Zirndorf: Zwei Urnengänge werden wieder vereint

22.2.2020, 08:00 Uhr
Zirndorf: Zwei Urnengänge werden wieder vereint

© Hans-Joachim Winckler

Aus dem üblichen Sechs-Jahres-Takt geraten war die Bürgermeisterwahl, als sich Altbürgermeister Virgilio Röschlein (SPD), Vorvorgänger von Amtsinhaber Thomas Zwingel (SPD), 1994 aus dem Amt zurückzog. Mit Erreichen der Altersgrenze von 65 Jahren hatte Röschlein sein Amt zur Verfügung gestellt.

Eine Korrektur des bayerischen Kommunalwahlrechts taktete die unterschiedlichen Termine von Bürgermeister- und Stadtrats- bzw. Gemeinderatswahl wieder in den üblichen Turnus ein. Kurz bevor sie griff, war 2006 in Zirndorf Bürgermeisterwahl. So wurde Zwingel erst bei seiner Wiederwahl 2012 in eine um zwei Jahre verlängerte Amtszeit geschickt. Bei der Kommunalwahl am 15. März hat der Bürger nun wieder beides in der Hand. Und ab Mai 2020 laufen die Amtsperioden von Stadträten und Rathaus-Chef dann wieder parallel.

Mannschaftsstärken variieren

Zur Wahl stehen dieses Mal Kandidaten von SPD, CSU, Grünen, Freien Wählern, AfD, FDP und Linker und somit so viele wie noch nie, wenngleich die Mannschaftsstärke der Bewerber gerade bei Grünen, Linken, FDP und AfD überschaubar und teils weit von den 30 möglichen Listenplätzen entfernt ist. Jede Partei bzw. Gruppierung schickt auch einen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen .

Bei der Bürgermeisterwahl 2012 holte Zwingel mit 57,1 Prozent der Wählerstimmen bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit und damit den Spitzenposten im Rathaus. Allerdings wäre bei insgesamt vier Kandidaten bereits damals mit einer Stichwahl zu rechnen gewesen. Bei nun sieben Kandidaten scheint das schier unausweichlich. "Es sei denn, man heißt Ulrich Maly", verweist Zwingel schmunzelnd auf die letzte Wahl des Oberbürgermeisters von Nürnberg: Maly setzte sich 2014 selbst bei acht Mitbewerbern im ersten Wahlgang mit 67 Prozent durch. Käme es in der Bibertstadt zur Stichwahl, wäre es das erste Mal, dass die Zirndorfer einen amtierenden Bürgermeister in diese Situation zwingen würden.

Zu den gehäuften Bewerbern für den Bürgermeisterstuhl kam es letztlich kurzfristig. Erst nachdem der AfD-Kreisverband Fürth-Neustadt/ Aisch angekündigt hatte, mit Claus-Georg Pleyer einen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen zu schicken, meldeten FDP und Linke ebenfalls Aspiranten an. Paul Reubel von der FDP begründete seine Kandidatur ausdrücklich mit der Hoffnung, der AfD ein paar Stimmen abspenstig machen zu können. Und auch für Volker Berdich von der Linken geht es darum, "in einer Zeit, in der neuer Faschismus in Deutschland keimt, Haltung zu zeigen und aktiv zu werden".

Bürgermeister Zwingel hatte bereits während des städtischen Neujahrsempfangs unter dem Applaus von Politikern aller Couleur dazu aufgerufen, Kandidaten demokratischer Parteien zu wählen.

Schade wäre es, so Zwingel, würde die Bundespolitik die Kommunalwahl Zirndorfs überlagern, "denn es geht hier nicht um Brüssel, Berlin oder München, sondern um das, was wir in Zirndorf bewegt haben und bewegen können".

Dass die Vielzahl der Wahlvorschläge auch den "Großen" – SPD und CSU halten je elf Sitze im 30 Mitglieder zählenden Stadtrat – Mandate kosten können, ist absehbar. Dem unbenommen geht die CSU erklärtermaßen mit dem Ziel ins Rennen, die SPD abzuhängen und den künftigen Bürgermeister zu stellen. Zwingel gibt sich realistischer: "Wir wollen unsere Stärke halten."

Die Grünen haben derzeit vier Sitze, die Freien Wähler drei. Der ursprünglich Vierte in deren Bunde, Murat Bülbül, ist 2015 aus der Fraktion ausgeschert und verabschiedet sich zum Ende der Amtsperiode als Parteiloser aus der Stadtratsarbeit in Zirndorf.

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