Grobe Fehler: Darum rollte Güterzug ungebremst durch Franken

28.8.2019, 16:42 Uhr
Der Güterzug des privaten Freilassinger Eisenbahnunternehmens K-Rail war ursprünglich im tschechischen Cheb gestartet. Wegen Fehlern zweier Mitarbeitern raste er ungebremst durch Franken und die Oberpfalz. (Symbolbild)

© André de Geare Der Güterzug des privaten Freilassinger Eisenbahnunternehmens K-Rail war ursprünglich im tschechischen Cheb gestartet. Wegen Fehlern zweier Mitarbeitern raste er ungebremst durch Franken und die Oberpfalz. (Symbolbild)

Am vergangenen Donnerstag war ein mit Holz beladener und wohl rund 1900 Tonnen schwerer Güterzug des privaten Freilassinger Eisenbahnunternehmens K-Rail im tschechischen Cheb gestartet. Im rund 25 Kilometer entfernten Wiesau hätte der Zug nach Angaben eines Bahnsprechers vor einem roten Signal halten müssen. Spätestens hier aber wurde den beiden Lokführern klar, dass die Güterwaggons nicht mehr zu bremsen waren.

Offenbar hatten sie vor der Abfahrt gleich zwei grobe Fehler begangen: Zum einen muss ihnen beim Koppeln der Druckluftleitungen zwischen den beiden Dieselloks und den Waggons ein Fehler unterlaufen sein - zum anderen wurde anschließend auch nicht die zwingend notwendige Bremsprobe durchgeführt. Dann wäre sofort aufgefallen, dass kein Druck auf der Leitung ist, so der Bahnsprecher. Ebenso wie bei einem Blick auf die entsprechende Anzeige im Führerstand.

"Klingt dramatischer, als es ist"

Diese handwerkliche Unzulänglichkeit ist seither auch Thema in einschlägigen Eisenbahner-Fachforen im Internet. Ebenso wie das vorbildliche Handeln des zuständigen Fahrdienstleiters, der schließlich von einem der Güterzuglokführer über die Situation informiert wurde. "Der hatte eine Minute Zeit, um zu reagieren", so der Bahnsprecher. Er informierte die Betriebsleitzentrale in München, auch sieben weitere Fahrdienstleiter entlang der abschüssigen Strecke wurden über den Geisterzug in Kenntnis gesetzt. Um dessen Gewicht zum Stehen zu bekommen, hätte die Bremskraft der beiden Loks in keinem Fall ausgereicht. Ein solcher Versuch hätte zur Entgleisung führen können.

Grobe Fehler: Darum rollte Güterzug ungebremst durch Franken

© Screenshot GoogleMaps

So ging die Fahrt mit bis zu 100 Kilometern pro Stunde bis nach Irrenlohe hinter Nabburg. Der Zug wurde laut Bayerischen Rundfunks deswegen nicht schon früher langsamer, weil sich die Strecke auf einem Gefälle befindet, das er hinunter raste. "Das hört sich allerdings dramatischer an, als es ist", kommentiert der Bahnsprecher. Die Strecke ist zweigleisig, die Notfallmeldung wurde bis nach Schwandorf abgesetzt und die Signale für Züge, die den außer Kontrolle geratenen Güterwagen in die Quere hätten kommen können, auf der gesamten Strecke auf Halt gestellt.

Die beiden Mitarbeiter von K-Rail wurden mittlerweile entlassen, gegen sie wird wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr ermittelt. Zu weiteren Erkenntnissen will die Polizei sich in den nächsten Tagen äußern. Der Vorfall erinnert an ein Zugunglück im Dezember 2017. Am Brenner entgleiste damals ein Güterzug, was schwere Schäden und eine dreiwöchige Sperre der Strecke zur Folge hatte. Der Lokführer hatte vergessen, vor Fahrtantritt die Luftabsperrhähne wieder zu öffnen und ebenfalls keine Bremsprobe durchgeführt.

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