Schriftsteller

Große Trauer auch in Nürnberg: Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger ist tot

25.11.2022, 13:09 Uhr
Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger bei einer Podiumsdiskussion eines Literaturfestivals (2017).

© Andreas Gebert, dpa Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger bei einer Podiumsdiskussion eines Literaturfestivals (2017).

Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 93 Jahren in München, wie der Suhrkamp Verlag in Berlin am Freitag unter Berufung auf die Familie mitteilte. Enzensberger zählte zu den bedeutendsten Lyrikern und Intellektuellen in Deutschland.

Neben Günter Grass, Martin Walser, Uwe Johnson und Heinrich Böll war der am 11. November 1929 in Kaufbeuren im Allgäu geborene Enzensberger einer der prägenden Autoren der bundesdeutschen Nachkriegsliteratur. Er mischte im legendären Literaturclub "Gruppe 47" oder bei den rebellischen 1968ern mit. Über seine Zeit in der damaligen Außerparlamentarischen Opposition (APO) gibt eines seiner Erinnerungsbücher mit dem vielsagenden Titel "Tumult" Auskunft.

In dieser Zeit gründete er auch 1965 das Kulturmagazin "Kursbuch". Enzensberger probierte vieles aus: Er war Verlagslektor bei Suhrkamp in Frankfurt, verbrachte einige Zeit im sozialistischen Kuba, lebte in Norwegen, Italien, Mexiko, den USA und West-Berlin und kam schließlich 1979 nach München.

Wurzeln in Nürnberg

Auch in Franken ist die Trauer groß. Hier - genauer gesagt in Nürnberg - begann für Hans Magnus Enzensberger quasi alles. Er wuchs in einer bürgerlichen Familie in Nürnberg auf und besuchte dort von 1940 bis 1944 das heutige Willstätter-Gymnasium. Sein Vater war in der Stadt als Oberpostdirektor tätig.

Enzensberger schrieb Romane, Essays, Anekdoten und Erinnerungen sowie Dramen, etwa "Untergang der Titanic", 1980 von George Tabori inszeniert. Auch Jugendlichen widmete er Bücher wie "Immer das Geld: Ein kleiner Wirtschaftsroman" oder "Lyrik nervt". Schon mit seinem ersten Lyrikband "Verteidigung der Wölfe" von 1957 hatte er Aufsehen erregt.

Dass Enzensberger auch im Alter nicht müde wurde, zeigte sein Buch "Fallobst" (2019), in dem er sich Gedanken auf der Höhe der Zeit machte, etwa zum Thema Migration.