Abendlicher SUP-Ausflug auf dem Altmühlsee

25.7.2020, 15:03 Uhr
Abendlicher SUP-Ausflug auf dem Altmühlsee

© Tine Bethke

Der geht so: Stellen Sie sich, ohne den Grund aufzuwühlen, ins knietiefe Wasser. Na, wo sind jetzt ihre Zehen? "Keine Ahnung!" ist wohl die richtige Antwort, denn im Seenwasser schwimmen derzeit so grüne schlüpfrige Miniwürstchen rum, sieht aus wie Bouillon mit hellgrün gefärbtem Eierstich. Das sind Blaualgen. Eigentlich nennt man sie fälschlicherweise Algen, denn es handelt sich um Cyanobakterien, die sich aneinanderketten und dann gemeinsam mit einem Luftbläschen an der Wasseroberfläche herumtändeln, Gleichgesinnte treffen und sich schlimmstenfalls zu einem miefigen Schlabberteppich zusammenrotten.

"Eine Katastrophe", meint Willi Rupp, der seit 22 Jahren das Surfcenter Altmühlsee gemeinsam mit seiner für die dortige Gastronomie zuständigen Ehefrau Lydia betreibt. Doch man darf nicht glauben, der Routinier würde jetzt schwermütig die Segel streichen. Natürlich würden sich an einem Sommertag ohne Algenplage hier viel mehr Wassersport-Neulinge tummeln, aber es ist nicht so, dass sich am Surfstrand jetzt gar nichts tut. Eben kommt eine gut gelaunte Gruppe an, die gerade ihren ersten SUP-Ausflug mit Personal-Trainer gemacht hat. Keiner ist reingefallen, keiner mit grünem Glibber überzogen. Die werden morgen wieder am Start sein und wieder ihren Spaß haben.

Und wenn der Wind passt, dann surfen und jumpen die coolen Kiter mit ihren bunten Lenkdrachen den See rauf und runter. Das ist am Altmühlsee mit oft böigem Wind gar nicht so einfach. Wer das Kiten lernen will, kann im Surfcenter einen Kurs bei einem VDWS-Kite-Instruktor buchen. Aber bei dieser Risikosportart, so informiert Willi Rupp, muss man schon dranbleiben und viel Erfahrung sammeln. Das Surfcenter mit seinen fünf vom VDWS zugelassenen Trainern bietet auch Windsurf-Kurse an, aber da ist sozusagen ein bisschen die Luft raus. Was für Kinder und ältere Leute – so hat man den Eindruck.

Abendlicher SUP-Ausflug auf dem Altmühlsee

© Babett Guthmann

Für Willi Rupp haben alle Sportarten, die mit Wind, Wasser und einem Board zu tun haben, ihren Reiz, doch eines ist für ihn sicher: Die neueste Variante, das Wing-Surfen wird in nächster Zukunft boomen. Seine Wassersportschule hat jedenfalls als eine der ersten ein Kurskonzept zu diesem Mittelding zwischen Kiten und Windsurfen entwickelt. Nicht so gefährlich wie das Kiten, sagt Willi Rupp und fügt hinzu: "Vom Feeling her eine ganz neue Erfahrung. Man schwebt übers Wasser." Natürlich dauert das ein wenig mit dem Schweben, denn eh man ein Hydrofoil-Board unter die Füße bekommt, muss man erstmal mit dem Flügelsegeldingens zurechtkommen. "Winghandling" heißt das in der Fachsprache. Leute, die schon gesurft sind, können das in wenigen Stunden oder Tagen lernen, verspricht Willi Rupp. Am Altmühlsee, wo der Wind ja recht zuverlässig und ordentlich bläst, wird man also in Zukunft die Wing-Surfer in Scharen beim Abheben beobachten können.

Ja, das ist mal ein Plan: Am Bänkle hocken und den andern zuschauen, wie sie ihre Freestyle-Kunststücke möglichst in Ufernähe vorführen oder sich die weniger Talentierten beim Wasserstart abplagen.

Doch es gibt ja auch noch eine trendige Jedermann-Wassersport-Variante: das SUP-Fahren. Paddeln im Stehen also und möglichst ohne Rumbuckeln – das will auch gelernt sein. Willi Rupp hält jedenfalls einen Kurs für angeraten – schon wegen des Rückens. Was man noch lernt: Auf der Stelle wenden und solche Verkehrsregeln wie "Segelkraft geht vor Muskelkraft". Alle, die schwimmen können, können mit einem SUP unterwegs sein. Kinder ab neun Jahren können beim Kurs mitmachen und es gibt auch keine Altersgrenze nach oben, erläutert Willi Rupp.

Der Surfcenter-Boss kann so begeistert erzählen, dass ich dann doch noch eines seiner SUPs ausleihen und testen will. Also trage ich stolz mein Board hinunter zu den mit grünem Etwas verklebten Kieselsteinen. Gut ist: man muss nicht weit ins Wasser gehen, dann kann man schon mal raufklettern, Platz nehmen und das Sicherheitsband ums Fußgelenk binden. Und da sitzt auch schon ein SUP-Kollege nebenan auf seinem Brett und wir starten den sportlichen Einsatz erstmal mit einem Smalltalk über Sport im Alter.

Mit 79 Jahren umgestiegen

Der Kollege ist nämlich schon 79, fuhr bis zu seiner Hüftoperation Carving-Ski und war ein Windsurfer. Nun ist er aufs SUP umgestiegen – besser gesagt momentan sitzt er, denn das Aufstehen sei so sein Problem, da ja die Hüft-Reha noch nicht abgeschlossen sei. Da komme ich mir grad supersportlich vor, auch wenn meine Knie beim Aufstehen so komisch zittern. Der Kollege rät mir noch, doch ein wenig in die Knie zu gehen, statt mich wie beim Spatenstechen runter zu buckeln und schon geht es los. Zuerst denke ich noch über die Vorzüge dieses Ganzkörper-Trainings nach, dann an die Algenbrühe, in die ich keinesfalls reinplumsen möchte. Dann hat’s mich gepackt: Die weite, bei Windstille spiegelglatte Wasserfläche gehört nur mir und dem flirrenden Sonnenlicht. Ich komme in einen guten Paddel-Rhythmus, ein bisschen hebt sich vorne das Brett und es blubbert ganz schön flott dahin.

Unsere SUP-Paddlerin in der Glaskugel genießt ebenfalls die Windstille. Das hat ja auch den Vorteil, dass man sich den See allenfalls noch mit ein paar lahmen Tretboot-Stramplern teilen muss, keine schnellen Kiter und Wing-Surfer unterwegs. Unsere Fotografin Tine Bethke hat fürs Foto-Shooting einen weiß-blauen Bayernhimmel bestellt und sich eine wirklich fotogene Silhouette ausgesucht. Perfekt passt dazu der dunkle Sehnsuchts-Horizont, der zum Fahren übern See einlädt. Das ist doch mal ein Freizeit-Tipp für den Juli: Bis 17.30 Uhr am Surfufer ankommen, SUP ausleihen und ein Abendlicht-Bad nehmen!

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