Corona kostet die Stadt Gunzenhausen Millionen

1.5.2020, 09:57 Uhr
Corona kostet die Stadt Gunzenhausen Millionen

© Ludwig Göttler

Ende Februar verabschiedete sich der langjährige "Herr des Geldes" der Altmühlstadt, Werner Stützer, in den Ruhestand (wir berichteten). Den Platz an seinem Schreibtisch übernahm Siegfried Ehalt – und das stellt sich jetzt als Glücksfall heraus. Denn der langjährige Stellvertreter Stützers kennt die Abläufe in der Kämmerer aus dem Effeff, muss sich nicht erst groß in das Haushaltsgeschehen einarbeiten, ist beispielsweise schon seit Jahren für den Etat des Zweckverbands Altmühlsee verantwortlich.

Corona zwingt uns an vielen Punkten zum Um- beziehungsweise neu Denken. Siegfried Ehalt zwingt das fiese Virus vor allem zum Umrechnen. Eigentlich hätte der ZVA-Haushalt Ende April verabschiedet werden soll. Doch dem Verband brechen von den Parkgebühren über die Stellplatzgebühren für Wohnmobile und die Pachteinnahmen aus der Gastronomie bis hin zur Schifffahrt die Einnahmen weg. Über zwei Drittel bis drei Viertel weniger Geld wird der Zweckverband heuer verfügen, schätzt Ehalt.

"Wir reagieren und tun, was wir können", betont Bürgermeister Karl-Heinz Fitz, der Kraft seines Amtes auch Vorsitzender des Zweckverbands ist. Und er meint damit vor allem, dass rund um den Altmühlsee einiges passiert ist: Das Boothaus ist neu verpachtet, im Seezentrum Wald wird die Terrasse vergrößert, der Parkplatz am Erlebnisspielplatz wird gerichtet – das wäre während der Saison gar nicht gegangen, ergänzt der Kämmerer. Weiter wurden die Sozialräume im Seezentrum Muhr am See sowie das Sanitärgebäude im Surfzentrum Schlungenhof erneuert. Ehalts große Hoffnung ist dabei, dass die Menschen heuer im eigenen Land Urlaub machen – wenn sie denn überhaupt an Ferien denken können und dürfen.

Corona kostet die Stadt Gunzenhausen Millionen

© Marianne Natalis

Neu kalkulieren muss der Kämmerer, der leidenschaftlich gerne radelt, sicher auch die städtischen Finanzen – frühestens allerdings ab Mitte des Jahres, wenn belastbarere Zahlen vorliegen. Abzusehen ist aber bereits jetzt, dass Gewerbesteuer sowie der städtische Anteil an der Umsatz- und Einkommenssteuer weniger Geld in den Stadtsäckel spülen werden. Der Städtetag rechnet bei der Einkommenssteuer mit einem Minus von fünf Prozent, für Gunzenhausen wären das laut Ehalt 500 000 Euro.

Wie gut, dass Werner Stützer stets ein sehr vorsichtiger Rechner war. "Wir haben sehr defensiv geplant", sagt denn auch Bürgermeister Fitz. Nahm die Stadt 2019 noch 10,9 Millionen Euro via Gewerbesteuer ein, ging Stützer zum Jahresende von lediglich 7,85 Millionen Euro aus. Derzeit "stehen wir bei 8,8 Millionen Euro", berichtet Fitz, das werde zwar sicher nicht so bleiben, einen gewissen Puffer habe die Stadt allerdings noch.

Projekte verschieben

Darüber hinaus werde die Stadt einige Projekte verschieben. Allen voran soll Filchenhard heuer definitiv nicht an die Kläranlage angeschlossen werden, für diese Maßnahme sind 630 000 Euro eingeplant – ersten Angeboten lagen nun mit rund 900 000 Euro weit drüber. Und auch bei der Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED lassen sich 120 000 Euro einsparen. Zusammen mit einigen Haushaltsresten "sind wir Richtung eine Million Euro unterwegs", sagt Ehalt. Schließlich sollen heuer die Ergänzungs- und Herstellungsbeiträge im Abwasserbereich eingefordert werden.

Gleichzeitig werden, wo möglich, die laufenden Ausgaben reduziert, betont Fitz. So hat der Verwaltungschef in Absprache mit den Amtsleitern und dem Personalrat Kurzarbeit beantragt und zwar dort, wo es möglich ist. Etwa in der Stadthalle, hier hat ein Teil der Mitarbeiter 100 Prozent, ein Teil 50 Prozent Kurzarbeit, in der Tourist-Information sind es 80 Prozent. Gestaffelt wird auch beim Zweckverband, so gilt für die Schiffsbesatzung 100 Prozent Kurzarbeit, im Bauhof 50 Prozent. Die Mitarbeiter erhalten trotzdem 95 Prozent ihres Lohns, das sieht der Tarifvertrag vor, die Differenz trägt die Stadt.

Die sogenannten "hoheitlichen Bereiche" – darunter fallen etwa das Standesamt oder das Einwohnermeldeamt – müssen weiterhin funktionieren, "ich muss den Betrieb im Rathaus aufrecht erhalten", sagt Fitz. Er habe aber angeordnet, dass die Verwaltungsmitarbeiter Überstunden und alten Urlaub abbauen, den neuen Urlaub bis März nehmen und zur Not auch Minusstunden machen.

Corona ist "eine Herausforderung", auch und gerade für den neuen Kämmerer. Allerdings sieht Ehalt recht optimistisch in die Zukunft: "Wir haben die Finanzkrise überstanden, wir werden auch die Corona-Krise überstehen." Zuversichtlich stimmt ihn unter anderem die "gute Struktur", die das Gunzenhäuser Gewerbe hat. Da sei Gunzenhausen besser aufgestellt als andere Kommunen. Den Haushalts-Ausgleich sieht er im Moment noch "nicht gefährdet", ein Nachtragshaushalt sei aus heutiger Sicht nicht notwendig. Allerdings kann sich da noch sehr viel ändern, weiß Ehalt.

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