Zwischen Barockmusik und Swing

13.5.2010, 00:00 Uhr

Es ist müßig zu fragen, ob festliche Barockmusik oder fetzige moderne Rhythmen im Big-Band-Stil dem Posaunenchor mehr liegen. Sie brillierten unter der Leitung von Hans Knöllinger in Werken von Bach und Händel genauso wie in Kompositionen des zeitgenössischen Komponisten Michael Schütz. Dennoch ragten zwei Werke von Johann Sebastian Bach aus dem Programm heraus. In dem Kantatenchorsatz »Erschallet ihr Lieder«, der in barocker Spielweise als Bearbeitung für eine Concertinogruppe, den Tuttichor und Pauken erklang, wurden die Interpreten auch professionellen Ansprüchen vollauf gerecht, und in dem Chorsatz »Heiligste Dreieinigkeit« begeisterten die Solisten mit technischer Brillanz und Klangschönheit.

Mühelos gelang die Verwandlung in eine Big Band mit den jazzig-fetzigen Stücken »Samba-Cha« und »Straight Ahead« von Schütz, rhythmisch unterstützt vom Schlagzeuger Tobias Birke. Musikalisch begrüßt wurden die Zuhörer mit »Welcome« des gleichen Komponisten, und als festlicher Abschluss erklang ein Allegrosatz von Georg Friedrich Händel.

Dass dieses hohe musikalische Niveau auf Chorleiter Hans Knöllinger zurückzuführen ist, der nicht nur seine Bläser musikalisch führt, sondern als Landesposaunenwart auch Chorleiter ausbildet, fasste der Landesobmann des Posaunenchorverbandes Bayern, Pfarrer Hans-Jürgen Johnke, in dem Satz zusammen: »Trotzdem kann ich ihn nicht heilig oder selig sprechen.« Seit 40 Jahren leitet er den Posaunenchor, seit 50 Jahren spielt er schon Trompete im Vincenzenbronner Chor. Dafür wurde er mit Urkunde und Bläsernadel geehrt. Für 60-jähriges Spielen im Posaunenchor wurde Hans Ulsenheimer geehrt, für 50 Jahre Erwin Müller und für 25 Jahre die drei Posaunistinnen Gerlinde Behringer, Heike Raab und Andrea Weber.

Aufgelockert wurde das Programm des Festabends durch Liedvorträge des Gesangvereins Fernabrünst unter der Leitung von Hans Doßler, gemeinsam gesungene geistliche Lieder und Erlebnisberichte von der Reise in die damalige DDR und nach Brasilien. Dieses Erlebnis wurde durch die Anwesenheit des brasilianischen Pfarrers Walthier Weber noch einmal in Erinnerung gerufen, der mit seiner Familie am Festabend teilnahm.

Vorsitzender Alfred Besendörfer begrüßte mit dem Bibelwort »Lobet den Herrn mit Posaunen« zum Ehrenabend im Festzelt eine große Zahl von Gästen aus dem politischen, kirchlichen, musikalischen und dörflichen Leben, die in ihren Grußworten lobende Worte für die Vincenzenbronner Bläser fanden, die nicht nur im Gottesdienst spielen, sondern auch bei vielerlei Anlässen in der Ortschaft und darüber hinaus.

Lustig wurde es, als Chorleiter Hans Knöllinger die Trompeter, Posaunisten und den Euphoniumbläser mit einem geistreichen Vortrag zu körperlichen Übungen animierte, nachdem sie bei Konzerten normalerweise sitzen. Und in einer raffinierten Bearbeitung des Chorals »Großer Gott, wir loben dich« wurde dann anschaulich dargeboten, wie dieser Choral vor 100 Jahren sehr festlich klang und in einer zeitgenössischen Version »verswingt« erklingt. Besinnliche Worte, ein Gebet und den Segen sprach Pfarrer Otto Schrepfer, ehe der Abend musikalisch ausklang. GÜNTER GREB