Fürther Protest: Gegen S-Bahnhof im Niemandsland

24.3.2010, 00:00 Uhr
Fürther Protest: Gegen S-Bahnhof  im Niemandsland

© Hans-Joachim Winckler

Lothar Wüstner ist entsetzt, wenn er an den Irrsinn denkt, den er anprangert. »Mitten in der Prärie«, in Steinach, solle ein Bahnhof entstehen, klagt der Vorsitzende des Behindertenrats der Stadt Fürth. Der öffentliche Nahverkehr müsse hin zu den Menschen kommen, nicht umgekehrt, verlangt er. Er befürchtet eine massive Mobilitätseinschränkung für Behinderte und Senioren, wenn der vorhandene Bahnhof Vach an der alten Bahnstrecke aufgelöst wird und der abgelegene Haltepunkt in Steinach angesteuert werden muss. Zudem müsste während des Baus ein provisorischer Bahnhof in Stadeln-Süd errichtet werden, obwohl in Vach doch schon ein Haltepunkt vorhanden sei.

Gewerbepark schon lange vom Tisch

Bei Steinach war vor vielen Jahren ein gemeinsamer Gewerbepark der Städte Fürth, Erlangen und Nürnberg geplant. Um ihn besser zu erschließen, sollte die neue S-Bahn-Trasse in Richtung Erlangen von der bestehenden Bahnstrecke wegführen, die A73 queren und nach einem Schwenk durchs Knoblauchsland wieder zurück zur alten Trasse gelangen. Der Gewerbepark ist schon lange vom Tisch, der S-Bahn-Verschwenk aber bleibt.

Die Bahn hält daran fest, obwohl ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten des Tüv Rheinland jüngst ergab, dass der Streckenverlauf parallel zur vorhandenen Trasse einige Millionen Euro billiger wäre. »Der Verschwenk ist ökologischer Wahnsinn«, meint der Fürther Landtagsabgeordnete Horst Arnold (SPD), der wie Christine Stahl (Grüne) und Petra Guttenberger (CSU) die Petition unterstützt.

Sind Berechnungen aus dem Jahr 2004 überholt?

Statt die billigere, effizientere und ökologischere Lösung zu wählen, würde man für den neuen Bahndamm lieber rund 25.000 Lastwagen-Ladungen an Material herankarren und landwirtschaftlich hochwertige Flächen vernichten. Die Starrheit im Planungsverhalten müsse abgelegt werden, fordert Arnold. Die Berechnungen aus dem Jahr 2004 seien einfach überholt.

»Landschaftsschutzgebiete werden zerstört, Orte zerteilt und Verbindungsstraßen gekappt«, legt Wüstner nach. Um dies zu verhindern, haben der Behindertenrat und das Aktionsbündnis nun in München eine Petition an Landtagspräsidentin Barbara Stamm übergeben.

Nürnberger SPD-Landtagsabgeordnete für den Schwenk

Hingegen treten die Nürnberger SPD-Landtagsabgeordneten Angelika Weikert, Helga Schmitt-Bussinger und Stefan Schuster für den Schwenk der Trasse ein, weil sie die Ansiedlung von Betrieben in der Schmalau begünstige.