Vortrag im Internet

Das Modell Dorfpfarrer hat ausgedient

20.11.2021, 06:39 Uhr
Das Modell Dorfpfarrer hat ausgedient

© Screenshot: Jürgen Leykamm

Man traf sich per Online-Konferenz. In den Pandemiemonaten hätten sich die digitalen Angebotsformate im Bezirk generell gut entwickelt, schreibt Dekan Wolfgang Popp in seinem Bericht.

"Besonders in der letztjährigen Herbst- und Winterzeit haben viele Gemeinden dank ihnen ihre Gemeindearbeit aufrecht erhalten können", lobt der Geistliche schriftlich in seinen Zeilen. Wörtlich vorgetragen hat er sie diesmal nicht, sie aber dafür den Synodalen per E-Mail vorab zukommen lassen.


Treuchtlingen hat ein neues Pfarrer-Ehepaar


Die Gläubigen hätten überhaupt große Kreativität im Bestreben bewiesen, die verschiedenen Gruppen auch trotz Covid-19 zu erreichen. "Mit Telefonanrufen, Tütenpost oder Youtube-Filmen" seien allgemein Familien erreicht worden, aber auch die einzelnen Generationen. "Sogar online-Kindergottesdienste wurden über Gemeindegrenzen hinweg sehr erfolgreich angeboten", unterstreicht der Seelsorger.

Das Modell Dorfpfarrer hat ausgedient

© Screenshot: Jürgen Leykamm

Trotz dieses großen Engagements sieht Popp sehr schwierige Zeiten auf die kirchliche Arbeit zukommen. Für Bayern werde eine Halbierung der Zahl der Pfarrer innerhalb der nächsten eineinhalb Jahrzehnte prognostiziert.

Für das Landesstellenplankontingent des Pappenheimer Dekanats bedeutet das für die kommenden drei Jahre einige Umstrukturierungen. Die Gesamtzahl der Stellen verringert sich um eineinhalb auf dann noch 15,5. Aber es habe sich ja auch die Gemeindegliederzahl des Bezirks in zehn Jahren um 2000 auf nunmehr 16 000 verringert.

Modell "Dorfpfarrer" hat damit ausgedient

Je eine halbe Stelle soll für Arbeit mit Kindern und Familien sowie für den Aufbau einer Senioren- und Krankenbesuchsarbeit geschaffen werden: "Wir brauchen also insgesamt in unserer Neustrukturierung zweieinhalb Stellen zur Verfügung". Wie das funktionieren soll, verrät Popp ebenso: Suffersheim und Neudorf werden der Pfarrei Pappenheim angegliedert, jene in Eichstätt gibt von ihren zwei Stellen eine halbe Stelle ab und Treuchtlingen wird von zwei auf eineinhalb Stellen reduziert – und in Dietfurt-Dettenheim um eine halbe auf dann noch eine Stelle. So oder so ist sie derzeit vakant, die Vertretung übernimmt Pfarrerin Myriam Krug-Lettenmeier.


Die letzte Ruhe unter einem Baum


Hinzu komme, dass nach zukünftiger Landesstellenplanung die einzelnen Stellen dem Dekanat selbst und seinen Regionen zugeordnet werden sollen und nicht mehr den einzelnen Kirchengemeinden. Das Modell "Dorfpfarrer" hat damit ausgedient. Allen Gemeinden aber bleibe "ihr Pfarrer als Ansprechpartner erhalten", verspricht Popp. "Es wird aber Schwerpunkte der Arbeit geben. Und vielleicht lebt er dann nicht mehr im Dorf A, sondern kommt aus B." Auch weitere aktuelle Personalien konnte Popp vermelden.

So teilt sich seit September Pfarrerin Petra Kringel eine Stelle in Kipfenberg mit ihrem Ehemann Olaf. Schon seit Herbst 2020 ist Carmen Schwarz Geschäftsführerin für eine ganze Reihe Kindertagesstätten des Dekanats. Ebenso seit vergangenem Jahr hat Anne Danner die Leitung der Pappenheimer Verwaltungsstelle inne. Als neue Dekanatssekretärin konnte Andrea Albrecht gewonnen werden.

Schulreferentin Susanne Pühl ist seit diesem Sommer auch für die Schulen des in Auflösung befindlichen Dekanats Heidenheim und für den Westen des Dekanats Weißenburg zuständig. Für Pappenheim steht ihr nun Franziska Schweigardt als neue Religionspädagogin zur Seite. Neu im Amt ist auch Dekanatsjugendreferent Maximilian Hagn.

Einnahmen weggebrochen

Beide werden im Epiphaniasgottesdienst am 6. Januar 2022 in Pappenheim in ihr neues Amt eingeführt. Pfarrer Christoph Meißner aus Langenaltheim hat das Amt des Dekanatsmissionsbeauftragten übernommen. Am Reformationssonntag wurde in Kipfenberg Christoph Franke in das Amt eines Lektors berufen.

Ruth Seelig, Lektorin aus Wettelsheim, hat die Ausbildung zur Prädikantin begonnen. Insgesamt betrachtet "kommt unser Dekanat gut über die Runden", so das Fazit von Wolfgang Popp. Wenngleich viele Gemeinden damit zu kämpfen hätten, dass in der Corona-Zeit auf der einen Seite Einnahmen weggebrochen, auf der anderen Seite mehr Kosten zu stemmen gewesen seien. "Hier können wir aber unterstützen!", stellte der Dekan mit Verweis auf die gute Haushaltslage in Aussicht.

"Schräge und skurrile Zeit"

Das dürfte auch die Kirchengemeinden Windischhausen und Auernheim freuen, die sich nach der Auflösung des Heidenheimer Dekanats "uns anschließen werden". Was die Pandemie anbetrifft, gab sich Popp realistisch: "Ich befürchte, dass alles nicht leichter wird. Wir leben in einer schrägen und skurrilen Zeit!" Hoffnungsfroh stimme das Zeichen des "Apfelpfarrers" Korbinian Aigner, der ganz im Sinne Luthers einst in einem Konzentrationslager sogar neue Apfelsorten pflanzte. Lebensmut könne man aus der Schöpfung auch im schlimmsten Dilemma des Alltags tanken, so die Botschaft. "Wir dürfen schmecken, wie freundlich Gott ist", so Popp. Er ging sogar noch weiter: "Wir selbst sollen die Früchte sein, anhand derer Gott greifbar wird."

1 Kommentar