Für den Artenschutz: Fürth lässt künftig seltener mähen

15.10.2019, 05:47 Uhr
Ungewohnte Pracht noch im Herbst: Im Sommer wurden außer einer Wiese südwestlich des Waldmannsweihers zwei Flächen im Südstadtpark als Blühstreifen angelegt. Wie man sieht, haben sie sich bestens entwickelt.

© Hans-Joachim Winckler Ungewohnte Pracht noch im Herbst: Im Sommer wurden außer einer Wiese südwestlich des Waldmannsweihers zwei Flächen im Südstadtpark als Blühstreifen angelegt. Wie man sieht, haben sie sich bestens entwickelt.

In Privatgärten machen immer mehr Mähroboter kurzen Prozess mit Blühflächen, auf öffentlichen Grünflächen hält die Stadt mit einem neuen ökologischen Pflegekonzept dagegen. Die Folge: Im öffentlichen Raum der Kleeblattstadt wird es immer bunter und wilder – ein Kontrastprogramm zu vielen trostlosen Rasen- und Kieswüsten rund um Eigenheime. Das freut nicht nur das Auge, sondern auch Insekten, deren Nahrungsquellen durch das Veröden der Landwirtschaft immer mehr versiegen.

Die Stadt reagiert damit nicht nur auf das erfolgreiche Artenschutz-Volksbegehren, sondern auch auf vermehrte Bitten aus der Bevölkerung, die sich gegen das früher gewünschte häufige Mähen wenden. Und nicht zuletzt kommt sie dem Drängen der Kreisgruppe des Bundes Naturschutz entgegen, die ein verbessertes Mähkonzept und eine nachhaltige Pflege von Baumstandorten fordert. Unter Bäumen will das Grünflächenamt jetzt wesentlich seltener mähen. Auf neu angelegten Baumscheiben sollen künftig blütenreiche Saatgutmischungen die Ökobilanz verbessern und den Pflegeaufwand verringern.

Mehr Staudenpflanzungen

Insgesamt bedeutet das kürzlich im Bauausschuss vorgestellte Pflegekonzept jedoch keine Arbeitsersparnis. Vielmehr muss neues Mähwerk angeschafft werden und von den Geräteführern wird ein "hohes Maß an Beobachtung, Mitdenken, Flexibilität und Eigeninitiative" gefordert.

Für 25.000 Euro im Jahr will das Grünflächenamt ab 2020 neue Blühflächen anlegen und Stauden pflanzen. Wobei Staudenpflanzungen, die jetzt etwa an der Unterfürberger Straße für neuen Blickfang sorgen, wesentlich kostenintensiver, dabei jedoch ökologisch wirkungsloser sind, als Blühflächen.

Auch Dächer sollen grüner werden

Nicht nur weil der Wildwuchs aus Gründen, die sich dem Grünflächenamt bisher noch nicht erschließen, nicht überall hervorragend gedeiht, wird er nach Angaben der Behörde in der öffentlichen Wahrnehmung gering geschätzt. Ein Großteil der schonend gepflegten Areale wurde bisher auf abgelegenen ökologischen Ausgleichsflächen eingerichtet. Aktuell verfügt die Stadt über 40 Hektar solcher Ausgleichsflächen. Das entspricht 56 Fußballfeldern.

Grenzen setzen der kommunalen Öko-Initiative im Straßenraum allerdings die Vorschriften zur Verkehrssicherheit. Deshalb sind entlang von Straßenzügen vor allem kalkliebende Staudenpflanzungen vorgesehen, die die Sicht nicht einschränken. Gemulcht werden sie mit Kalksplitt, der freilich nichts mit den pflegeleichten aber tristen privaten Schottergärten gemein hat. Herkömmliche Bankette werden nur noch zweimal im Jahr gemäht, beim ersten Mähgang im Frühjahr zudem nur auf reduzierter Breite. Bei Entwässerungsgräben wird bereits seit einiger Zeit mit Rücksicht auf Amphibien und Insekten im jährlichen Wechsel nur eine Grabenseite abgemäht.

Komplettiert wird das neue Konzept des Fürther Grünflächenamts vom Bemühen um eine Begrünung weiterer öffentlicher Dächer und Fassaden. Zum neuen Aushängeschild könnte das begrünte Parkhaus an der Gebhardtstraße werden. Die Fürther SPD fordert in diesem Zusammenhang ein kommunales Förderprogramm für Fassaden- und Hausbegrünungen.

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