Ausnahmezustand an der Altmühl

6.9.2018, 18:10 Uhr
Ausnahmezustand an der Altmühl

Die Zeit der großen Umbrüche, wie es sie im vergangenen Jahr gegeben hat, ist allerdings vorbei. 2017 zog mit Gerhard Widmann aus Freising ein neuer Festwirt auf, der in Gunzenhausen zusammen mit seinem Sohn Andreas bewies, dass die Widmanns ihr Kirchweih-Handwerk bestens verstehen. Aus der bisherigen Festhalle, die bei den Gunzenhäusern nicht so sehr ankam, wurde wieder ein richtig gemütliches Festzelt, das viel Zustimmung erntete. "Das hat sich sehr bewährt", blickte Wolfgang Eckerlein im Gespräch mit unserer Zeitung auf das Debüt zurück. Er geht fest davon aus, dass die Widmanns die Abläufe im Bierzelt nach den im letzten Jahr gesammelten Erfahrungen noch weiter optimieren werden, haben sie doch großes Interesse bekundet, dass der zunächst auf zwei Jahre befristete Vertrag mit der Stadt Gunzenhausen — sie ist seit 2017 Veranstalter des Volksfests — verlängert wird.

Festwirt Widmann kommt mit seinem Zelt direkt von Weißenburg nach Gunzenhausen und nimmt gern auch Reservierungen an: direkt vor Ort oder online auf der Website. "Das ist für diejenigen gut, die an den besucherstarken Tagen kommen", so Eckerlein. So habe es letztes Jahr etwa beim Abend der Betriebe durchaus Engpässe gegeben.

"Süffiges Bier"

"Sehr bewährt" hat sich laut Eckerlein, der als Leiter des städtischen Tourismus- und Kulturbüros für die Organisation des Kirchweihfests zuständig ist, auch der Brauereiwechsel. Statt Tucher wurde 2017 erstmals Spalter Bier im Festzelt ausgeschenkt: "Die Spalter Brauerei hat auch die anfänglichen Skeptiker mit ihrem Festbier überzeugt", sagt Eckerlein. "Ein sehr süffiges Bier und nicht zu hopfig", stimmt er in das Lob der überwiegenden Zahl der Kirchweihbesucher ein.

Ausnahmezustand an der Altmühl

Die dritte große Neuerung war das zweite Festzelt, das von Horst Gruber aus Dorsbrunn betrieben wird. Das sogenannte "Regionalzelt" konnte zwar durch sein Angebot überzeugen, optisch aber den Ansprüchen nicht ganz genügen. Dies soll sich heuer ändern, denn der Festwirt will in die Zeltausstattung investieren (siehe Bericht unten). "Nun freuen wir uns auf ein schön ausgeschmücktes Festzelt Gruber", so Eckerlein.

Ebenfalls neu war im vergangenen Jahr, dass das Feuerwerk nicht am Mittwoch- sondern erst am Nachkirchweihsonntagabend gezündet wurde. Was 2017 dem Wetter geschuldet war, soll heuer beibehalten werden. Nach Überprüfung ihrer Kassenbücher hatten die Schausteller nämlich festgestellt, dass sich der Sonntagstermin sehr positiv in der Bilanz bemerkbar gemacht hatte: Die Verluste am Mittwoch waren deutlich kleiner ausgefallen als die Gewinne am Sonntag. Die Festplatzbeschicker klopften daher bei der Stadt Gunzenhausen an, wünschten eine erneute Verlegung auf den Nachkirchweihsonntag — und fanden dort offene Ohren. Laut Wolfgang Eckerlein hat die Familie Zöllner, die für die Organisation auf dem Festplatz zuständig ist und das Feuerwerk auch finanziert, terminlich das letzte Wort. Der Abschussort wird so gelegt, dass der Lichterzauber bei jedem Wetter stattfinden kann.

"Superhelden" vor Ort

Damit sich am Mittwoch auf dem Schießwasen trotzdem etwas rührt, haben sich die Zöllners einen neuen Publikumsmagnet einfallen lassen: Unter dem Motto "Superhelden erobern den Festplatz" geben ab 16 Uhr die Marvel-Comic-Stars ihre Visitenkarte ab. Mit Iron Man, Captain America, Spiderman, Thor oder auch Antman machen die Helden der Comic-Verfilmungen den Schießwasen zu ihrer Bühne und lassen sich gern auch mit Besuchern fotografieren.

Ausnahmezustand an der Altmühl

© Fotos: Wolfgang Dressler

Weil es bisher nicht gelungen ist, die Schausteller und die Kirchgänger gemeinsam in die Stadtkirche zu bringen, kommt die Kirche heuer auf den Festplatz. Dieses Novum ist einer Initiative von Sabrina Zöllner zu verdanken. Sie nahm mit Pfarrer Claus Bergmann Kontakt auf — und rannte bei ihm quasi offene Kirchentüren ein. Schnell wurde mit dem Nachkirchweihsonntag um 10 Uhr ein passender Termin und mit dem Autoscooter am Festplatz eine passende Lokalität gefunden. Gehalten wird die besondere Andacht von den beiden neuen Gunzenhäuser Geistlichen Conny Schieder und Benedikt Wolff, unterstützt von Schaustellerpfarrer Johannes Bräuchle.

