Alternative zu Center Parcs: Jetzt spricht ein Mitbieter

2.10.2020, 17:40 Uhr
Alternative zu Center Parcs: Jetzt spricht ein Mitbieter

© Foto: Limes-Luftbild.de

Vom 10. Juni bis 22. Juli lief das Bieterverfahren für das ehemalige Muna-Gelände in Langlau. Zuständig war und ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben in Bonn (BImA). Der Mindestpreis lag bei 11,1 Millionen Euro. Bekanntlich ging der niederländisch-französische Konzern Center Parcs als "Sieger" aus dem Verfahren hervor. Doch es gab mehere Bieter, wie die Firma SBI Sons of Bavaria Investment (SBI-AG) mit Sitz in Wassertrüdingen.


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Deren geschäftsführendes Vorstandsmitglied (Managing Director) Hans-Werner Kummerow hat sich an die heimische Presse gewandt. Er beschreibt sein Unternehmen als kleine, deutsche Bergbau-Holding mit Tochtergesellschaften in Australien und Kanada. Und weiter: "Wir konzentrieren uns auf die Gewinnung von sogenannten Batteriemetallen für die Energiewende, kritischen Metallen, das heißt schwer zu beschaffenden Metallen und seltenen Erden."

SBI sei Alternative zu Center Parcs

Grundsätzlich wolle die SBI einen Beitrag dazu leisten, die europäische Zukunft bei der Versorgung von metallischen Rohstoffen zu sichern und die Versorgungssicherheit der europäischen Hightech-Industrie zu erhöhen, heißt es auf der Homepage. Deshalb erkunde SBI Mineralvorkommen in Australien und Kanada, um direkten Zugang zu künftigen Bergbauunternehmungen zu erhalten. Zusätzlich wolle die SBI auch Anteile an produzierenden Bergbaubetrieben in Australien und Kanada erwerben, um Zugang zu einem beständigen Zufluss an Rohmaterialien zu erhalten.

Alternative zu Center Parcs: Jetzt spricht ein Mitbieter

© Foto: SBI-AG

Wie Kummerow darlegt, ist in den letzten Wochen der Eindruck entstanden, dass es bezüglich der zivilen Nutzung des Muna-Areals keine Alternative zu einem Center Parc gebe. Diesem Eindruck will er entgegentreten. Der Vorschlag der SBI-AG lautet, dass die bisherigen Munitionsbunker, in denen bei maximaler Ladung über 10.000 Tonnen an Munition lagerten, in Zukunft als Hochsicherheitslager für mehrere tausend Tonnen an Metallen dienen sollten.

Aus Kummerows Sicht sollte in der Bundesrepublik an mindestens vier Stellen – im Norden, Osten, Süden und Westen – je ein großes Metalllager für die Einlagerung einer "strategischen Metallreserve" gebaut werden. So würde die extreme Abhängigkeit der deutschen Industrie von chinesischen Rohstofflieferungen abgemildert werden. Die ehemalige Muna in Langlau sieht der Manager als ideal geeignet für ein solches Metalllager. Seine Argumente: Der Güterverkehr könnte problemlos über die Schiene abgewickelt werden, wenn das dort vorhandene Industriegleis wieder in Betrieb genommen würde.


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Und den Interessen der lokalen Touristikindustrie könnte dadurch Rechnung getragen werden, das ein mehrere hundert Meter breiter Streifen entlang des Brombachsees an die Gemeinden Pfofeld und Pleinfeld abgetreten würde, falls daran Interesse bestünde. "Denn für unsere Zwecke würden etwa 100 Hektar voll und ganz genügen", schreibt das geschäftsführende Vorstandsmitglied.

Kummerow gibt sich im Gespräch selbstbewusst. Kein Wunder: Der Mann, der aus dem Bergbau kommt, Kapitän bei der Deutschen Marine war und heute mit Edelmetallen und Seltenen Erden handelt, ist überzeugt, dass seine Idee überzeugen kann. Jetzt, wo während der andauernden Corona-Pandemie noch allen präsent ist, wie abhängig Deutschland in bestimmten Bereichen von Asien ist, glaubt er: "Die Zeit ist reif."

Reif für seine Überzeugung, dass sich Deutschland auch dringend mit Seltenen Erden bevorraten sollte, ohne die heute kein Smartphone, keine Windkraftanlage oder kein Festkörperlaser mehr auskommt. Die AG hat laut eigenen Angaben "keinerlei Bankschulden" und hätte für den Kauf der Muna nicht einmal Hypotheken aufnehmen müssen.

Kummerow hofft noch auf Muna-Gelände

Auch wenn Hans-Werner Kummerow im Bieterverfahren unterlegen ist, hat der SBI-Vorstand noch ein Fünkchen Hoffnung, dass sein "Fort Knox für Seltene Erden" doch noch realisiert werden kann – wenn es ihm gelingt, die Mitglieder im Zweckverband Brombachsee und im Gemeinderat Pfofeld von seiner Idee zu überzeugen.

Der nördliche Teil des Muna- Areals, der an den Brombachsee angrenzt, könnte in Kooperation mit der Gemeinde Pfofeld touristisch genutzt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Der Unternehmer aus Wassertrüdingen könnte sich dort zum Beispiel einen Baumwipfelpfad vorstellen. Zusätzlich könnten Rundfahrten mit Pferdekuschen oder Elektrolokomotiven angeboten werden, um zum Streichelzoo, Walderlebniszentrum oder ähnlichen Einrichtungen zu gelangen. Auch ein Wellnesshotel oder ein Sanatorium seien für ihn denkbar.

Das SBI-Konzept sieht eine Kampfmittelräumung ohne totale Abholzung vor. Die berge Kummerow zufolge die Gefahr, dass bei der Rodung des Waldes und der Entfernung der Wurzelstöcke die darin gebundenen Giftstoffe mobilisiert und ins Grundwasser und damit in den Brombachsee gelangten. Der ehemalige Kapitän zur See schlägt stattdessen vor, dass die noch im Boden befindlichen Kampfmittel mit einer "Drehflügler-Drohne" aufgespürt und unter Aufsicht eines Sprengmeisters dann freigelegt werden. Im Anschluss müsste der bayerische Kampfmittelbeseitigungsdienst die Kampfmittel dann unschädlich machen.

Auf Politiker zugegangen

Aus den Ausschreibungsbedingungen für das bundeseigene Grundstück folgerte Kummerow, dass die BImA das Areal nur mit Zustimmung des Bundesfinanzministers, und in der Praxis wohl nur mit der Rückendeckung des Bundestags, verkaufen dürfe. Die SBI-AG habe in diesem Zusammenhang führende Politiker im Bundestag auf die besondere Eignung des Gebiets als "Hochsicherheitslager für eine zukünftige deutsche Metallreserve" hingewiesen, und darum gebeten, einer Veräußerung nur zu diesem Nutzungszweck zuzustimmen. Die deutsche Industrie brauche eine strategische Metallreserve dringender als ein "weiteres Spaßbad und ein paar hundert Ferienhäuser in einer bereits sehr stark genutzten Erholungsregion".


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Es sei verständlich, dass die BImA grundsätzlich das wirtschaftlich attraktivste Angebot annehmen müsse, wenn alle Rahmenbedingungen für die Annahme erfüllt seien. Die SBI-AG warte geduldig ab, wie die weitere Diskussion in der Öffentlichkeit und den politischen Gremien verlaufe. "Und wir bereiten uns in der Zwischenzeit darauf vor, dass wir möglicherweise in einigen Jahren doch noch eine Chance erhalten werden, unser Projekt zu realisieren."

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