Der Bahnhof - ein Mobilitätszentrum für Gunzenhausen?

28.9.2020, 06:02 Uhr
Der Bahnhof - ein Mobilitätszentrum für Gunzenhausen?

© Foto: Stadtarchiv Gunzenhausen

Eine "sinnvolle Nutzung" für das teilweise leerstehende Gebäude könnte laut Bürgermeister Karl-Heinz Fitz ein Mobilitätszentrum sein. Gäste, die in der Altmühlstadt mit dem Zug ankommen, sollten gleich nach dem Aussteigen die Möglichkeit haben, Fahrräder oder ein Elektroauto auszuleihen. Reisende sollten hier Tickets für Busse und Bahn erhalten und natürlich auch weiterhin Lektüre für die Zug- oder Busfahrt kaufen können, die Bahnhofsbuchhandlung ist für Fitz eine feste Größe.

Auch die städtische Tourist-Information könnte einen Stützpunkt am Bahnhof bekommen, und natürlich darf die Gastronomie nicht fehlen. Das Bahnhofsstübchen steht seit kurzem leer, die bisherige Wirtin Inge Wagler hat aufgehört. Auch die Gaststätte soll aufgehübscht und dann ein neuer Betreiber gefunden werden. Im ersten und zweiten Stock des Haupthauses, das unter Denkmalschutz steht, stellt sich Fitz gewerbliche Nutzung vor, es könnte auch Wohnraum geschaffen werden.


Bahnhof: Chance auf Ausbau wird größer


Nach wie vor ein wichtiges Anliegen der Stadt ist auch der barrierefreie Ausbau der Haltestelle. Dieses Projekt liegt derzeit im Verkehrsministerium in Berlin zur Entscheidung vor, berichtete Fitz. Optimal wäre es, wenn man beide Maßnahmen verbinden könnte.

Unter Denkmalschutz

Der Bahnhof - ein Mobilitätszentrum für Gunzenhausen?

© Foto: Wolfgang Dressler

Der Stadt würde es "gut zu Gesicht stehen", am Bahnhof endlich tätig zu werden, machte Fitz seine Sicht der Dinge klar. Er verhehlte aber auch nicht, dass es sich hier "zweifelsohne um kein einfaches Projekt" handelt. Denn nicht nur der Denkmalschutz ist beim Hauptgebäude involviert, die Stadt muss auch "bei jedem Loch, das wir in die Wand bohren, die Bahn fragen", schilderte Stadtbaumeisterin Simone Teufel. Der Konzern, der noch Teile des Gebäudes nutzt, hat sich beim Verkauf ein Mitspracherecht gesichert.

Insgesamt geht es um eine Nutzfläche von 1800 Quadratmetern, berichtete die Stadtbaumeisterin, die den Zustand des Gebäudes mit vielen Bildern verdeutlichte. Mit 4 bis 5 Millionen Euro nannte die Fachfrau eine erste Summe für die Investition. Um einen belastbaren Kostenvoranschlag, der auch für die weitere Haushaltsplanung notwendig ist, zu erhalten, benötige es aber einen Architekten. Und der soll nun über ein sogenanntes VgV-Verfahren gesucht werden.

Ladesäule für Elektroautos

Umgestaltet werden soll auch das Umfeld des Bahnhofs, etwa 6000 Quadratmeter Fläche sind hier im Besitz der Stadt. So sollte laut Fitz ein vernünftiger Fahrradabstellplatz geschaffen werden, eine E-Ladesäule wäre in dem Bereich zwischen Bahnhof und Güterbahnhof ebenfalls denkbar. Zudem ist auch ein Park & Ride-Platz auf der anderen Seite des Güterbahnhofs angedacht.


Bahnhof Gunzenhausen: Die Bahn ist gefordert


Diesen hatte die SPD in einem Antrag gefordert, in dem sie auch eine baldige Sanierung des Gebäudes angemahnt hatte. Dass das Thema auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung stand, sorgte nun allerdings für Irritationen bei Angela Schmidt und nicht nur bei ihr. Sie sei davon ausgegangen, so die SPD-Fraktionsvorsitzende, dass das Bahnhofsprojekt in der Ratsklausur im November besprochen werden sollte. Das sei eigentlich Konsens gewesen, bestätigte auch Fitz, aber angesichts der Dringlichkeit des SPD-Antrags habe er in Absprache mit dem Bauausschuss die Zukunft des Bahnhofs jetzt schon zur Diskussion gestellt.

Auch FW-Fraktionsvorsitzender Dr. Werner Winter hätte das weitere Vorgehen lieber in der Klausurtagung des Stadtrats besprochen, zumal ihm die finanzielle Größenordnung des Projekts angesichts des Schuldenbergs der Stadt "suspekt" ist. In seinen Augen wäre es sinnvoller gewesen, zunächst einen Maßnahmenkatalog aufzustellen. Das sah auch sein Fraktionskollege Harald Romanowski so, der zudem in dem Mobilitätszentrum wenig Neues entdecken konnte.

Die Zustimmung der Grünen signalisierte deren Sprecher Herbert Gutmann. Der Stadtrat habe in der letzten Periode den Kauf des Bahnhofs beschlossen, dessen Sanierung sei nun der konsequente zweite Schritt. Peter Schnell regte noch an, dass man beim Umbau der Gaststätte eine Kleinkunstbühne einbauen könnte. Er erinnerte daran, dass die Gunzenhäuser Kulturmacherei schon lange nach einer festen Veranstaltungsstätte suche, diese aus eigener Kraft aber nicht finanzieren könne.

Für Liberale oberste Priorität

Zustimmung kam auch von Seiten der CSU-Fraktion, namentlich von Friedrich Kolb, und Siegrid Niesta-Weiser betonte für die FDP, dass der Bahnhof für die Liberalen oberste Priorität habe. Am Ende der längeren Diskussion beschloss der Stadtrat die Sanierung des Bahnhofs auf den Weg zu bringen, lediglich die drei FW-Stadträte sowie Manfred Ortner (CSU) votierten dagegen.

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