Endlich wieder Präsenzunterricht 

Zurück im Präsenzunterricht: "Wir müssen ihnen Mut machen"

7.6.2021, 22:00 Uhr
Zurück im Präsenzunterricht:

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Die Schulhäuser sind wieder voller Leben: Erstmals seit Mitte Dezember sind die Klassenzimmer komplett gefüllt.

An diesem Morgen zeigt der Kalender im Raum der Klasse 1b der Fürther Pestalozzischule noch den 9. März, an diesem Tag fand hier das letzte Mal Wechselunterricht statt. Präsenzunterricht mit der gesamten Klasse, das gab es nicht mehr, seit Bayern am 16. Dezember in den harten Lockdown ging.


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"Es fühlt sich einfach gut an, die Kinder nun vor sich sitzen zu haben und nicht nur am Bildschirm zu sehen", sagt Margit Stadler. Der Lehrerin ist die Wiedersehensfreude genauso anzumerken wie den 20 Jungen und Mädchen. Endlich können sie wieder mit ihren Kameraden in den Pausen spielen und dem Banknachbarn im Unterricht etwas ins Ohr flüstern.

Zu Beginn steht natürlich das Testen auf dem Programm, zwei Tests pro Woche sind momentan Pflicht für alle, die am Präsenzunterricht teilnehmen. Dafür nimmt sich die Pädagogin besonders viel Zeit, immerhin ist es für knapp die Hälfte der Klasse das erste Mal, dass sie sich selbst ein Stäbchen in die Nase stecken müssen. Margit Stadler hat sich von dem schönen Erklärvideo der Augsburger Puppenkiste inspirieren lassen, spielerisch holt sie die Schülerinnen und Schüler in ein kleines Forscherlabor. Das funktioniert wunderbar, und am Ende sind alle Teststreifen negativ.

Der sonst übliche Sitzkreis fällt momentan noch aus. Eine Auflockerungseinheit zwischendurch muss aber sein und funktioniert auch mit Maske sehr gut: Ausgelassen bewegen sich die Erstklässler zur Musik aus dem CD–Player.

Worauf sie sich nach der langen Zeit am meisten gefreut haben? Darauf, die Freunde wiederzusehen, da sind sich fast alle einig. Dem Lernen am Bildschirm trauern sie wohl erst mal nicht hinterher. "Das hat mir nicht so viel Spaß gemacht", sagt Max, der sich aber am meisten darüber freut, an dem neu installierten Rollerständer vor dem Schulhaus sein kleines Schloss ausprobieren zu können.

Zeit fürs Miteinander

Ein bisschen war’s wie nach den Sommerferien, sagt Claus Binder, Rektor der Soldnerschule, über das große Wiedersehen. In den nächsten Tagen werde es vor allem darum gehen, "sich neu zu finden". Gerade das Soziale, das Schule ausmacht, sei ja lange weggefallen.

Ganz oben stehe jetzt, das Miteinander wieder zu erleben und zu erlernen, "auch das Streiten". Eine fünfte Klasse zum Beispiel plane bereits einen Ausflug, weil sich die Schüler kaum kennenlernen konnten in diesem Schuljahr. Zugleich werde man weiter vorsichtig sein müssen, sagt Binder, "die Seuche ist ja noch nicht vorbei".

"Lücken kann man schließen"

"Wir sind alle glücklich, dass wieder Leben im Haus ist", sagt auch Konstantina Brown-Pfeiffer, Leiterin der Leopold-Ullstein-Realschule. Was jetzt, nach der langen Pause, wichtig sein wird für die Kinder und Jugendlichen? "Dass man ihnen Mut macht, Sorgen nimmt."

Tatsächlich befürchten Experten, dass mit dem Präsenzunterricht Wissenslücken sichtbar werden, Leistungsängste auftauchen. "Lücken kann man schließen", beruhigt Brown-Pfeiffer. "Und wir unterstützen dabei mit allen Kräften." Sie ist sich sicher: Die Kinder, "die kriegen das hin!"

Auch im Staatlichen Schulamt freut man sich, dass der Präsenzunterricht losgeht – und es gelungen ist, die Lehrkräfte zu impfen. Schulamtsdirektorin Ulrike Merkel ist überzeugt: An den Schulen werden jetzt alle, Lehrer wie Sozialpädagogen, wachsam sein und reagieren, wenn sich Nöte zeigen. Mit Hilfe von Tutoren, die gerade gesucht werden, und von Lehramtsanwärtern, die Stunden aufstocken, will man rasch Unterstützung anbieten. Außerdem werde an weiteren Ideen gearbeitet, wie Stoff aufgeholt werden kann.

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