Altmühlfranken ohne Maibaumfeiern

29.4.2020, 06:12 Uhr
Altmühlfranken ohne Maibaumfeiern

© Uli Gruber

  Wie in vielen Gemeinden und Dörfern nimmt das launige Prozedere auch in "B’heim" einen festen Platz im Veranstaltungskalender ein. Eigentlich, doch heuer ist eben alles anders.

Lange Gesichter statt Vorfreude zeugen von der Tristesse. Davon weiß der Berolzheimer Maibaum-Kapo Fabian Bartsch ein Lied zu singen. Er und sein aus rund 30 Personen bestehendes Organisationsteam "zwischen acht und 80 Jahren" hatten sich wie immer auf den "Tag X" gefreut und zumindest fiktiv darauf eingestellt. Unter Vorbehalt selbstverständlich, denn das Damoklesschwert "Covid-19" hing schon seit Wochen bedrohlich über den Planungen.

Nun die Gewissheit: Das fröhliche Maibaum-Treiben mit Bewirtung fällt den Umständen zum Opfer. Auch in Markt Berolzheim will niemand den Behörden und politischen Entscheidungsträgern einen Vorwurf machen. Im allgemeinen Interesse sind die Maßnahmen sicher gerechtfertigt und nachvollziehbar, ein trauriges Kapitel für die dörflichen Strukturen ist die Absage trotzdem.

Jahr für Jahr legt sich die Truppe um "Fabi" Bartsch mit Ehrgeiz und hoher Einsatzbereitschaft ins Zeug, um den Bürgern der Marktgemeinde ein besonderes Spektakel zu bieten. Vor allem der Baum soll eine Attraktion darstellen. Kunstvoll geschnitzt und mit beziehungsreichen örtlichen Symbolen versehen, zählt die stattliche Berolzheimer Fichte aus dem Gemeindewald stets zur "Crème de la Crème" der Maibäume im Landkreis und darüber hinaus.

"Im Rahmen eines Wettbewerbs haben wir schon einmal 200 Liter Bier gewonnen", so Bartsch stolz. Der Aufwand sei vergleichsweise groß. Zum Aufstellen musste in den letzten Jahren ein Kran hinzugezogen werden. "Der Rekord lag bei 37,5 Metern Höhe", berichtet der Kapo weiter. Doch seit dem Unglück in Wettelsheim 2018, wo die abgebrochene Baumspitze eine junge Frau traf und tödlich verletzte, müsse das Thema Sicherheit noch mehr als bisher in den Fokus gerückt werden.

Für die Dorfjugend besitzt das Miteinander einen enormen Stellenwert. Gemeinsam zu arbeiten, zu feiern und die ländlichen Gepflogenheiten zu wahren, sei durchaus erstrebenswert und fördere das Selbstverständnis. Alle ziehen an einem Strang, dies mache sich unter anderem beim Stelldichein rund um die Maibaumfeier bemerkbar. Nicht zuletzt die Protagonisten sehen sich als "verschworene Einheit" mit Spaßfaktor. Wegen der einen oder anderen verschmerzbaren Panne bei früheren Bearbeitungen wurden Poloshirts mit dem Aufdruck "Maibaumkiller" angeschafft, erzählt Bartsch augenzwinkernd.

Auch finanziell ein Verlust

Altmühlfranken ohne Maibaumfeiern

© Uli Gruber

Beim Fest sind üblicherweise auch die Berolzheimer Vereine dabei. Mit dem Verkauf von deftigen Happen und Getränken kann gutes Geld in die Kassen gespült werden. Es hilft aber alles nichts, 2020 wird als trauriges Kapitel in die Geschichtsbücher eingehen. Umso mehr hoffen Fabian Bartsch und sämtliche Beteiligten darauf, dass der schöne Brauch im nächsten Jahr wieder unter "normalen Bedingungen" fortgeführt werden kann.

Eine Hoffnung, die sie sicher mit den vielen Landjugendgruppen und sonstigen Organisatoren teilen, die jedes Jahr ein gemütliches Fest für die ganze Familie am Vorabend des 1. Mai auf die Beine stellen, heuer aber durch die Bank ausgebremst werden. Alleine das traditionelle Aufstellen mit "Schwalben", die vielerorts noch verwendet werden, macht es unmöglich, einen Sicherheitsabstand einzuhalten. Abgesehen davon ist auch das gemeinsame Holen und Schmücken des Baumes nicht machbar.

Die Gunzenhäuser müssen übrigens nicht gänzlich auf ihren Maibaum verzichten: Wie üblich wird eine verzierte Fichte mit Hilfe eines Krans aufgestellt, allerdings auch hier ohne Umtrunk und ohne Fest.

Keine Kommentare