Zusatz-Feiertage als Corona-Bonus? "Da fehlen mir die Worte"

7.2.2021, 16:00 Uhr
Zusatz-Feiertage als Corona-Bonus?

© Fotos: Hans-Joachim Winckler

Den Feiertag vom Wochenende an einem Werktag nachholen, quasi verpackt als Corona-Bonus? Stefanie Ammon hat von diesem Vorstoß, der auf Bundesebene aus den Reihen von SPD, Grünen und der Linken kommt, noch nichts gehört, als die FN sie anrufen. Der 1. Mai, der 3. Oktober und Weihnachten – sie fallen heuer auf Samstage und Sonntage. Das kommt zwar auch in anderen Jahren vor, in anstrengenden Pandemie-Zeiten aber wiege das besonders schwer, finden die Politiker, die sich für den Ausgleich stark machen.


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Die Personalreferentin der Stadt klingt zwar nicht so, als würde sie einen solchen Vorschlag gleich kategorisch ablehnen – aber Fürth liegt nun einmal in Bayern. Und da war doch was? "Wir sind, was Feiertage angeht, ohnehin in einer sehr komfortablen Situation", sagt Ammon.

Und zwar im Vergleich mit den anderen Bundesländern. Auf immerhin zwölf solcher arbeitsfreien Tage im Jahr bringen es die Bürger zwischen Garmisch-Partenkirchen und Hof. Niedersachsen und Hessen beispielsweise hinken da mit zehn Tagen ein wenig hinterher.

Wäre Bayern diesbezüglich nicht ohnehin schon der Primus, könnte sich Stefanie Ammon eine solche Kompensation, die es – ganz unabhängig von Corona – bereits in 85 Ländern, darunter Italien, Spanien oder Polen gibt, eventuell vorstellen. Aber so? Vielleicht, sagt sie, wäre mit Blick auf die Pandemie, allenfalls einmalig ein zusätzlicher freier Tag möglich.


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Thomas Mörtel, Geschäftsführer der Fürther Kreishandwerkerschaft, hat für zusätzliche Schließtage nur ein Kopfschütteln übrig. Er bekommt hautnah mit, wie sehnsüchtig etwa die Friseure darauf warten, wieder öffnen zu dürfen.

"Wenn es dann endlich soweit ist, wollen sie für ihre Kunden da sein und nicht gleich wieder zumachen müssen", glaubt er. Das Gleiche gelte etwa für Schreiner und Fliesenleger. Sie dürfen zwar während des Lockdowns arbeiten, mussten aber ihre Ausstellungsräume für den Kundenverkehr sperren. Sie per gesetzlicher Regelung nun wieder komplett zum Dichtmachen zu verdonnern, hält er für ein fatales Zeichen.

Anders sähe es aus, wenn Arbeitgeber das frei und in Absprache mit ihren Mitarbeitern entscheiden dürften. Mörtel denkt dabei etwa an Handwerker, die ja weiterhin an Um- oder Neubauten schuften durften und während der Pandemie nicht zum Durchschnaufen gekommen sind.

Kampf ums Überleben

Doch selbst in solchen Fällen sieht er das Verlegen von Feiertagen kritisch: "Der dritte Oktober ist nun mal dafür da, an diesem Datum der deutschen Einheit zu gedenken. Ihn dann auf den vierten Oktober zu verlegen, wird dem Anlass einfach nicht mehr gerecht."


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Gerd Wagner kann kaum fassen, was da gerade diskutiert wird: Als Geschäftsführer des Ladens "Staudt’s" an der Freiheit und als Sprecher der Fürther Einzelhändler sei er Teil einer "Branche, die wirklich ums Überleben kämpft, man kann es nicht anders sagen", so Wagner – "und da fehlen mir die Worte!"

So viele Menschen seien derzeit in Kurzarbeit und zuhause. Auch sein Team. Denn "Click and Collect" sei zwar eine "feine Sache, ein bisschen was geht", sagt er. "Aber es reicht nicht, um meine Mitarbeiter zu beschäftigen." Ein Vierteljahr schon waren die Geschäfte nun insgesamt zu. Und ein Ende sei nicht in Sicht.

Den Vorschlag, all diesen Menschen noch mehr Zeit zuhause zu geben, könne er nicht ernst nehmen. "Das ist eine Wahlkampfrakete."

Der Verweis auf andere Länder, in denen die Kompensation üblich ist, überzeugt Wagner nicht: Dann müsse man sich auch ansehen, ob diese ein vergleichbares Sozialsystem haben "und was Arbeitnehmer dort bekommen, wenn sie sechs Wochen krank sind". Hinzu kommt, dass Deutschland bei der Zahl der Urlaubstage andere Staaten hinter sich lässt.

Offen für kreative Wege, Wertschätzung zu zeigen

Schwierig fände eine pauschale Regelung auch Tobias Wittmann, Geschäftsführer von Rauh Erodiertechnik und Vorsitzender der Fürther Wirtschaftsjunioren. Noch konnte er sich im Kreis der Mitglieder nicht über den Vorstoß austauschen; er könne daher nur für sich sprechen. Manche Branchen, gibt er zu bedenken, haben heuer womöglich nur vier, fünf Monate, um Umsatz zu schreiben. Eine Entscheidung über zusätzliche Feiertage müsse man deshalb der Branche oder dem Unternehmen individuell überlassen.

Wittmann selbst zeigt sich offen dafür, kreativ über Anreize für Mitarbeiter nachzudenken. Schließlich werde ihnen recht viel abverlangt. Die Bonus-Tage könnten ein Weg für manche Betriebe sein, Wertschätzung zu zeigen und dem Personal etwas Gutes zu tun, meint er, gerade für solche, die sich mit monetären Prämien schwer tun.

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