Zwischen Gänsehaut und Eiseskälte

16.8.2013, 14:45 Uhr
Zwischen Gänsehaut und Eiseskälte

© mj

Die Freilichtbühne gilt als heikle Spielstätte, selten proppenvoll, oft gähnend leer. Welche Erfahrung macht dort der Fü-Jazz Club?

Hausen: Es ist höchst unterschiedlich. Wir hatten schon 250 Leute, als vor wenigen Wochen Yogo Pausch mit seinen Trommlern auftrat. Aber da war auch der Eintritt frei. Und dann gibt es wieder Konzerte, da spielen wir vor 20 Leuten.

Trotzdem spielen sie im dritten Sommer 15 Konzerte, mehr als zuvor. Warum?

Hausen: Weil hier alle Bands unglaublich gern spielen. Das liegt an dieser einzigartigen Atmosphäre. Jedes Konzert ist ein Gänsehautkonzert. Wer hier auftrat, möchte wiederkommen.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Betreiberin Angelika Schaller?

Hausen: Wir fühlen uns gern gesehen, immerhin bekommen wir eine saubere Bühne. Sie mag unsere Konzerte sehr.

Nun ja...

Hausen: Nein, riesig ist die Unterstützung nicht. Aber da müsste man wohl eher die Unterstützung seitens der Stadt anmahnen. Was die Stadt mit dieser altehrwürdigen, renovierungsbedürftigen Bühne macht, das tut einfach weh.

Was tut Ihnen denn weh?

Hausen: Man hat das Gefühl, im Kulturreferat ist die Freilichtbühne ein lästiges Thema. Ich fände es wichtig, wenn das Programm endlich in die städtische Werbung mitaufgenommen würde. Auf so etwas sind wir Künstler dringend angewiesen. Aber da tut sich schlicht und einfach gar nichts. Man überlässt Frau Schaller die Sache, obwohl sie bestimmt eine sehr hohe Miete an die Stadt zahlt.

Der Fü-Jazz Club war zuletzt auf unsteter Spielstätten-Wanderschaft. Wissen Sie schon, wie es nach der Open-Air-Saison weitergehen soll?

Hausen: Es geht zu unserer ganz großen Freude auf der Babylon-Kellerbühne weiter, unser erstes Konzert wird dort am 12. September laufen. Wir waren ja zweieinhalb Jahre lang bis 2009 im Raum 4 (so hieß die Kellerbühne damals, FN), viele meinen bis heute, dies sei der schönste Spielort gewesen. Dann ging der Raum4-Chef nach Berlin, unsere Zeit war abgelaufen. Nun kehren wir zurück. Die Babylon-Betreiber wollten, dass wir dort wieder was machen. Das macht mich unglaublich glücklich, denn das Babylon ist, im Gegensatz zur Freilichtbühne, im städtischen Verteiler drin. Wir dürfen uns deshalb also berechtigte Hoffnung auf mehr Zuhörer machen.

Wie oft geht der Fü-Jazz Club ins Babylon?

Hausen: Vorerst sind zwei Termine pro Monat geplant.Ein Konzert, eine Session.

Ihr Verein spielte eine zeitlang in der Südstadt, dann zuletzt ein Jahr im Zett 9 in der Theresienstraße. Was ist denn aus diesem organisatorischen Duett geworden?

Hausen: Die Zusammenarbeit mit Thomas Ermer war toll, es lief ohne Wenn und Aber. Aber dann hieß es von einer Mitarbeiterin des Jugendamtes, dass unsere Konzerte mit Jugendarbeit nichts zu tun hätten, die Kooperation damit beendet sei. Wollen Sie wissen, wo mir das mitgeteilt wurde?

Bitte.

Hausen: Auf der Freilichtbühne, ganz beiläufig am Rand eines unserer Konzerte vor wenigen Wochen. Traurig.
 

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