Medienbildung
Für immer mehr Menschen gehören Podcasts zum Alltag
5.5.2021, 09:40 UhrGerichtsreporterin Ulrike Löw und Volontärin Lena Wölki stellten die True-Crime-Reihe „Abgründe“ vor, in der Verbrechen besprochen werden, die sich in Franken und der Oberpfalz ereigneten. Volontärin Isabella Fischer gehört zum Team „Mit.Menschen“, in dem besondere Menschen aus der Region zu Gast sind.
Welche technische Ausrüstung ist notwendig, um einen Podcast zu erstellen? Wie lange dauert das Produzieren einer Folge? Was ist der Unterschied zwischen einem Podcast und einem geschriebenen Beitrag? 20 Klassen aus allen Schularten beteiligten sich mit Fragen an der Veranstaltung.
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Was ist der Vorteil eines Podcasts?
"Egal wann und egal ob ich frühstücke, jogge oder koche: Ich kann einen Podcast überall abrufen“, sagt Lena Wölki. „Und mir genau das Thema aussuchen, das mir gerade gefällt.“ Mittlerweile nutze jeder dritte Deutsche täglich das Format, sagte Moderatorin Joanna de Alencar Baban im Studio der Mediaschool Bayern in München.
Wie lange dauert die Produktion einer Folge?
Das dauert insgesamt eineinhalb Tage, schätzt Isabella Fischer, die zum "Mit.Menschen"-Team gehört. "Wobei die Aufnahme selbst mit 45 bis 60 Minuten die wenigste Zeit in Anspruch nimmt." Aber sie bereite sich intensiv auf ihre Gäste vor, sagt die 26-Jährige, "damit sie merken, dass ich mich ehrlich für sie interessiere." Hinzu komme hinterher die Nachbearbeitung, also der Schnitt.
Welche Technik ist notwendig?
"Das ist ja das Coole: Das ist mit wenigen Mitteln machbar", sagt Isabella Fischer. Theoretisch reicht ein Handy. Einfache Schnittprogramme wie Audacity seien kostenlos. "Der Ort der Aufnahme sollte schalldicht sein, um eine gute Tonqualität zu haben." Außerdem ist natürlich ein Konzept wichtig und ein Themenplan für einige Folgen.
Was ist der Unterschied zu einem Text?
„Ich kann die Menschen einfach reden lassen“, berichtet Lena Wölki „und habe nicht den Druck, dass alles auf eine halbe Seite passen muss.“ Ein Podcast ist aber vor allem persönlicher. Ulrike Löw formuliert es so: „Die Stimme bringt Stimmung zum Ausdruck.“ Das wirke authentisch, was auch Rückmeldungen deutlich machen: „Zuhörende haben schon geschrieben, dass sie an bestimmten Stellen Tränen in den Augen hatten“, erzählt Isabella Fischer.
Sprecht ihr mit den Verbrechern?
Gerade das True-Crime-Format ist sehr beliebt, „weil der Mensch schon immer fasziniert war vom Bösen“, sagt Ulrike Löw. Seit 15 Jahren berichtet die Gerichtsreporterin über Prozesse in der Region. Aus journalistischer Sicht bietet der Podcast neue Möglichkeiten, alte Verbrechen zu thematisieren. „Es geht nicht darum, Menschen erneut an den Pranger zu stellen. Sondern darum, zu sensibilisieren. Böses geschieht oft ohne Absicht und muss nicht die Tat eines bösen Menschen sein.“
Eine Folge mit einem Verbrecher als Gast gab es bislang nicht. „Wir müssen journalistisch abwägen, wem wir aus welchen Gründen eine Plattform bieten“, sagt Ulrike Löw. Besondere Gäste hätten aber bereits teilgenommen, etwa eine Psychologin. „Sie hat bei der Einordnung geholfen“, berichtet Lena Wölki. „Die Frage, die wir uns damals gestellt haben, war: Warum bleibt eine junge Frau jahrelang bei einem Mann, der sie zur Prostitution zwingt?“
In einer weiteren „Abgründe“-Folge war eine der Frauen zu Gast, die schwerste Verletzungen nach der Messerattacke eines Mannes in Nürnberg überlebte. Ulrike Löw erinnert sich: „Wie sie den Überfall, die Schmerzen, die Angst verarbeitet hat, hat mich zutiefst beeindruckt. Sie wollte bei uns auftreten, um Menschen Mut zu machen.“
Wie findet ihr die Gäste für "Mit.Menschen"?
„Auf unterschiedlichstem Weg“, sagt Isabella Fischer, „und oft zufällig.“ Das war zum Beispiel bei Mecnun Giasar so. Die Volontärin folgte ihm privat auf Instagram und erfuhr so, dass er aus Fürth kommt. Bislang waren die Gäste immer Erwachsene. Isabella Fischer nutzte die Gunst der Stunde und rief die Schülerinnen und Schüler auf: „Sagt uns Bescheid, wenn ihr Jugendliche kennt, die etwas Tolles tun oder erlebt haben!“
Der Schülermedientag wird veranstaltet von der bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit und findet anlässlich des Tags der Pressefreiheit statt, der am 3. Mai war. Neben dem Verlag Nürnberger Presse beteiligten sich zahlreiche andere Medienhäuser in Bayern, 806 Schulen nahmen an 15 Talks teil.
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