Zu wenige Termine? Fürther Impfzentrum kontert Kritik

9.1.2021, 06:00 Uhr
Das Fürther Impfzentrum.

© Hans-Joachim Winckler Das Fürther Impfzentrum.

Seit knapp zwei Wochen ist das Impfzentrum an der Rosenstraße inzwischen in Betrieb, die jüngste Pressemitteilung von Stadt und Landkreis Fürth las sich wie eine hervorragende Bilanz: Man sei für die Herausforderung "bestens" gewappnet, die Versorgung von Pflegeeinrichtungen und des Klinikums sei "reibungslos" angelaufen und die Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth (AGNF) sei ein überaus kompetenter Partner, hieß es darin. Lediglich die Lieferung des Impfstoffes gehe noch nicht so schnell vonstatten, wie OB Thomas Jung und Landrat Matthias Dießl sich das wünschen.

"Wir verbocken es nicht"

Viele Bürger hatten einen ganz anderen Eindruck: Die Redaktion erreichten zahlreiche Zuschriften verärgerter und verunsicherter Bürger, die telefonisch trotz zig Versuchen einfach nicht durchkamen, um einen Termin auszumachen – derzeit gibt es allerdings ohnehin keine mehr, weil die Warteliste mit um die 350 Menschen voll ist und nicht so viel Impfstoff geliefert wurde wie angekündigt.

Die FN hakten am Freitagmittag bei Landratsamtssprecher Christian Ell nach. Flugs wurde eine Pressekonferenz anberaumt, Rechtsreferent Mathias Kreitinger, Klaus Meyer von der AGNF und der ärztliche Leiter des Impfzentrums, Dr. Michael Hubmann, sollten Rede und Antwort stehen.

Der Tenor: Man hänge am Tropf der bayerischen Staatsregierung, von den Weisungen aus München sei die Arbeit in Fürth abhängig. Die Änderungen kommen teilweise im Stundentakt, so Kreitinger. Angesichts von mehr als 15.000 Menschen über 80 in der Stadt und im Landkreis und einer gleichzeitig sehr hohen Impfstoff-Nachfrage sei eine "gewisse Unzufriedenheit" absehbar gewesen. Meyer betonte: "Wir verbocken es vor Ort nicht."

Vier Mitarbeiter aus der Verwaltung beantworten die Anrufe, auch wenn vorgesehen ist, dass die Bürger ihre Termine online vereinbaren – was für viele über 80-Jährige jedoch ein Problem darstellt.

Notgedrungen hat die AGNF dafür vorübergehend ein eigenes Portal erstellt. Denn die Staatsregierung hatte bereits zum 15. Dezember eine bayernweite Registrierungsplattform angekündigt – bisher ließ sie auf sich warten.

Am Montag nun soll sie mit beinahe zwei Monaten Verspätung an den Start gehen: Impfwillige können dort Informationen eintragen, die für den Pieks relevant sind. In einem nächsten Schritt ab dem 20. Januar können konkrete Impftermine digital vereinbart werden, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag mit.

Ebenfalls ab kommender Woche wird im Namen von OB Jung und Landrat Dießl ein Schreiben an alle Menschen aus der Stadt und dem Landkreis verschickt, die älter als 80 sind. Darin weisen die Politiker auf das Portal hin.

Bis zum 20. Januar soll Klaus Meyer zufolge auch das Verwaltungspersonal – derzeit 16 Mitarbeiter – im Curanum verdoppelt werden; auch, um die zahlreichen telefonischen Anfragen in den Griff zu kriegen. Vergangene Woche wurden an einem Spitzentag 11 000 Anrufe verzeichnet. Der Ansturm war zu groß, das Team schaltete die Bandansage ein, die auf die Onlineseite verweist.

Die Mitarbeiter erfassen über die Hotlinenummern (09 11) 95 09 17-0 und -20 ab Montag die Daten derjenigen über 80-Jährigen, die ihre Informationen nicht selbst in das bayernweite System eintragen können oder niemanden haben, der das für sie übernimmt.

Aber auch hier stellt Kreitinger klar: "Wir können nicht jedem ein Freizeichen anbieten." Hubmann unterstreicht: "Wir werden zusammen Geduld brauchen." Denn, so Meyer, man wolle kein Callcenter einrichten, sondern das Hauptaugenmerk weiterhin auf den Betrieb und die Abläufe im Impfzentrum und in den Seniorenheimen legen.

Es mache ohnehin keinen Sinn, zu viele Mitarbeiter für den Telefondienst abzustellen, um Termine bis in den Mai zu vergeben. Denn: Kurzfristige Änderungen werfen immer wieder sämtliche Planungen über den Haufen, so Meyer.

Die Arbeit der Impfteams – bisher wurden vor Ort im Curanum und mobil in Pflegeheimen um die 1800 Menschen geimpft – sei immer abhängig von den Dosen, die geliefert werden. Am Freitag kamen um die 600 in Fürth an. Bis 15. Januar kann noch sicher geplant werden: Die Verantwortlichen rechnen alle dreieinhalb bis viereinhalb Tage mit je um die 600 Stück.

Ab dem 15. Januar soll Fürth zweimal pro Woche beliefert werden. Darauf stützen sich zumindest die aktuellen Planungen . . .

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