Jedes freie Zimmer wird gebraucht

Große Wohnungsnot bei Studierenden in der Region: Drei Bürgermeister wollen helfen

Christina Merkel

Hochschule & Wissenschaft

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11.1.2023, 14:49 Uhr
Auch der Blick in die Zeitung kann bei der Wohnungssuche helfen.

© Simon Ribnitzky, NN Auch der Blick in die Zeitung kann bei der Wohnungssuche helfen.

Die Lage ist verzwickt. Um einreisen zu dürfen, brauchen viele Studierende einen festen Wohnsitz in Deutschland. Aus dem Ausland ist der aber noch wesentlich schwieriger zu finden als vor Ort. "Der Wohnungsmarkt in Erlangen, Nürnberg und Fürth ist seit langem angespannt – aber in diesem Jahr trifft uns die Lage besonders hart", sagt Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität (FAU). In einem Aufruf richtet sich die Uni deshalb an alle Bürgerinnen und Bürger in der Metropolregion. "Jedes Zimmer ist willkommen - werden Sie Vermieter oder Vermieterin!"

Wenn die Kinder aus dem Haus sind

Gerade wenn die eigenen Kinder ausziehen, ist womöglich etwas Platz frei. Oder eine Einliegerwohnung wird nicht mehr fürs Au-pair gebraucht. Das Haus der verstorbenen Tante steht übergangsweise leer. In solchen Unterkünften sind im vergangenen Jahr auch viele Menschen aus der Ukraine in der Region untergekommen. "Viele Menschen waren und sind bereit, zu helfen", sagt Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik. "Sie vermieten Wohnraum an Geflüchtete oder an Studierende und wir hoffen, dass diese Hilfsbereitschaft anhält."

Gerade für internationale Studierende ist der knappe Wohnraum eine Hürde. "Von unseren Studienanfängern kommt mehr als ein Drittel aus dem Ausland. Für sie ist es – ohne ein Netzwerk vor Ort – fast unmöglich, eine Bleibe zu finden", sagt Hornegger. Zum aktuellen Wintersemester sind fast 7500 Studierende aus dem Ausland an der FAU eingeschrieben. Ein Jahr zuvor waren es noch knapp über 6000. Das entspricht einem Zuwachs von 21 Prozent.

Vor allem aus Indien und China

Die meisten unter ihnen, knapp 3500, studieren an der Technischen Fakultät im Erlanger Süden. Bei den Herkunftsländern führen Indien mit rund 1300 Studierenden und China mit 1100 vor der Türkei mit etwa 500. Insgesamt kommen Studentinnen und Studenten aus 139 Ländern an die FAU. "Wir wollen als Universität international wachsen – aber dafür benötigen wir eine leistungsfähige Wohninfrastruktur für all die Talente, die zu uns kommen wollen", sagt der Präsident.

Wer aus einem Land außerhalb der EU zum Studium einreisen will, braucht in vielen Fällen ein Visum – und dafür oft den Nachweis für einen festen Wohnsitz. Nürnbergs Oberbürgermeister sieht im interkulturellen Austausch eine große Chance für die Städte: "Studierende aus dem Ausland sind bei uns herzlich willkommen", sagt Marcus König. "Sie sind eine Bereicherung für unsere Stadtgesellschaften, zugleich bringen sie durch ihre Herkunft wertvolles Wissen für unsere Hochschulen mit." Auch er richtet sich an alle Einwohner: "Seien Sie gute Gastgeber und Vermieter."

Für den Oberbürgermeister der Stadt Fürth, sind auch die Mieteinnahmen ein Argument für die Aufnahme von Personen im eigenen Heim: "Immer wieder stellen wir in Fürth fest, dass wertvoller Wohnraum ungenutzt bleibt", sagt Thomas Jung. "Dabei könnten Vermieter hier ohne großen Aufwand zusätzliche Einnahmequellen generieren und gleichzeitig junge Studierende unterstützen."

Nur kurzfristige Entlastung

Mit dem Aufruf "Zimmer frei?" würden die drei Oberbürgermeister und die Universität aber nicht von der Bausituation in der Region ablenken wollen. Der Aufruf sei nur als kurzfristige Entlastung gedacht. Bezahlbarer Wohnraum stehe für König, Janik und Jung nach wie vor oben auf der Agenda und sei eine der wichtigsten Herausforderungen der kommenden Jahre.

"Unsere Studierenden brauchen den Wohnraum aber jetzt", sagt Hornegger. In den kommenden Semestern rechne er mit weiterem Zuwachs aus dem Ausland. "Wir würden uns wünschen, dass wir alle gemeinsam daran arbeiten, dass die Metropolregion Nürnberg ein attraktiver Standort für die Wissenschaft bleibt."

Weitere Infos


Bürgerinnen und Bürger, die Wohnraum vermieten möchten, können über die einschlägigen Plattformen inserieren oder sich auch direkt an den Vermittlungsservice des Studierendenwerks Erlangen-Nürnberg wenden unter 09131/8002-58 oder auf www.werkswelt.de/privatzimmervermittlung

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