"Die Bildermacher" laden ein, sich ein Bild zu machen

26.9.2018, 15:39 Uhr

Vor 90 Jahren steckt die Fotografie, die in Form der Daguerreotypie bereits 1839 der Öffentlichkeit präsentiert wird, zwar nicht mehr in den Kinderschuhen. Trotzdem ist lange vor der "Generation Smartphone" natürlich vieles anders. Vor allem ist es analog und schwarz-weiß.

Deshalb darf man es schon als etwas Besonderes bezeichnen, wenn ein kleiner Fotoclub die Techniksprünge und Schnelllebigkeit des 20. Jahrhunderts überdauert hat und sich auch 2018 noch alten und neuen Vereinsaktivitäten verschreibt: gemeinsam Aufnahmen besprechen, Fotowettbewerbe durchführen, Ausflüge organisieren oder inzwischen Workshops zur digitalen Fotografie und Bildbearbeitung anbieten.

Einen Querschnitt durch das Schaffen von 15 Vereinsmitgliedern kann man nun im M 11 des Kunstforums Fränkisches Seenland am Marktplatz bestaunen. Anlässlich des 90-jährigen Jubiläums lädt die Ausstellung mit dem Namen "Die Bildermacher" genau dazu ein: sich ein Bild zu machen. Und zwar davon – wie Kunstforums-Vizechef Holger Pütz-von Fabeck bei der Vernissage gewohnt kurzweilig erläutert – ob mit der Kamera gefertigte Bilder genauso Kunst sein können wie gemalte und gezeichnete, ob Bilder sprechen können und was sie uns erzählen.

Eindeutiges Ergebnis

Der Laudator kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Das Instrument, mit dem ein Bild festgehalten wird, ist unwichtig im Vergleich zum individuellen Blickwinkel des Bildermachers. Wer das Ausdrucksstarke sieht, hat recht – egal, ob das ein Fotograf, Maler, Zeichner oder Bildhauer ist. Und wenn das fertige Werk zum Betrachter spricht, wenn es mit ihm kommuniziert und ihn berührt, dann ist der Wandel von der Beliebigkeit zur Kunst vollzogen.

© Fotos: Kristy Husz

Sich mit den ausstellenden Fotografen auf verschiedene Blickwinkel und Themen einzulassen, diesen Wunsch richtet auch Helmut Macher, der Vorsitzende der Fotofreunde Gunzenhausen, an die zahlreichen Gäste. Er weist außerdem auf eine Neuerung in der Fotografie hin, die nichts mit der Kamera, sondern mit der Drucktechnik zu tun hat: Neben den klassischen Passepartout-Bildern werden im M 11 nämlich viele Werke auf alternativem Material wie zum Beispiel Hartschaumplatten gezeigt.

Beim anschließenden Rundgang durch die Schau begegnen dem Betrachter Bilderwelten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Manfred Bauer widmet sich sogenannten "lost places" und porträtierte die verlassenen Beelitz-Heilstätten, Helmut Partsch hat ein Faible für die Natur und unter anderem einen prächtigen Höckerschwan "eingefangen". Hans Peter Lautner dokumentierte aus beeindruckender Perspektive den "Trimaran im Winterschlaf" und Friedrich Müller verfolgt ein ausgefallenes Hybrid-Projekt unter dem Titel "Fotografie trifft Kunst".

Originell gruppiert wurden Richard Kahns Hundewelpen und Walter Hohmeiers hundegroße Makroaufnahme eines Rüsselkäfers, während Gerda Lautner und Melanie Blum elegante Damenfüße und -schuhe ins Licht rückten. Überall kitzeln interessante Details das Auge des Publikums, macht man sich unweigerlich Gedanken über den Standpunkt des Stativs oder bewundert eine besonders ästhetische Komposition.

Wer sich von der gelungenen Kooperation von Foto- und Kunstverein selbst ein Bild machen möchte, hat bis einschließlich Sonntag, 14. Oktober, jedes Wochenende von 11 bis 16 Uhr die Gelegenheit dazu. Beim Kulturherbst am Samstag, 29. September, stehen die Pforten der Galerie sogar bis 23 Uhr offen.

Keine Kommentare