Eine ehemalige Wasserburg

Baron von Le Suire führt durch das Schloss Altenmuhr

30.8.2020, 08:07 Uhr
Baron von Le Suire führt durch das Schloss Altenmuhr

© Petra Mai

Drumherum ein Riesenpark mit Bäumen, die zum großen Teil rund 180 Jahre auf dem Buckel haben, mittendrin das "Schloss Altenmuhr" eine ehemalige Wasserburg. Rund 30 mal 30 Meter groß, drei Stockwerke hoch, früher fast uneinnehmbar, weil Wassergräben sie schützten.

Schlossherr Andreas von Le Suire kennt die Geschichte und viele Anekdoten rund um sein herrschaftliches Domizil. Während er mit seiner Besucherschar zuerst zum versteckt gelegenen Pavillon geht, wandelt seine Frau mit den Kindern und deren Eltern auf den Spuren von Räuber Hotzenplotz. Denn der gleichnamige Film mit Gert Fröbe wurde 1974 unter anderem in der Muhrer Schlossküche gedreht. Dort ist noch fast alles genau so erhalten wie zu damaligen Zeiten. Nach dem Krieg seien aus dieser relativ kleinen Küche täglich 65 bis 70 Flüchtlinge versorgt worden, erzählt später der Schlossherr.

Baron von Le Suire führt durch das Schloss Altenmuhr

© Foto: Petra Mai

Doch zunächst wirft er mit seinen Gästen einen Blick von außen auf die Südfront des Schlosses. Das Gebäude sei in mehreren Abschnitten gebaut worden, so von Le Suire, der älteste Teil sei der Turm, etwa 1000 bis 1100 errichtet. Im Lauf der Jahrhunderte folgten dann weitere Bauabschnitte bis ins 19. Jahrhundert hinein, als noch Nebengebäude dazu kamen. Doch der Zahn der Zeit nagte am Gemäuer, und so musste 1984 die Vorderfront des Schlosses restauriert werden. Bewusst nicht mit auffälligem Farbton, sondern so, dass sie sich ins Ensemble einfügt.

Vom Kunstatelier zum Badehaus

Ein kleiner Spaziergang durch den Park, und die Besuchergruppe sieht den Pavillon, der fast so alt ist wie das Schloss. Früher sei er das Badehaus für die Bediensteten gewesen, erklärt der Schlossherr. Allerdings nur im Sommer, denn im Winter war das Schloss unbewohnt. Erst ab etwa Anfang des 20. Jahrhunderts konnte es beheizt werden. Dieser Pavillon hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich: zunächst Kunstatelier, dann Unterkunft für Kriegsflüchtlinge, später Lateinschule, jetzt Raum für kleine Feste, auch zum Anmieten. "Vor allem abends ist es hier sehr romantisch", sagt Andreas von Le Suire.

Und dann der ersehnte Gang durchs Schloss. Andreas von Le Suire führt durch die Räume und weiß unendlich viel über sie zu erzählen. Zum Beispiel zum "Sommersalon" mit seiner kunstvollen Wandtapete aus dem Jahr 1820, die den Einmarsch der Russen in Italien im Napoleonischen Krieg zeigt. Drei bis viermal habe diese Tapete schon restauriert werden müssen, weil sich Silberfische in die Farben eingefressen hätten. Deshalb sei eine gleichmäßige Temperatur im Raum wichtig: "Jetzt gibt es 60 Heizkörper im Haus." Aufgedreht werden die jedoch nicht allesamt, so der Schlossherr. "Das ist nicht nötig. Im Winter lebt die Familie in drei Zimmern."

Weiter geht’s in andere Räume, dann durchs Treppenhaus mit einer imposanten Waffensammlung und Salutkanone hin zum so genannten "Weißen Saal" mit seiner üppigen Stuckdecke. Lang, schmal und im Gegensatz zum luftigen "Sommersaal" eher dunkel. Doch das stört kaum, denn eigentlich blickt man dort sowieso hauptsächlich zur Decke: 150 Quadratmeter Stuck, der Geschichten aus der griechischen Mythologie erzählt.

Fluch und Segen zugleich ist diese Decke, denn die Pracht hat ein enormes Gewicht. Um sieben Zentimeter habe sich der Stuck in der angrenzenden Bibliothek abgesenkt, berichtet von Le Suire. Per Notgerüst musste die Decke gestützt werden, bevor sie wieder instand gesetzt werden konnte.

Naive Wandbemalung im Gästezimmer

Ein Schmankerl zum Schluss auf dem Dachboden: das Gästezimmer mit einer naiven Wandbemalung, die an ein Bilderbuch erinnert. Bild für Bild, aneinandergereiht, die Wände voll davon. Das sei einst vielleicht der Raum für das Kindermädchen und die Kinder gewesen.

Rund eine Stunde hat die Führung durch das "Schloss Altenmuhr" gedauert, eine Stunde, in der die Gäste einen Blick in die Geschichte werfen konnten, aber auch eine Vorstellung davon bekamen, wie es sich heutzutage in einem so alten Gemäuer lebt und wie aufwändig es ist, dies zu erhalten.

Eine Besucherin hat es dabei wohl auf den Punkt gebracht: "Schön ist es ja schon. Aber das ist auch eine gewaltige Aufgabe."

Die nächste Führung ist am Dienstag, 1. September, um 17 Uhr. Interessierte können sich unter 09831/890370 anmelden.

Keine Kommentare