Altmühlsee: Eisretter sind jetzt besser ausgerüstet

29.12.2020, 06:01 Uhr
Altmühlsee: Eisretter sind jetzt besser ausgerüstet

© Foto: Andreas Seegmüller

Die neuen Überlebensanzüge stammen ursprünglich aus dem Offshore-Bereich und bieten dem Träger im Wasser bis zu sechs Stunden Kälteschutz. Die Kommandanten Swen Müller (Gunzenhausen), Florian Edel (Wald) und Christian Brunner (Streudorf) dankten der Stadt Gunzenhausen für die Beschaffung in Höhe von rund 11.000 Euro.

Bisher verfügten die Floriansjünger in Gunzenhausen über vier und die Rothelme in Wald über zwei Anzüge, die altersbedingt ausgemustert werden mussten. Mit der Ergänzung auf jeweils vier Anzüge und zwei Eisretter samt umfangreichem Zubehör und Leinensystemen an den Standorten Gunzenhausen und Wald – dort fungiert die Feuerwehr Streudorf als unterstützende Einheit –, fühlen sich die Einsatzkräfte gut aufgestellt.


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Im Vorfeld der Beschaffung beauftragte Müller mit Manfred Wenk und Christian Kirchmeyer zwei seiner Führungskräfte, die Standardeinsatzregel (SER) zur Eisrettung zu überarbeiten. Die Kommandanten aus Wald und Streudorf brachten dabei ihren Erfahrungsschatz mit ein.

Auslöser für die Überlegungen zur Überarbeitung der SER war unter anderem ein Eisrettungseinsatz im März 2018. Damals verlor ein Mann durch einen tragischen Eisunfall sein Leben. Selbst erfahrene Retter stoßen bei ungünstigen Wetterlagen und vor allem bei Tauwetter auf schwierige Einsatzlagen und geraten unter Umständen an die Grenzen ihrer Möglichkeiten.

Komplexe Aufgabe

Dreh- und Angelpunkt für eine erfolgreiche Eisrettung ist die Möglichkeit, in kurzer Zeit möglichst schnell und weit auf die Eisfläche vorzudringen. Bei einer Entfernung von rund 600 Metern vom Ufer zur Seemitte stehen die Retter vor der Herausforderung, die beiden Kräfte des Rettungstrupps mit Leinen zu sichern und im Notfall wieder schnell und sicher aus dem Wasser zu ziehen.

Bereits für die Hälfte dieser Strecke ist für die Einsatzkräfte ein immenser Aufwand notwendig, um diese Aufgabe zu erfüllen. Beim gleichzeitigen Einsatz von zwei Rettungstrupps bei der Zusammenarbeit der drei Feuerwehren steigen die Komplexität der Sicherungsmaßnahmen und der Koordinierungsaufwand enorm an.

Im Einsatzfall arbeiten die Wehren hier eng mit den Organisationen der Wasserrettung zusammen. Durch die schnelle Alarmierung und die räumliche Verfügbarkeit sind die Feuerwehrkräfte jedoch gerade an Wochentagen oftmals die erste Einheit am See und führen die ersten Einsatz- und Rettungsmaßnahmen aus.

Jede Sekunde zählt

Gerade bei der Eisrettung kommt es auf jede Sekunde an, darauf weisen die drei Kommandanten explizit hin. Die Einsatzfahrzeuge müssen zügig zur Einsatzstelle fahren können. Im Notfall sind sie deshalb auch auf dem Fahrradweg rund um den See unterwegs. Den Einsatzfahrzeugen hier freie Bahn zu schaffen, liege im Eigeninteresse jedes Einzelnen, betonten Müller, Edel und Brunner.


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Gerade in der derzeit sehr ungewöhnlichen Pandemie-Situation bitten die Retter die Bürger, das eigene Verhalten zu überdenken: "Es ist durchaus eine Überlegung wert, ob man sich gerade jetzt unbedingt in Gefahr bringen muss." Sie geben zu bedenken, dass sich für die Einsatzkräfte zu den bereits vorhandenen Gefahren des Eisrettungseinsatzes nun auch noch eine Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus gesellt.

"Die Eisflächen auf unseren fränkischen Seen, der Altmühl und des Altmühlüberleiters werden bei entsprechend winterlicher Witterung ohnehin nicht für die Allgemeinheit zur Nutzung freigegeben", so die Feuerwehrleute. Man sollte sie deshalb nur vom Ufer aus genießen.


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