Cronheim: So entstand der grüne Müllberg

7.10.2020, 06:02 Uhr
Cronheim: So entstand der grüne Müllberg

© Foto: Robert Maurer

Das Bild hat fast etwas Idyllisches. Ein grüner Hügel mitten in der flachen westmittelfränkischen Landschaft direkt an der Landkreisgrenze von Weißenburg-Gunzenhausen und Ansbach. Die abschreckenden schwarzen Schutzfolien, die das Gebilde früher als künstliche Aufschüttung kennzeichneten, sind Geschichte. Sie sollten verhindern, dass es in die Abfälle hineinregnet und Sickerwässer entstehen.


Deponie Cronheim: Ärger über Sickerwasser


In den vergangenen fünf Jahren hat die Firma AU Consult die Folien entfernen und durch Bentonit- und Dränmatten sowie eine Kunst-Oberflächenabdichtung ersetzen lassen. Die aufgeschichteten Abfälle wurden so modelliert, dass das Abwasser gezielt abfließen kann. Und eine zwei Meter starke Erdschicht obendrauf sorgt für den grünen Abschluss. Die Bepflanzung ist erst Ende vergangenen Jahres endgültig fertig geworden.

Es herrscht noch Betrieb

Wer nicht weiß, dass er hier auf den Resten dessen steht, was die Menschen im Landkreis über Jahrzehnte weggeworfen haben, könnte von einer ganz natürlichen Erhebung ausgehen, so charmant fügt sich die knapp 500 Meter hohe Anhöhe ins Landschaftsbild ein. Am Fuße des Hügels sind Ausgleichsflächen entstanden, auf denen Obstbäume mit alten Sorten gepflanzt wurden. Und der entstandene Wall grenzt den Gunzenhäuser Ortsteil auch gleich von dem ab, was sich noch immer auf dem Gelände abspielt.

Denn es ist zwar 15 Jahre her, dass noch der Hausmüll von Weißenburg-Gunzenhausen nach Cronheim gekarrt wurde, doch auch an einem Herbstnachmittag im Jahr 2020 rollen die Lkws in kurzer Taktung auf das Areal. Die Firma Ernst befüllt seit Mitte des vergangenen Jahres den Bauabschnitt 3.3. Vor allem Erdreich von großen Baugruben, aber auch Bauschutt oder das Material rückgebauter Straßen landet in Cronheim – organische Abfälle dürfen hingegen nicht abgelagert werden. Die Genehmigung lässt Lieferungen aus dem Landkreis selbst sowie angrenzenden Bereichen bis nach Nürnberg und Ingolstadt zu.

120.000 Kubikmeter sind bis Ende 2022 zugelassen, berichtet Firmenchef Rudolf Ernst jun. den Mitgliedern des Kreistag-Umweltausschusses. Ob diese Mengen bis dahin tatsächlich zustande kommen, ist aktuell fraglich. Denn seit die Corona-Pandemie Deutschland im Griff hat, sind die Mengen rückläufig, schildert Ernst.

Cronheim: So entstand der grüne Müllberg

© Foto: Robert Maurer

1972 hat die Firma Städtereinigung Ernst die Deponie in einer alten Lehmgrube eröffnet – ganz ohne Förderung des Freistaats oder des Landkreises, wie ein Schild am Eingang bis heute stolz verkündet. Weißenburg-Gunzenhausen schloss einen Vertrag mit dem Unternehmen und hatte damit auf Jahrzehnte einen Ort, an dem der Abfall landen konnte. Da schielte manch anderer Landkreis durchaus neidisch drauf. Allerdings war die Zusammenarbeit auch immer wieder mit Ärger verbunden. Zeitweise gab es einen Mitarbeiter des Landratsamts, der auf der Deponie überwachte, dass wirklich alles mit rechten Dingen zuging.

Eine Bürgerinitiative legte sich auf die Lauer und zählte die Lastwagen, die ankamen, und schlug Alarm, wenn es zu viele waren. Während aus Cronheim kaum noch etwas zu hören ist, sind die Kröttenbacher (Gemeinde Unterschwaningen) noch immer aktiv. Drei Aktive sind auch an der Umweltausschusssitzung vor Ort dabei und stellen kritische Fragen – unterwegs gegenüber den Kreisräten. Denn offizielles Rederecht haben sie in dem Gremium ja nicht.

Sorge um den Kröttenbach

Sie haben Bilder dabei, die zeigen sollen, dass auch heute angeblich noch gemauschelt wird. Auf den Fotos sind Schaumblasen auf dem Kröttenbach zu sehen. Für die kritischen Geister ein Beleg, dass hier Dinge abgelagert wurden, die nicht auf der Deponie hätten landen dürfen.

Rudolf Ernst kontert, dass dies grundsätzlich je nach dem obenauf liegenden Material bei Regen schon einmal vorkommen könne. Doch grundsätzlich sei es so, dass seine Firma die Abwässer aus dem BA 3.3 freiwillig sammelt und in die Kläranlage nach Ansbach bringt.


Ortstermin auf der Cronheimer Deponie


Für kurze Zeit landet der Hausmüll aus dem Landkreis übrigens auch heute noch in Cronheim. Denn die Deponie ist der Umlagerplatz. Die Müllfahrzeuge bringen die gesammelten Mengen hierher. Dann wird umgeladen und das Material nach Würzburg in die Müllverbrennung gebracht. Ein Problem hierbei sind immer häufiger Batterien oder Akkus, die einfach in den Hausmüll geworfen wurden. Das gilt auch für Handys mit fest verbautem Akku. Die Stromspeicher können sich unter bestimmten Umständen entzünden und Brände auslösen.

Das ist vor vier Jahren auch in Cronheim passiert. Zwar gab es keine Flammen, doch die Halle war komplett verkokelt, blickt Ernst zurück. Er bittet deshalb eindringlich darum, Elektrogeräte aller Art und auch Batterien zu den entsprechenden Entsorgungsstellen beispielsweise an den Recyclinghöfen zu bringen.


Cronheimer Deponie wird doch noch weiterbetrieben


Erfreulich sei, dass die Appelle in Sachen Biomüll in diesem Jahr gefruchtet haben. Die Störstoffmengen sind deutlich zurückgegangen. Doch dafür bringt nun die Corona-Krise eine neue Fehlerquelle mit sich: Viele Menschen werfen die Einwegmasken in die Papiertonne. Dort haben sie aber nichts zu suchen und müssen mühsam in der Sortieranlage in Markt Berolzheim händisch wieder aussortiert werden, macht Ernst deutlich.

Für ihn ist das zweifellos ein vermeidbares Ärgernis. Doch verglichen mit den Abfallproblemen der Vergangenheit scheinen solche Dinge allenfalls Marginalien zu sein. Und so passt es ins Bild, dass sich der Firmenchef für die gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen bedankt. Das hätte es in den 80er- und 90er-Jahren eher nicht gegeben.

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