Der Stadtkirchengottesdienst fällt an diesem Sonntag aus, und die Besucher der Autoscooter-Andacht können nach alter Väter Sitte nach dem Schlussgebet direkt zum Frühschoppen in eines der Bierzelte wechseln. Neben dem Festzelt Widmann hat auch das Regionalzelt Gruber geöffnet.

Wilde Fahrten

Weil der Schausteller mit der Gunzenhäuser Kirchweih sehr zufrieden war, wird laut Wolfgang Eckerlein auch heuer das "Liberty Wheel", ein 33 Meter hohes Riesenrad, die Gäste anlocken und mit einem tollen abendlichen Farbwechselspiel glänzen.

"Etwas für die ganz Hartgesottenen" ist nach seinen Worten ein neues Fahrgeschäft namens "No Limit", das wilde Fahrten in schwindelerregender Höhe bietet. In fazinierende Welten eintauchen können die Festplatzbesucher in einem 9-D-Kino. Außerdem gibt es eine Familien-Achterbahn namens "Racing Coaster", ergänzt durch Klassiker wie das Kettenkarussell "Wellenflug", den "Breakdance" und den Autoscooter. Und für die Kleinen ist mit einem Kinderkarusell und dem "Babyflug" einiges geboten.

Umfangreich ist auch heuer das kulinarische Angebot. Neu ist entlang der immer noch bestehenden, aber nicht mehr ganz so großen Stadthallenbaustelle eine "Food-Street", die mit allerlei Leckereien aufwartet.

Mit rund 65 beteiligten Gruppen wieder eine besondere Augenweide wird auch heuer der Festzug am Kirchweihmontag sein. Er setzt sich um 14 Uhr in Bewegung und steht unter dem Motto "Helden unserer Jugend — aus Film, Funk und Fernsehen". "Die Besucher dürfen sich auf ein buntes Spektrum an Darstellungen freuen", verspricht Eckerlein. Der Bogen spannt sich von der bezaubernden Jeannie über die Enterprise-Besatzung und die Wilden Kerle bis hin zur Biene Maya, Winnetou, Asterix und Obelix und nicht zuletzt Elvis Presley. "Jeder wird etwas entdecken, was ihn früher fasziniert hat", macht Eckerlein aufs Zuschauen Lust. Neu sei, dass sich der Festzug nicht am Färberturm auflösen wird, sondern erstmals über den Festplatz geführt wird und erst in der Schützenstraße endet.

Großes Thema Sicherheit

Wie beim Umzug wird Eckerlein zufolge auch am Festplatz das Thema Sicherheit großgeschrieben. Hier hilft das BRK bei kleineren und größeren Unglücksfällen, und es gibt es einen umfassenden Security-Plan mit Patrouillen, stichpunktartigen Kontrollen an den vier Eingängen und einer eigenen Sicherheitszentrale, die durchgehend besetzt sein wird. Auch wird die Polizei am Festplatz Präsenz zeigen. Wie Eckerlein betont, war der Aspekt Sicherheit auch der Grund, warum die Stadt seit 2017 als Kirchweih-Veranstalter auftritt. "Es ging darum, wer hier den Hut aufhat", sagt er. Die Stadt könne die einzelnen Kräfte einfach besser koordinieren.

Unverändert bleiben gegenüber 2017 die Öffnungszeiten. Los geht es (bis auf den ersten Samstag) jeweils um 11 Uhr im Festzelt, um 14 Uhr startet der Festplatzbetrieb. "Dann geht das Ganze bis Mitternacht, und um 0.30 Uhr sollte der Platz leer sein", so Eckerlein. Diese Regelung habe zwar nicht jedem gepasst, aber die Innenstadtgastronomie profitiere davon. Hier müssen die Gäste während der Kirchweih lediglich zwischen 5 und 6 Uhr das Lokal verlassen.

Unter den vielen Kirchweih-Highlights ragen für Eckerlein neben der Eröffnungsfeier (Samstag, 15 Uhr) und dem Festzug (Montag, 14 Uhr) ein großer Brauchtumsnachmittag unter dem Motto "Fränkisch aufg’spielt" (erster Sonntag, 13.30 Uhr) heraus, bei dem unter anderem ein Bandltanz aufgeführt wird und die Schuhplattlergruppe "Frankenmuda Fraz’n" aus der Partnerstadt Frankenmuth ihr Können zeigt.

Im Regionalzelt gibt es wieder einen Country- und Linedanceabend (Montag, 18 Uhr) sowie eine Ladies Night mit Trachtenmodenschau (Dienstag, 19 Uhr). Der Kirchweih-Macher freut sich schon sehr auf die Festtage und wünscht sich viele fröhliche und friedliche Festbesucher, zufriedene Schausteller und natürlich schönstes Kirchweihwetter.

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