Fürth: Chaos beim S-Bahn-Start

12.12.2010, 19:50 Uhr
Fürth: Chaos beim S-Bahn-Start

© Michael Müller

Fahrgäste standen am provisorischen hölzernen Bahnsteig teils eine ganze Stunde in der bitteren Kälte. Zum Fahrplanwechsel hatten Deutsche Bahn und VGN den Start des erweiterten Nürnberger S-Bahn-Netzes angekündigt.

Auf der Linie der S1 Hartmannshof-Bamberg, die mitten durch Fürth führt, können aber in der ersten Woche, so hieß es vorab, wegen der "komplexen Inbetriebnahme der Stellwerkstechnik" noch keine S-Bahnen auf der Hauptachse zwischen Nürnberg und Fürth verkehren. Weil überdies die neuen, barrierefreien S-Bahn-Züge noch nicht zur Verfügung stehen, kommen ältere Garnituren zum Einsatz.

Auf Fürther Terrain wird seit der Nacht zum Sonntag also die Teilstrecke zwischen Fürth Hauptbahnhof und Bamberg bedient. Das ist auch der Fall, allerdings ist der Start hier begleitet von Ausfällen, Pannen und einer sich permanent widersprechenden Informationspolitik der Bahn vor Ort.

"Was heißt das denn jetzt?"

Am frühen Nachmittag am Fürther Hauptbahnhof: Die elektronische Anzeigetafel verkündet den Ausfall der S1, die um 12.57 Richtung Bamberg abfahren soll. Eine gut halbe Stunde zuvor ist schon mal eine S-Bahn nicht erschienen. 

Entnervt entschließen sich einige Fahrgäste, den provisorischen Bahnsteig nun zu verlassen. Eine junge Frau dreht sich noch einmal um - und liest jetzt, der Zug komme lediglich fünf Minuten später. Sie und andere Bahnkunden beschließen zu warten.Per Lautsprecher ist dann die Rede von zehn Minuten Verspätung. Die Anzeigetafel wiederum verkündet zwischendurch, die S1 nach Forchheim falle aus.

Maria Arndt (75) muss nach Buttenheim, die Station befindet sich zwischen Forchheim und Bamberg. Sie rätselt: "Was heißt das denn jetzt? Fährt dann auch kein Zug nach Bamberg, denn der muss doch über Forchheim? Oder fährt der Zug nach Bamberg und hält bloß nicht in Forchheim?"

Bahn: "Ein problemloser Start"

Tatsächlich kommt eine S-Bahn. Noch weiß niemand, wohin sie fahren wird. Am Zug selbst steht "Nürnberg". Aber nach Nürnberg fährt vorerst von Fürth aus doch gar keine S-Bahn.... Und keiner der Anwesenden will dorthin. Die Menschen steigen ein - und hoffen, in einer S-Bahn zu sitzen, die sie an ihr Ziel bringt.

"Im Großen und Ganzen war es ein problemloser Start", kommentiert Bahnsprecher Franz Lindemair unterdessen von München aus die Inbetriebnahme des erweiterten S-Bahn-Netzes im Großraum Nürnberg. Lediglich zwischen Fürth und Forchheim seien einige Fahrten ausgefallen, weil zwei S-Bahnen Störungen an den Türen gehabt hätten.

Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Lindemair dies am späten Nachmittag mit technischen Störfeuern, zu denen es zwischen Loks und Wagen unterschiedlicher Hersteller gekommen sei. Für die irrenführende Informationspolitik seines Unternehmens am Bahnsteig entschuldigt er sich. Eine Erklärung dafür hat er nicht. Mit Verweis auf den Berufsverkehr am Montag sagt er am Sonntag noch: "In der Werkstatt arbeiten alle mit Hochdruck. Alle wissen, morgen muss es klappen.“

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