht nur viele Tierbesitzer treffen, sondern auch all jene Hunde treffen, die regelmäßig mitkamen, wenn Herrchen oder Frauchen sich mit Futter, Spielzeug oder ein paar Tipps eindeckten. Bekamen die Vierbeiner doch stets ein Leckerli an der Kasse. So mancher ließ sich in freudiger Erwartung davor nieder und war kaum wieder wegzukriegen.

Am schmerzlichsten aber wird das Ehepaar Werner sicherlich die vielen Fürther vermissen, die teils schon seit 1978 bei ihnen einkaufen, als sich der Laden noch in der Friedrichstraße befand. Seit Plakate in den Schaufenstern ankündigen, dass das Geschäft nicht mehr lang existiert, hören die Jägers viele Worte des Bedauerns.

Corona ist nicht schuld

Immer wieder fragen Kunden, ob Corona der Grund für die Schließung ist. "Die sind dann immer ganz erleichtert, dass wir nur wegen unseres Alters zumachen", sagt Werner Jäger, der wie seine Frau auch nun immer öfter Geschenke von treuen Kunden überreicht bekommt.

Eben erst ist eine ältere Dame vorbeigekommen, um eine Tüte voller Lebkuchen und selbst gestrickter Schals zu überreichen. Solche Begegnungen und die Plaudereien mit den Menschen – das ist es, was den Jägers am meisten fehlen wird im Ruhestand.

"Unsere Kunden sind ein ganz besonderer Menschenschlag", sagt Edeltraud Jäger, die einst Zookauffrau lernte und dann mit ihrem Gatten, einem Großhandelskaufmann, den Laden eröffnete. "Wer ein Tier hat, ist fast immer sehr rücksichtsvoll, da kommt viel Liebe rüber."

Natürlich wurde auch oft über die haarigen Familienmitglieder gesprochen, die, das haben die Jägers beobachten können, im Lauf der Zeit immer mehr Zuwendung bekamen. Auch habe sich der Markt für Haustiere stark gewandelt. Das Futter sei besser geworden, das Zubehör hochwertiger, die Käfige größer.

Schühchen für Hunde?

Manches aber haben sich die Jägers geweigert, in ihr großes Sortiment aufzunehmen. Minderwertige Futterdosen etwa oder Dinge, die Tieren offensichtlich nicht gut tun. Eine Zeit lang, erinnert sich Edeltraud Jäger, gab es Schühchen für Hunde. Sowas hat sie abgelehnt: "Das tut einem Hund doch nicht gut, wenn er nicht mehr erspüren kann, worauf er läuft", entrüstet sich die 63-Jährige, die über 30 Jahre Erfahrung mit Hunden hat.

Vielen Fürthern dürfte es fehlen, das letzte Geschäft für Heimtierbedarf aller Art in der Innenstadt. Etlichen Kunden war es auch Treffpunkt und Ort zum Austausch über die tierischen Mitbewohner.

Keinen Nachfolger gefunden

Wo sie alle nun künftig einkaufen werden? Auch darüber haben sich die Jägers nachgedacht, denn einen Nachfolger für ihren Laden haben sie nicht gefunden. Sie verweisen nun an einen Gartenmarkt in der Südstadt, der eine Zooabteilung hat. Sogar die Busverbindungen dorthin haben sie für ihre Kunden herausgesucht.

Darüber, dass ihnen im Ruhestand fad werden könnte, machen sich die beiden keine Gedanken. Sie möchten die Umgebung mit dem E-Bike erkunden, den Garten genießen und die Zeit, am Morgen noch genüsslich eine dritte Tasse Kaffee trinken zu können. Und dann ist da ja auch noch der Kater. Er dürfte sich über zusätzliche Streicheleinheiten freuen.

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