Center Parc Langlau: FDP will Waldsiedlung mit viel Grün

31.8.2020, 12:30 Uhr
Das Muna-Gelände Langlau: Laut Center Parcs gehört die Erhaltung der Natur zu den Grundzügen der Planung auf dem Areal. Die Gegner des Projekts befürchten dagegen große negative Auswirkungen auf die Natur, unter anderem auch wegen des zu erwartenden Verkehrsaufkommens. 

© Jan Stephan Das Muna-Gelände Langlau: Laut Center Parcs gehört die Erhaltung der Natur zu den Grundzügen der Planung auf dem Areal. Die Gegner des Projekts befürchten dagegen große negative Auswirkungen auf die Natur, unter anderem auch wegen des zu erwartenden Verkehrsaufkommens. 

Ein Feriendorf mit rund 800 Häuschen will der Ferienanlagenbetreiber Center Parcs auf dem Muna-Gelände Langlau am Brombachsee errichten. Werner Falk, der FDP-Fraktionsvorsitzende im Kreistag Weißenburg-Gunzenhausen, hält die Informationen, die Center Parcs am Dienstag in drei Versammlungen geben will, für sehr wichtig für die Meinungsfindung der kommunalen Mandatsträger. Schließlich sollen nicht Vorurteile und Besserwisserei ausschlaggebend sein, sondern ein umfassender Kenntnisstand. Gleichwohl gebe es heute schon Menschen, die pauschal gegen das Projekt plädierten.


Der Tourismusverband setzt auf den Center Parc


Familienurlaub ist laut Falk der Markenkern des Seenland-Tourismus. Center Parc (CP) sei ein spezielles Angebot für Familien. Um Vergleiche mit anderen Center Parcs vornehmen zu können, sei es wichtig, die jeweiligen Standort-Bedingungen zu kennen. Es komme auf die Attraktivität der Umgebung an. Diesbezüglich hätten Geschäfte im Fränkischen Seenland gute Chancen, vom Center Parc profitieren zu können, denn der Standort Langlau liege mittendrin.

 

 

 

Das Projekt werde eine bessere Auslastung der touristischen Angebote in der Vor- und Nachsaison ermöglichen, zumal der Center Parc ganzjährig betrieben werde und die Verweildauer bei fünf Tagen liegt (bisher im Seenland: 2,8 Tage). Wichtig sei die Bewertung des Seenland-Tourismus durch den Geschäftsführer Hans-Dieter Niederprüm, wonach die Urlaubsregion längst nicht die Obergrenze der touristischen Belastbarkeit erreicht habe, höchstens an ein paar Wochenenden in der Feriensaison.


Center-Parcs-Gegner: "Das Ding ist noch lange nicht durch!"


Wichtig erscheint Falk zudem die Zusage des CP-Repräsentanten Janssen, dass es auf dem rund 150 Hektar großen Gelände keinen Kahlschlag geben werde, sondern die Erhaltung der Natur zu den Grundzügen der Planung gehöre. Er meint: "Auf der Seeseite ist unbedingt ein breiter Waldstreifen zu erhalten, damit die zentralen Gebäude des CP vom Wasser und der westlichen Umgebung aus nicht als massierte Bebauung wahrzunehmen sind. Dass Laubbäume die Kiefern ersetzen sollen, wo eine großflächige Rodung geplant ist, erscheint sinnvoll.

Anlage sollte "Center Parc Fränkisches Seenland" heißen

Begrüßenswert wäre es, wenn die Ferienhäuser den Charakter einer Waldsiedlung mit reichlicher Durchgrünung bekämen." Zu wünschen wäre der Name "Center Parc Fränkisches Seenland" (und nicht: Brombachsee), denn damit wäre das ganze Seenland in die Werbung eingebunden. Profitieren könnten somit auch die revierferneren Bereiche in Altmühlfranken.

Fragen ergeben sich für den Liberalen zu den Kosten. Wenn Center Parcs für die Altlastenerkundung und -beseitigung aufzukommen habe, dann erscheint der in Rede stehende Kaufpreis von zwölf Millionen Euro in einem anderen Licht. Kritisch sei die Aussage des CP-Repräsentanten Janssen zu sehen, ein Gutachten zur Altlastenproblematik sei schon im Oktober zu erwarten.

Das Angebot an Arbeitsplätzen (nach Angaben von Janssen sind es 600) sei sicher nicht das höchstrangige Argument pro Center Parc, denn für die Menschen in der Region würden wohl nur Stellen im Niedriglohnbereich verbleiben, zumal Fachkräfte heutzutage überhaupt Mangelware seien. Einnahmen für die Kommune seien aus der Einkommenssteuer und dem Kurbeitrag zu erwarten, so der Fraktionssprecher.


Jetzt spricht Center Parcs: Überrascht von massiven Protesten


Die Frage, wer wann vom Center Parcs-Interesse am Standort im Fränkischen Seenland wusste, müsse beantwortet werden. Und: "Welche Kontakte hat es schon vor dem Zuschlag der Bundesimmobilienverwaltung am 30. Juli an CP mit amtlichen Stellen und Institutionen im Landkreis gegeben, und weshalb wurde die Öffentlichkeit nicht früher informiert?"

Kein brachialer Massentourismus: ÖDP fordert sanften Urlaub

Der ÖDP-Kreisvorstand hat dagegen am Wochenende seine ablehnende Haltung bekräftigt. Die absehbaren Auswirkungen auf die Ressourcen Boden, Wasser, Klima und das durch Bau und Betrieb des Center Parcs zu erwartende immense Verkehrsaufkommen seien "völlig inakzeptabel". Die ÖDP erinnert an den globalen Welterschöpfungstag (22. August). Dieser zeige an, wann die für ein ganzes Jahr zur Verfügung stehenden Ressourcen auf der Welt tatsächlich schon verbraucht wurden.

Für Deutschland liege dieser "Earth Overshoot Day" schon Ende April, Deutschland verbrauche also derzeit das Dreifache dessen an Ressourcen, was dauerhaft verträglich sei. Angesichts dieser Fakten sei es absurd, ein derart gigantisches Projekt in die mittelfränkische Landschaft zu betonieren. Reinhard Ebert, Simon Scherer und Kilian Welse propagieren stattdessen sanften Urlaub statt brachialem Massentourismus. Den immensen Lasten des Mega-Projekts stehe allenfalls ein marginaler Nutzen für die örtliche Bevölkerung gegenüber.

Die familiengeführten Tourismusbetriebe hätten Probleme, Arbeitskräfte zum Beispiel für Zimmerservice und Reinigung zu finden. Dieses Problem werde sich verschärfen. Bei den 800 Ferienhäusern von Center Parcs werde es auf die Akquirierung osteuropäischer Billiglöhner hinauslaufen. Und: "Was Tönnies in der Fleischbranche ist, ist Center Parcs im Tourismus."

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