Eine Frage der Verantwortung

Dr. Peter Löw: Den Impfstoff zu den Leuten bringen

18.7.2021, 08:27 Uhr
Im Weißenburger Gymnasium gibt es am Freitag, 23. Juli, eine Sonderimpfaktion. 43 Schülerinnen und Schüler haben sich bereits angemeldet.

© Uwe Mühling, NN Im Weißenburger Gymnasium gibt es am Freitag, 23. Juli, eine Sonderimpfaktion. 43 Schülerinnen und Schüler haben sich bereits angemeldet.

„Wie bringe ich den Impfstoff zu den Leuten“, diese Frage treibt gerade alle mit dieser Thematik beschäftigten Fachleute um, unter anderem auch Dr. Peter Löw. Wie viele seiner Kollegen macht sich auch der Facharzt für Innere Medizin Sorgen mit Blick auf den Herbst und sucht nach Möglichkeiten, die Impfquote zu erhöhen. Unter anderem hat er nun eine Sonderaktion am Weißenburger Werner-von-Siemens-Gymnasium initiiert.

Nicht einfach vor den Supermarkt stellen

Der Treuchtlinger Allgemeinarzt ist seit Beginn der Pandemie als Koordinierungsarzt innerhalb der Führungsgruppe Katastrophenschutz tätig und macht diesen Job seitdem „quasi hauptberuflich“. Gerne würde er zusammen mit Christoph Schneidewin, dem Leiter des Impfzentrums in Gunzenhausen, gemeinsame mehr Sonderimpfaktionen auf den Weg bringen, doch sich einfach mit ein paar Spritzen vor den Supermarkt stellen – das geht nicht. Bürokratie, Ausstattung und Hygienevorschriften stehen dem entgegen. „Wir sind nur ausführende Organe“, macht Löw klar, man müsse sich an die Vorgaben aus München halten.

Dr. Peter Löw aus Treuchtlingen wünscht sich mehr Sonderimpfaktionen.

Dr. Peter Löw aus Treuchtlingen wünscht sich mehr Sonderimpfaktionen. © Dr. Peter Löw, NN

Für Freitag, 23. Juli, immerhin hat Löw in der Mensa des Werner-von-Siemens-Gymnasiums eine Impfaktion auf die Beine gestellt. Immerhin 43 Schülerinnen und Schüler ab zwölf Jahre und älter haben sich bereits angemeldet und die Erlaubnis der Eltern vorgelegt. Der Impfstoff ist zwar auch für die Gruppe der 12- bis 18-Jährigen zugelassen, doch eine entsprechende Empfehlung von der Ständigen Impfkommission (Stiko) gibt es bisher nicht. Löw hofft nun, dass sich im Zuge der Aktion auch Eltern das Vakzin spritzen lassen.


Lange Schlange bei der Sonderaktion im Gunzenhäuser Impfzentrum


Derzeit befinden sich, mutmaßt Löw, viele Menschen auf einer „Insel der Glückseligkeit“ – und verhalten sich so, als sei das Thema Corona erledigt. Allerdings ist genau das Gegenteil der Fall, warnt nicht nur Löw. Die Delta-Varianten gewinnt immer mehr Oberhand, die Fallzahlen steigen wieder.

Schnupfen und Halskratzen

Das Tückische an der Delta-Variante des Corona-Virus sind die Symptome. Mit Schnupfen, Halskratzen und ein bisschen Kopfweh sind sie so ganz anders als alles, was eine Covid 19-Erkankung bisher mit sich brachte. Und sie sind sehr leicht zu verwechseln mit klassischen Erkältungskrankheiten, wie sie derzeit laut Löw in den Schulen und Kindergären grassieren. Nur, dass die Delta-Variante hochansteckend ist.


Das Gunzenhäuser Testzentrum ist umgezogen


Den Menschen klar machen, dass man sich ja nicht allein für seine eigene Sicherheit, sondern vor allem auch für die der anderen impfen lässt, das ist Löw ein Anliegen. Je besser die Impfquote, desto eher können Schulschließungen vermieden werden. Ziel ist laut Löw eine Quote von 85 Prozent.

Am weitesten von dieser Vorgabe entfernt sind derzeit Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Sie hatten keine Priorität, die wenigsten von ihnen hatten schwere Krankheitsverläufe und es wurde ihnen bisher – mangels Impfstoff – auch nicht nahegelegt, sich immunisieren zu lassen. Jetzt allerdings sind genau sie die Gruppe, die die Delta-Variante am ehesten treffen wird, so Löw. Und da sie auch diejenigen sind, die arbeiten gehen und Kinder haben, wird sich das Virus munter weiterverbreiten. Deshalb sind die Menschen dieser Bevölkerungsgruppe für Löw derzeit die Hauptansprechpartner.