Fusion der Diakonie: Dicker Fisch im Haifischbecken

21.3.2019, 18:30 Uhr
Die Diakonie muss beweisen, dass sie Unternehmertum und christliche Werte auf dem knallhart umkämpften Gesundheitsmarkt vereint.

© privat Die Diakonie muss beweisen, dass sie Unternehmertum und christliche Werte auf dem knallhart umkämpften Gesundheitsmarkt vereint.

Pfarrer Wilhelm Löhe würde staunen, könnte er die neuesten Nachrichten über "seine" Diakonie Neuendettelsau lesen. Man darf sich Löhe, der 1854 als Pfarrer den Grundstein für den heutigen Sozialkonzern legte, als gewissenhaften und frommen Mann vorstellen. In dieser Tradition sieht sich auch das neue Unternehmen Diakoneo, daran ließ Vorstandschef Mathias Hartmann keinen Zweifel.

Aber geht das zusammen? Auf einem knallharten Gesundheitsmarkt, beeinflusst von staatlichen Regelungen, auf dem sich kommunale, private und soziale Träger tummeln? Geprägt ist dieser Markt vom Zwang zur schieren Größe, ohne die in Zukunft vor allem die Krankenhäuser kaum mehr lebensfähig sind. Ein Grund, warum sich private Klinik-Gesellschaften mit Vorliebe "Rosinen" herauspicken, und Fachkliniken betreiben für alles, was Geld bringt. Die kommunalen und sozialen Träger kümmern sich derweil darum, dass für jeden Bürger ein Krankenhaus in der Nähe liegt. Die Rechnung geht immer weniger auf. Das zeigt jüngst das Beispiel des Krankenhauses Hersbruck, das geschlossen werden wird. Im Schwäbischen liegt im Konflikt mit dem dortigen Landkreis ebenfalls ein Problem, das nun die Franken bei Diakoneo mit lösen müssen.


Fusion: In Neuendettelsau entsteht Diakonie-Riese


Die (alte) neue Diakoneo-Führung will weiterhin ein Sozialunternehmen für alle sein, nicht der Rendite eines Eigentümers verpflichtet. Laufen muss der Laden dennoch. Der Grund für den Optimismus und das Selbstvertrauen der Neuendettelsauer: Einerseits ist eine Diakonie nicht getrieben vom Markt wie die Privaten, andererseits kann sie professioneller agieren als manches kommunale Krankenhaus, das von Entscheidungen von Kommunalpolitikern abhängt, die nicht immer dem Betrieb zugutekommen.

Spannend zu sehen, wie der neue Diakonie-Riese in die Zukunft geht. Einen berühmten Grundsatz des ehrwürdigen Pfarrers Löhe wird Diakoneo sicher nicht einhalten können. "Ich diene weder um Lohn noch um Dank, sondern aus Dank und Liebe."

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