Fünf Jahre nach dem Rücktritt: CSU streitet über Stoiber

13.1.2012, 22:30 Uhr
Fünf Jahre nach dem Rücktritt: CSU streitet über Stoiber

© dapd

Seehofer hatte gesagt, dass es sich um einen Sturz Stoibers gehandelt habe und dass es ein Fehler gewesen sei, „eine erfolgreiche Persönlichkeit auszuwechseln“.

„Die Wörter Fehler und Putsch treffen die Vorgänge absolut nicht“, sagte Huber der „Süddeutschen Zeitung“. Es schmerze ihn, „wenn hier völlig unzutreffend von Putsch geredet wird“. Huber fügte hinzu: „Auch der Rücktritt war ein Alleingang von Edmund Stoiber.“ Beckstein sagte der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag), Seehofers Einschätzung sei „überflüssig“.

Stoiber selbst sagte der „SZ“ rückblickend: „Wenn man so lange und eng mit der Partei verbunden ist und spürt, dass manche auf Biegen und Brechen eine Veränderung wollen – dann tat das weh.“ Er betonte: „Die CSU stand bei meinem Abschied noch hervorragend da.“

Huber dagegen betonte: „Kreuth 2007 hat uns vor der Oppositionsbank gerettet.“ Wenn es die Fraktionsklausur damals nicht gegeben hätte, „dann wäre wahrscheinlich noch im selben Jahr oder spätestens 2008 die CSU in der Opposition gelandet“. Die bayerische Opposition habe damals angekündigt, ein Volksbegehren zur Auflösung des Landtags in die Wege zu leiten. „In der CSU war man der Auffassung, das schaffen die“, sagte Huber. Es wäre dann zur Auflösung des Landesparlaments und zu Neuwahlen noch im Jahr 2007 gekommen.

Beckstein sagte, die Art und Weise des Wechsels sei „eindeutig von Edmund Stoiber selbst vorgenommen“ worden. Auch die Darstellung Hubers, dass sie beide „in der Loyalität zu Stoiber gestanden“ hätten, sei absolut richtig, sagte Beckstein.

„Es gäbe heute, 2012, keinen Ministerpräsidenten der CSU, keinen Minister der CSU, wenn nicht die Fraktion in einer Ansammlung des gesamten Mutes, in einer Konzentration des Selbsterhaltungstriebes, beschlossen hätte, dem übermächtigen Stoiber ins Antlitz zu sagen: Es geht nicht mehr so weiter“, betonte Huber.

Höchsdramatisch hat Bayerns Finanzminister Markus Söder den damaligen Rücktritt Stoibers empfunden. In einem Gespräch mit dem "Münchner Merkur" sagte der gebürtige Nürnberger: „Für mich waren das die bislang dunkelsten Stunden meines politischen Lebens. Ich habe echt gelitten – eine Woche des Schmerzes.“

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