Auch in Gunzenhausen haben Friseure wieder geöffnet

4.5.2020, 16:31 Uhr
Auch in Gunzenhausen haben Friseure wieder geöffnet

© Reinhard Krüger

Nur: Spucken ist natürlich streng untersagt, Einmalhandschuhe und Mund-Nasen-Schutz hingegen Pflicht. Die Zeiten sind eben anders, die Sitten auch. Wir haben uns stellvertretend im Salon Juliane am Hafnermarkt umgeschaut. Wie ist die Lage, was ist zu beachten und vor allem: Wie geht es Kunden und Beschäftigten?

Erster Eindruck, wenn man die Eingangstür mit der wohlklingenden Melodie öffnet: eigentlich alles fast ganz normal. Der mittlerweile allgegenwärtige Mund-Nasen-Schutz stört oder irritiert kaum mehr. In jedem Supermarkt, in jedem anderen Geschäft gehört er längst zum Alltag.

Dann der nächste Hingucker: Die dezent aufgestellte, aber unmissverständlich formulierte Hygieneverordnung: erst desinfizieren, dann nähertreten. Erst wenn man die Treppe in den tiefer gelegenen Salon hinabsteigt, fallen einem die anderen Bereiche auf.

Die, die man in der Vor-Corona-Zeit nicht kannte: Trennwände aus Plexiglas zwischen den beiden Waschbecken, beim zwingend vorgeschriebenen Haarewaschen vor der Frisur und ein deutlich vergrößerter Abstand zwischen den Arbeitsplätzen. "Vorher hatten wir sieben, jetzt nur noch fünf Frisierbereiche", sagt Chefin Juliane Schumann.

Weiter fallen die durchsichtigen Umhänge auf, die die Kundinnen und Kunden tragen. "Die müssen wir hinterher entsorgen", erklärt Juniorchefin Julia Schumann (26). Da sitzen sie, die Frauen und (wenige) Männer mit Mund-Nasen-Schutz, und das gleiche tragen die Mitarbeitenden. Routine oder gar Alltag sieht einfach anders aus.

Keine Wartebank, keine bunten Zeitschriften, die man ja generell nur beim Friseur liest, kein Smalltalk, kein Gläschen Prosecco oder einen duftenden Espresso, während die Haare trocknen. Nichts von alledem, dafür das entscheidende: endlich wieder gepflegte Haare. Der Blick in den Spiegel fällt jetzt leichter.

Peter Oppel (72) strahlt an der Kasse, das dichte graue Haar sauber nach hinten gekürzt und frisiert. Der Stammkunde war zwar kurz vor der Corona-Schließung noch im Salon Juliane, "doch jetzt freue mich einfach". Brigitte Fuß, eine ältere, graumelierte Dame, lässt sich gerade von Friseurin Sieglinde Emmendörfer die Haare waschen. "Ach, bin ich froh, wieder gepflegt unter die Leut’ zu gehen", sagt sie später an der Kasse. Die Frisur sitzt perfekt, das Trinkgeld fällt großzügig aus.

Sieben-Seiten-Info-Brief

In einem sieben Seiten langen Info-Brief der Berufsgenossenschaft wurden alle 17 Gunzenhäuser Friseurgeschäfte auf die Zeit nach der ersten vorsichtigen Öffnung eingeschworen. Darunter fällt auch die Terminvergabe. "Laufkundschaft geht derzeit nicht", erklärt Julia Schumann.

Sie hat bereits mit 20 Jahren ihre Meisterin gemacht und nutzt wie selbstverständlich die sozialen Netzwerke. So war es für sie wenig überraschend, dass ihre Freundin Katharina Meister-Guckenberger über Instagram vor zwei Wochen diese Uhrzeit mit ihr ausgemacht hat. Die werdende Mutter freut sich: "Jetzt fühle ich mich wieder wohl."

Wer allerdings etwas mürrisch auf dem einzigen Wartesessel Platz genommen hat, war der elfjährige Luca. Der Fünftklässler aus dem Simon-Marius-Gymnasium wollte nicht zum Friseur. "Die Mama hat den Termin einfach so gemacht", beschwerte er sich. "Mir hat’s noch getaugt."

Das sah Marie-Luise Jung aus Gunzenhausen für sich ganz anders: "Es wurde Zeit", befand sie ihre Frisur kurz und knapp. "Ich fühlte mich einfach nicht mehr wohl", erklärte die rüstige Rentnerin. Nun ja, so unterschiedlich sind die Sichtweisen.

Stolz auf "die Mädels"

Die digitalen Terminbücher im Salon Juliane jedenfalls sind gut gefüllt, wie derzeit wahrscheinlich bei jedem Figaro. "Und wir arbeiten jetzt durch von Montag bis Samstag", sagt die Inhaberin. Stolz auf ihre Mädels sei sie – und auch stolz auf ihre Stammkunden. "Die Mädels" haben trotz Kurzarbeit alle mit angepackt, um den Laden auf Corona zu trimmen, und die Kunden haben geduldig gewartet, bis es wieder losgeht.

Klingt irgendwie doch alles nach "Bruttosozialprodukt" und "in die Hände spucken".

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