Bunte Drachen über dem Altmühlsee bei Gunzenhausen

28.10.2019, 16:37 Uhr
Bunte Drachen über dem Altmühlsee bei Gunzenhausen

© Horst Kuhn

Wenn es auch ein wenig an Wind fehlte – ein Drachenflugspezialist schätzte dessen Geschwindigkeit auf zehn bis fünfzehn Stundenkilometer –, waren unzählige Flugdrachen am weiß-blauen Firmament zu sehen. Um diese in luftige Höhe zu bringen hörte man oftmals Kinderrufe wie "Lauf, Papa, lauf" oder mahnende Worte wie "Vorsicht, sie laufen über meine Lenkschnur".

Bis aus Amberg waren Erhard und Susanne Retzer angereist, die einen Drachen des Fabrikats "Trilobit" in die Lüfte steigen ließen. Beide widmen sich seit knapp zwei Jahren dem Flugdrachensport. Erste Erfahrungen sammelten sie bei einem Urlaub auf der Insel Rügen. Seitdem sind der Bau eigener Drachen, die Restaurierung abgestürzter Modelle und natürlich das Drachen-steigen-lassen für sie ein Ausgleich zum beruflichen Alltag. "Wenn die Drachen in der Luft stehen, die Sonne auf sie scheint und die Farben hell und bunt erstrahlen, dann ist das für uns beide die schönste Entspannung", so die Amberger, die das Gunzenhäuser Drachenfest richtig klasse finden.

Der Zweckverband Altmühlsee hatte für das Fest etliche Seewiesen mit einer Fläche von rund 30 000 Quadratmeter ausgewiesen. Doch dieser Platz reichte bei Weitem nicht aus. So wurden auch Bereiche direkt am See genutzt, um noch bessere Aufwinde für die Drachen zu erreichen.

Gern wurde auch das Rahmenprogramm in Anspruch genommen. In zwei Veranstaltungen zog Artist und Komödiant Stefan Eichenbauer aus Sachsen bei Ansbach nicht nur junge Zuschauer in seinen Bann. Bei seinem Programm "Eichi und der Spaßkoffer" balancierte er auf einem Rollbrett und erhielt für diese und weitere akrobatische Einlagen nicht nur von den Kindern, sondern auch von den vielen umstehenden Erwachsenen, verdienten Applaus.

Mit von der Partie waren auch der Landesbund für Vogelschutz und Stadtjugendpfleger Helmar Zilcher, der Groß und Klein die Gelegenheit bot, supergroße Seifenblasen fliegen zu lassen. Spielfreude war den Artisten der Zirkusschule Windspiel aus Polsingen anzumerken, die ihr Können beim Jonglieren mit Bällen, Tellern und Keulen und vielen anderen Spielgeräten zeigten. Zudem mischte sich Andreas Anders-Wilkens mit seinen Kindern Lena und Linus in bunten Kostümen auf langen Beinen (Stelzen) unters Volk. Mit von der Partie war nicht zuletzt der Drachenladen "Kite & Bike", der nicht nur verschiedenste Modelle bis hin zum leistungsstarken Lenkdrachen, sondern auch Ersatzteile, angefangen von Schnüren bis hin zu bunten Drachenstoffen vorrätig hatte.

Für das leibliche Wohl war ebenfalls bestens gesorgt. Mitglieder des Schlungenhöfer Obst- und Gartenbauvereins und die örtliche Landjugend sorgten für pikante und süße Gaumenfeuden. Die Wasserwacht servierte heiße Waffeln und an der Espressothek gab es Kaffee in verschiedenen Variationen sowie Crêpes. Die Familie Huss aus Dittenheim verköstigte die Gäste mit leckerem Langosch. Das musikalische Programm bestritt DJ Mauckner, der mit flotten Sprüchen auch den Tagesablauf kommentierte. Ein beliebter Treffpunkt war auch das "Boothaus", wo sich die Gäste nicht nur kulinarisch verwöhnen ließen, sondern auch die wärmenden Sonnenstrahlen genossen.

Insgesamt fand das Drachenfest bei den vielen Besuchern viel Lob. Wegen der Unfallgefahr empfand es eine Besucherin allerdings als ein Unding, dass für Radfahrer der Radweg frei war. "Kinder schauen auf ihre Drachen und nicht, wo sie laufen. Das ist sehr gefährlich", äußerte sie sich gegenüber unserem Berichterstatter.

Für Aufsehen sorgte ein ganz besonderer "Drachen", der sich im Lauf des Tages hinzugesellte: Wegen eines medizinischen Notfalls war ein Notarzt herbeigerufen worden, der mit dem ADAC-Helikopter "Christoph 65", der in Dinkelsbühl-Sinbronn stationiert ist, an den Altmühlsee kam. Der Hubschrauber landete nahe der Wasserwachtstation am Seezentrum Schlungenhof direkt am Seeufer mitten auf dem Rad-Rundweg. Die Radfahrer und Fußgänger staunten nicht schlecht, als sie den Helikopter mitten am Radweg stehen sahen und um ihn herum laufen mussten. Ein Not-Abtransport des Patienten mit dem Helikopter war nicht notwendig, sodass "Christoph 65" mit dem Notarzt ohne Patient an Bord wieder zurück zu seinem Stützpunkt aufbrechen konnte.

 

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