Zwischen Baustelle und Hörsaal

7.9.2012, 19:00 Uhr
Zwischen Baustelle und Hörsaal

© Roland Fengler

„Auf der Baustelle kann ich sehen, wie etwas entsteht“

Weil er sich damals wohl gründlich gelangweilt hatte, wurde Tim, der heute 18 Jahre alt ist, in der Grundschule nach drei Monaten von der ersten Klasse in die zweite versetzt. So hat er mit 17 sein Abitur erworben. Obwohl er all die Jahre offensichtlich ein guter Schüler war, sagt er heute sichtlich erleichtert: „Super ist an diesem dualen Studiengang, dass man keine Berufsschule besuchen muss! Auf den Baustellen kann ich arbeiten und sehen, wie etwas entsteht.“

Eine Zwischen- und eine Gesellenprüfung zum Spezialfacharbeiter Maurer, wie die Berufsbezeichnung genau lautet, muss Tim aber trotzdem nach dreieinhalb Jahren bei der Handwerkskammer ablegen. „Kein Problem“, erklärt er gelassen. „Die Hochschule vermittelt ja die entsprechende Theorie.“ Danach sind noch eineinhalb Jahre Studium zu absolvieren. In dieser Zeit wird Tim auch weiterhin in den Ferien als Maurer bei dem Fürther Bauunternehmen Schenk tätig sein.

Tim Rónay wollte also nach dem Abitur erst einmal etwas Praktisches machen und nicht sofort wieder büffeln. Er mochte aber auch nicht auf eine Hochschulausbildung verzichten. Mit seiner Entscheidung zu einem dualen Studiengang ist er offensichtlich glücklich: Mit den Kollegen versteht er sich prima, die Arbeiten machen ihm Spaß, ob es ums Mauern, Verschalen, Kanal verlegen, ums Verputzen oder um Armierung und kleinere Stahlbauarbeiten geht.

Zwischen Baustelle und Hörsaal

© Fotolia

„Ich habe auch schon gepflastert“, berichtet Tim. „Wichtig sind bei all diesen Tätigkeiten: Konzentration und Zuverlässigkeit.“ Voraussetzung für die Ausbildung sind die Hochschul- oder Fachhochschulreife, mathematisch-technisches Verständnis, aber auch Kommunikationsfähigkeit. „Interessant ist, dass ich immer wieder auf einer anderen Baustelle tätig bin. Mal wird ein Kindergarten gebaut, anschließend wieder ein Bürogebäude oder ein Reihenhaus. Dass zwischendurch auch Aufräumarbeiten nötig werden, ist ganz klar.“ Und dann gibt es für den 18-Jährigen noch eine angenehme Komponente: „Man verdient schon einmal Geld“, strahlt er.

Wind und Wetter machen Tim nicht zu schaffen: „Wir haben zu Hause einen großen Garten, außerdem spiele ich Fußball. Da bin ich einiges gewohnt“, erzählt er.

Nur einmal während seiner bisherigen Ausbildung wäre er gerne an anderer Stelle gewesen: als er bei drei Grad minus in einem Keller beschäftigt war und draußen schon die Frühlingssonne strahlte und wärmte. An die körperliche Arbeit müsse man sich gewöhnen, das stimme schon. „Fünf Monate ununterbrochen arbeiten, bis man Urlaub bekommt, ist am Anfang ebenfalls hart“, räumt Tim ein. „Während der Schulzeit gab es in wesentlich kürzeren Abständen Ferien.“ Doch auch das hat er schnell weggesteckt.

„Die zusätzliche berufliche Erfahrung, die neben dem Studium gesammelt wird, ist viel wert“, betont Ausbildungsleiter Hans-Werner Enzner. Und Schenk-Geschäftsführer Hans Arnold ergänzt: „Auch für die Firmen sind dual ausgebildete Fachkräfte interessant. Man kann sie besser einschätzen als die Bewerber, die direkt von der Uni kommen.“

„Die Firmen

suchen solche Leute“

Tim ist jetzt, nach viel Praxis, neugierig aufs Studium. Nach dessen Abschluss mit dem Bachelor of Engineering möchte er den Master machen. Und dann? „Ich werde mich informieren, wo jemand mit dieser Qualifikation gesucht wird. Gerne würde ich im Bereich Statik oder Planung arbeiten oder eine Bauleitung übernehmen.“ Geschäftsführer Arnold: „Die Firmen suchen solche Fachleute!“ Tim Rónay wird also vermutlich in Zukunft gute Berufschancen haben.

Infos zum Beruf: Hans Arnold, Firma Georg Schenk, Siegelsdorfer Straße 55, Fürth

Mail: Hans.Arnold@gs-schenk.de

Hochschule: www.ohm-hochschule.de

Arbeitsagentur Nürnberg

Richard-Wagner-Platz 5, 0911/5290

Arbeitsagentur: berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/index.jsp

 

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