Diebe klauten den fürstlichen Maibaum in Oettingen

3.5.2020, 16:13 Uhr
Diebe klauten den fürstlichen Maibaum in Oettingen

© Roland Wiedenmann

Es gab in den Dörfern keine Zusammenkünfte von Jugendlichen, kein Abholen, Schmücken und Aufrichten der Fichten; in Scheunen und Garagen wurden keine Fichtenkränze gebunden, Vereins- und Zunftwappen blieben in den Lagern. Keine Zelte, keine weit geöffneten Zapfhähne, keine Feuerstellen, die beim Bewachen der Maibäume für Wärme hätten sorgen müssen, keine Posaunenklänge, keine Musik, keine Partys.

Diebe klauten den fürstlichen Maibaum in Oettingen

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Und dennoch: Auf kleiner Flamme lebte der Maibaumbrauch. In Haundorf entschlossen sich am Maifeiertag die Brüder Benjamin und Stefan Reidelshöfer, doch noch einen Maibaum aufzurichten.

Diebe klauten den fürstlichen Maibaum in Oettingen

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In ihrem Privatwald machten sie eine 13 Meter hohe Fichte aus, die einen anderen Baum in seinem Wachstum behinderte. Sie fällten diese, rindeten sie ab – und schnitzten "Haundorf 2020", einzelne Wappen und "Covid-19C" hinein. Und schon hatte Haundorf doch noch seinen Maibaum.

In Gunzenhausen haben Bürger aus der Negeleinstraße am Gasthaus Heidi Eiden ein Birkenbäumchen als Maibaum angebracht. Den Baum ziert neben dem Wappen des Frankenlandes symbolhaft ein Corona-Virus mit der Jahreszahl 2020.

Diebe klauten den fürstlichen Maibaum in Oettingen

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Auch in Muhr am See pflegte man – zumindest eingeschränkt – die Tradition: So steht ein "Mini-Maibaum", eingerahmt von einen Gartenzaun und Blumenkästen, neben dem Gasthaus "Zur Eisenbahn" in der Bahnhofstraße. In Hüssingen stellten zwei Jugendliche einer Familie eine Birke als Ersatz auf. Eine junge Frau gestaltete anschließend das Umfeld mit Blumen und Beeten. Ein kleines Feld steht zur Verfügung, um bunt bemalte Steine abzulegen, wozu die Dorfbewohner aufgerufen sind. Für die Idee gab es viel Beifall in der Hüssinger WhatsApp-Gruppe.

In der Unterwurmbacher Siedlung sorgte Karin Betz mit einem geschmückten Birkenstamm dafür, dass wenigstens ein bisschen Maibaum-Stimmung aufkommt. Und in Cronheim wurde ein kleiner Kindermaibaum aufgestellt an den die Kinder etwas Gebasteltes oder Gemaltes hinhängen können. Einige haben schon fleißig ihre Kreativität gezeigt.

Diebe klauten den fürstlichen Maibaum in Oettingen

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"Kriminelle Energie" hingegen zeigten Langfinger in Oettingen, wo die Fürstliche Verwaltung einen kleinen Maibaum aufgestellt hatte – der in der Nacht zum 1. Mai prompt gemopst wurde. Die Verwaltung machte gute Miene zum traditionellen Spiel und bot als Auslöse eine deftige Brotzeit für die Gruppe, die den Baum zurückbringt.

Und das zeigte gestern Wirkung: Der Maibaum wurde nicht nur zurückgebracht, wie das Fürstliche Haus erfreut mitteilte, der Dieb habe sich zudem "von seiner poetischen und kreativen Seite" gezeigt. Der Baum wurde im Schlosshof aufgestellt, am Stamm ein hölzerner Fuchs und Hase angebracht, ein Stein mit einem gemalten Hahn hinterlegt und ein Gedicht am Baum angebracht. Der Kriminalroman "Maibaumklau beim Fürsten" hat nun ein erfreuliches Ende genommen.

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