Gedankenleser auf den Spuren von Copperfield und Siegfried & Roy

29.8.2012, 09:51 Uhr
Gedankenleser auf den Spuren von Copperfield und Siegfried & Roy

© dapd

Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft der Zauberkunst 2012 in der Sparte Mentalmagie im englischen Blackpool hat den Mittelfranken Christoph Kuch nun ein Lockruf aus Hollywood erreicht: Das „Magic Castle“ in Los Angeles, der berühmteste Zauberclub der Welt, möchte den deutschen Magier engagieren.

„Auch wenn ich eine Art magischer Hellseher bin, mit einem solchen Angebot hätte ich nicht mal im Traum gerechnet“, freut sich Kuch. Das amerikanische Zauberschloss gilt als das Mekka der Magie. Das Gebäude erinnert mit seinen verspielten Türmchen ein wenig an die Zauberschule „Hogwarts“ aus den Harry Potter-Büchern. Es wurde 1908 erbaut und ist seit den 60er Jahren im Besitz der „Academy of Magical Arts“. Für Zauberer wie Besucher gelten die gleichen strengen Regeln: Hinein darf nur, wer eine persönliche Einladung erhalten hat. David Copperfield und Siegfried & Roy haben hier ihre Karrieren begonnen.

Während Copperfield Ferraris und Siegfried & Roy Tiger verschwinden lassen, haben es Christoph Kuch die Gedanken angetan. Im Hauptberuf ist der Familienvater aus Stein im Landkreis Fürth Niederlassungsleiter eines großen Baukonzerns. Schon als Kind hat er gerne gezaubert. Seit acht Jahren beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit der Königsdisziplin der Zauberei, der Mentalmagie. Kuch weiß Dinge, die andere nicht wissen, kann die Farbsteine eines Zauberwürfels mit verbundenen Augen wieder in die richtige Reihenfolge bringen und rechnet schneller als ein Taschenrechner. Auf der Bühne entlockt er seinen „Opfern“ sogar die PIN-Nummer der EC-Karte.

Fiktion und Psychologie

Selbst lässt sich der Diplomkaufmann dagegen nicht in die Karten schauen. Nur so viel gibt er preis: „Was ich mache, ist eine Mischung aus Realität und Fiktion, aus Psychologie, unbewusster Beeinflussung und Zauberei“, erklärt Kuch. „Wenn die Batterie einer Fernbedienung leer ist, drücken wir fester auf die Knöpfe, obwohl das ja eigentlich völliger Quatsch ist“, sagt Kuch. Solche typischen menschlichen Angewohnheiten nutze er aus. Manchmal sei es aber auch nur pure Mathematik. Auf Kuchs Homepage www.gedankenexperimente.com kann jeder selbst ein paar Tricks des Magiers testen.

Mit der Titanic zum Weltmeister-Titel

An seinem spektakulärsten Bühnentrick hat er mehrere Jahre gearbeitet: Es ist eine imaginäre Tauchreise zum versunkenen Luxusliner Titanic. Wie tief wird getaucht? Wie heißt das Tauchboot? Welches Jahr steht auf einer alten Münze? Eine Frau aus dem Publikum darf sich alles frei ausdenken. Dann öffnet Kuch einen Briefumschlag, auf der die Daten der Tauchreise stehen. Es sind genau die Angaben, die die Frau gemacht hat. Am Ende der Show nimmt Kuch eine Kette von seinem Hals. An dieser hängt eine Münze. Die Jahreszahl, die sich die Frau ausgedacht hat, ist darin eingraviert. Mit diesem spektakulären Auftritt sicherte sich der Mentalmagier die Weltmeisterschaft in Blackpool unter 160 Teilnehmern aus 26 Ländern und vor rund 3.000 Zuschauern. Auch das „Magic Castle“ wurde so auf den Mittelfranken aufmerksam. 2011 gewann er bereits die Deutsche Meisterschaft der Zauberkunst – die Voraussetzung um bei der Weltmeisterschaft teilnehmen zu können.

Bis Ende des Jahres muss sich der Hobby-Magier entscheiden, ob er das verlockende Angebot aus Hollywood annehmen will. „Ich habe ja Familie, da ist das alles nicht so einfach“, sagt Kuch, der seine Fähigkeiten schon mal bei Verhandlungen mit Kunden nutzt. „Ein guter Trick bei Verkaufsgesprächen ist zum Beispiel, die genau gleiche Körperhaltung wie sein gegenüber einzunehmen, da ist die Atmosphäre sofort entspannt“, verrät der Zauberer. Allerdings hat auch er seinen Meister bereits gefunden: die eigene Frau. „Sie ist einfach undurchschaubar, da habe sogar ich keine Chance“, schmunzelt Kuch.
 

Keine Kommentare