Zwischen den Köchen liegen 60 Jahre

9.7.2014, 16:00 Uhr
Zwischen den Köchen liegen 60 Jahre

© Thomas Scherer

Hans-Peter Haas ist ein Sonderfall. Bei ihm ist es noch gar nicht so lange her, dass er sich Tag für Tag auf den Weg zum Klassenzimmer machte. Aber Haas hatte sich ja auch für eine extralange Schulzeit entschieden: Bis 2011 war er Rektor der Pestalozzischule.

Weil er es auch im Ruhestand nicht zu ruhig haben möchte, engagiert er sich im Seniorenrat – und ergriff jetzt die Gelegenheit, für einen Nachmittag ins Schulleben zurückzukehren. Mit einigen Altersgenossen und ebenso vielen Schülern band er sich in der Hans-Sachs-Schule in Stadeln die Schürze um. Seit drei Jahren kommen hier Rentner und Mittelschüler zum Kochen zusammen. Die Senioren sind offenbar heiß begehrt: „Ich kann mich vor Kindern nicht retten“, sagt Ute Rögner, Fachlehrerin für Hauswirtschaftslehre. Ohne Scheu, erzählt sie, gehen die jungen Menschen auf die Gäste zu. „Ich denke, manchen fehlt einfach eine Oma oder ein Opa.“

Jeder Schüler darf sich einen Partner wählen, mit dem er Vorspeise, Hauptgericht oder Dessert zubereitet. Doch wie spricht man die älteren Herrschaften an? Rögner erinnert sich schmunzelnd an einen Jungen, der besonders höflich war und sein Gegenüber fragte: „Haben Sie die Ehre, mit mir zu kochen?“

Während der Kurs an der Hans-Sachs-Schule als Wahlfach angeboten wird, ist das Seniorenkochen an der Soldnerschule auf der Hardhöhe in den Hauswirtschaftsunterricht eingebettet. An der Kiderlinschule in der Südstadt wiederum war der Kurs bislang für die Ü-Klasse gedacht, also für Jungen und Mädchen, die erst seit kurzem in Deutschland leben. „Wir haben festgestellt, dass man beim Kochen wunderbar Deutsch lernen kann“, sagt Erika Schneider, die das Projekt als Seniorenrätin mitinitiiert hat. Dort gehen Alt und Jung auch gemeinsam einkaufen.

Regional, saisonal und preiswert soll das Menü sein, das am Ende aufgetischt wird. An der Hans-Sachs-Schule dürfen die Senioren und die Schüler abwechselnd den Speiseplan vorgeben. So können die Älteren ihr Wissen weitergeben und, das zumindest hofft Ute Rögner, den Appetit wecken auf Rosenkohl oder Rote Beete.

In Erinnerung bleiben wird dem Nachwuchs definitiv die Nudelmaschine, die einer der Senioren mitbrachte: „Die war das Highlight, so etwas hatte noch niemand gesehen“, sagt Haas. Selbstgemachte Nudeln wurden gekocht und mit den handelsüblichen verglichen. Das Fazit: Selbstgemachtes sei immer die beste Wahl – selbst wenn die Nudeln mitunter nicht sehr ansehnlich geraten. Eine „ausgesprochene Aufmerksamkeit“ hat Haas bei den jungen Menschen beobachtet. Und ein intensives Interesse: „Da wäre jeder Lehrer neidisch.“

Gerne würde der Seniorenrat das Projekt auf weitere Stadtteile ausweiten, sagt Gabriele Höfler, die seit kurzem den Ausschuss für Gesundheit des Seniorenrats leitet. Eine neue Schule wird ab Oktober dabei sein: Erstmals werden Senioren auf der Hardhöhe mit den Kindern der Grundschule Soldnerstraße kochen. Dabei kooperiert der Seniorenrat mit dem Gemeinde Hardhöhe Hilfenetz (GeH Hin), das eine Initiative der Heilig-Geist-Kirche und der Diakonie Fürth ist.

Fürther, die gerne mitkochen würden, können sich beim Seniorenrat melden unter Tel. 974 18 39. Immer wieder hat das Gremium auch Kochkurse nur für Senioren im Angebot.

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