"Das geht an die Substanz"

9.5.2020, 12:07 Uhr

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Der Gunzenhäuser Roland Keitel, Inhaber von "Musik & Licht Service", sieht schwarz für das gesamte Jahr 2020. Seine Firma hat sich auf die technische Durchführung von großen Bühnenevents spezialisiert, und da geht auch nach dem ausgefallenen Open-Air-Sommer seiner Einschätzung nach bis Dezember nichts mehr: keine Kirchweihen, keine Konzerte, keine großen Firmen- oder Vereinsjubiläen, keine Events mit Großbildprojektionen, keine Kneipentouren.

Seit 30 Jahren arbeitet Roland Keitel als Dienstleister für Veranstaltungstechnik. "Ich lebe meinen Job, ich gehe nicht auf die Arbeit!", so formuliert er seine Einstellung. Ausgerechnet im Januar hat er noch kräftig investiert und ein neues Mischpultsystem, leistungsstarke Systemendstufen und neue Bassboxen angeschafft, die jetzt nichts einspielen, aber Monat für Monat Lagerkosten verursachen. Dazu der Firmeninhaber: "Das geht an die Substanz!"

Da noch nicht abzusehen ist, wie es im kommenden Jahr weitergehen kann, muss sich Roland Keitel jetzt statt um Veranstaltungskalender um staatliche Soforthilfen bemühen. Gar nicht so einfach: Die Seiten mit den Antragsformularen für Soforthilfen waren einige Zeit immer wieder überlastet.

Ob nun im Herbst kleinere Publikumsveranstaltungen wieder möglich sein werden, darüber macht sich auch der Sänger Christoph Potzler so seine Gedanken. Noch steht der Termin für sein 25-jähriges Bühnenjubiläum in der Gunzenhäuser Stadthalle mit etwa 300 Zuschauern am 27. September. Gemeinsam mit seinem Pianisten Achim Lauter und Lydia Mühlbauer will er zu gern ein Musikprogramm auf die Beine stellen. Motto: "Irgendwo auf der Welt gibt es ein kleines bisschen Glück."

Auf null heruntergefahren wurde auch die Künstler- und Veranstaltungsagentur des Theilenhofeners Erik Scheffel "ES-Events". Für den Profi-Drummer, der unter anderem mit dem Comedian "El Mago Masin" unterwegs ist, mit der Showband "The Soulbreakers" und mit diversen anderen Bands wie "Dead Stag" oder "Lukki Lion" eigentlich einen ausgebuchten Terminkalender hatte, gibt es derzeit keine Auftritte.

Glücklicherweise hat Erik Scheffel als Musiklehrer noch ein weiteres Standbein. Er unterrichtet Schlagzeug, Marimbaphon und Pauke an den Musikschulen in der Region und hat 58 von seinen 60 Schülern auf einen Online-Musikunterricht umgestellt. Dabei kam ihm zugute, dass er seit einem Jahr einem Schüler in Frankreich Online-Unterricht gibt, so waren Equipment und Plattform bereits gut eingerichtet. Momentan erfolgt der Unterricht über Skype, was selbst bei stabiler Internetverbindung aber einen Zeitverzug mit sich bringt. Gemeinsam spielen wie im Live-Unterricht ist da nicht möglich. "Für eine außergewöhnliche Situation wie diese ist der Unterricht aber eine gelungene Alternative, um den Kids und Studenten einen optimalen Unterricht zu bieten. Der Online-Unterricht hat Vor- und Nachteile", meint Erik Scheffel.

 

Autokonzert in Gunzenhausen?

 

Als Musikveranstalter hat sich Scheffel, der allerhand Festivals und große Konzerte wie das Gutsfest in Ellingen oder das Hans-Söllner-Konzert verschieben musste, schon neue Ideen, wie man trotz Corona-Shutdown Konzerte für ein größeres Publikum organisieren könnte. Er will Anfragen und Planungen für Auto-Konzerte in Angriff nehmen. Beispielsweise könnte er sich ein solches Konzert auf dem Gunzenhäuser Schießwasen gut vorstellen. Gespräche mit Bands fanden bereits statt. Vielleicht eine Möglichkeit, der Kulturszene in Altmühlfranken einen Funken Hoffnung zu geben.

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