GFE-Prozess: Wackelt die Strategie der Ankläger?

4.11.2012, 15:05 Uhr
GFE-Prozess: Wackelt die  Strategie  der Ankläger?

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Ein paar Internet-Prospekte von billigen chinesischen Notstromaggregaten genügten, und Firmenspitze wie Entwicklerteam waren von L.s Einkaufsqualitäten überzeugt. Schwupps wurde Anfang 2010 eine Reise für eine Handvoll GFE-ler in die Volksrepublik organisiert. Und dort wurden sich die Manager schnell mit Produzenten einig, die BHKW und Container liefern sollten.

Ein paar Wochen später kamen zwar die richtigen Motoren in Deutschland an. Peinlich aber, dass die Generatoren nicht für die Einspeisung ins Stromnetz ausgelegt waren. Aufwändige Nachrüstungen, geplant von einer Nürnberger Motorenfirma, waren die Folge. Doch das Debakel hatte keine Konsequenzen für den neuen Einkäufer.

Zeuge weiter im Visier der Ermittler

Letztlich habe er wegen laufender Streitigkeiten mit „Chefentwickler“ Karl M. seinen Dienst bei der GFE im Oktober 2010 quittiert, behauptete Martin L. kürzlich im Prozess. Da saß er als Zeuge vor dem Landgericht. Obwohl er genauso auf einem der Anklagstühle hätte sitzen können: Gegen ihn werde weiter ermittelt, bestätigte die Staatsanwaltschaft. „Jeder hat versucht, dem anderen den schwarzen Peter zuzuschieben“, fasste L. die Zustände bei der GFE zusammen. Jetzt versucht L. als Belastungszeuge anscheinend, seine mögliche Beteiligung am von der Anklage behaupteten „bandenmäßigen Betrug“ herunterzuspielen.

Auch, dass die GFE wie von der Staatsanwaltschaft behauptet den Geschäftsbetrieb nur vorgespiegelt habe, erlebte L. anders. „Mehrere 100 Motoren waren bei den Chinesen ganz bezahlt, weitere 1000 zu 30 Prozent angezahlt. Dasselbe bei Containern“, gab er vor Gericht zu Protokoll.

Für die Anwälte der GFE-Angeklagten gab es einige Überraschungen, etwa eine Filmvorführung. Auf zwei Polizei-Videos war zu sehen, wie Ermittler am 30. November 2010 die GFE-Geschäftsräume in der Dieselstraße in Nürnberg durchsuchten. Auch wenn einer der Streifen ziemlich viel Chaos in der Werkstatthalle zeigte: 30 Minuten lang war im Hintergrund ein tuckernder Motor zu hören. Das BHKW in der Dieselstraße hatte also selbst am Durchsuchungstag Strom ins Netz eingespeist. Das Pikante dabei: Die Anwälte wussten nichts von den Aufnahmen. Deshalb sind sie sauer. Denn laut Susanne Koller, der Pflichtverteidigerin von Chefentwickler Karl M. machen die Filme deutlich: „Das war kein Vorspiegeln eines Geschäftsbetriebs.“
 

Am Montag wird der Prozess fortgesetzt.

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