Droht Zoff? Center Parcs stellt umstrittenes Projekt in Franken vor

1.9.2020, 17:20 Uhr
Der Brombachsee soll durch das von Center Parcs geplante Feriendorf weder zu Ballermann noch Bibione werden. Die Gegner befürchten allerdings negative Konsequenzen für die Natur. 

Der Brombachsee soll durch das von Center Parcs geplante Feriendorf weder zu Ballermann noch Bibione werden. Die Gegner befürchten allerdings negative Konsequenzen für die Natur. 

Dabei gingen die CP-Manager Jan Janssen (Projektbeauftragter) und Frank Daemen (Geschäftsführer Deutschland) aber durchaus über bloße Werbebotschaften hinaus. Und sie wehrten sich vehement gegen diverse Vorwürfe, die vor allem in Leserbriefen seit Wochen gegen ihren Ferienkonzern erhoben werden. Etwa die Heimlichtuerei bei dem Projekt, das auf 350 bis 400 Millionen Euro taxiert wird.

Zwar arbeite man tatsächlich seit zwei Jahren an einer Expansion in Deutschland, aber das Muna-Gelände im Pfofelder Ortsteil Langlau sei lange Zeit nur einer von 40 Standorten gewesen, die die Verantwortlichen auf ihre Tauglichkeit geprüft hätten. An das Gelände, sagt Jan Janssen, habe er sich erinnert, weil er schon 2007/2008 für die – letztlich an Umweltauflagen gescheiterte – Ansiedlung eines Center Parcs in Dennenlohe zuständig gewesen sei. Damals hätten ihn Umweltschützer auf die Muna aufmerksam gemacht.


Kommentar: Center Parcs kann helfen, Probleme in der Region zu lösen


Von den 40 Standorten habe sich der Aufsichtsrat des Konzerns drei tatsächlich vor Ort angesehen – " und die Muna war unsere Nummer eins", so Janssen. Unter anderem, weil schon etliches an Infrastruktur vorhanden sei. Als die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) das Gelände für mindestens 11,2 Millionen Euro zum Erwerb ausschrieb, habe man sich beteiligt – und am 30. Juli erfahren, dass man das höchste Gebot abgegeben habe. Am 10. August erhielt CP die Zusage, das etwa 150 Hektar große Areal kaufen zu können, und schon drei Tage später seien Landrat und Bürgermeister informiert worden.

Man habe also nichts verschwiegen, sondern lediglich, wie das bei solchen Projekten üblich sei, auch die im Landkreis Beteiligten um Vertraulichkeit gebeten.

Schon während der Ausschreibungsphase habe Janssen, um im Erfolgsfall keine Zeit zu verlieren, eine Umweltverträglichkeitsprüfung in Auftrag gegeben, "und derzeit untersucht eine Firma aus Nürnberg mit acht Ingenieuren das Gelände auf Altlasten", so der Projektbeauftragte.

Und davon gibt es offenbar reichlich. "Sprengstoff, Diesel, Kerosin und Lösungsmittel im Grundwasser", zählte Janssen auf, dazu kämen asbestverseuchte Hallen. "Wir müssen die 150 Hektar Meter für Meter absuchen und alle 257 vorhandenen Gebäude entfernen", sagte er. Das dabei anfallende Abbruchmaterial soll, falls geeignet, als Fundament für Neubauten verwendet werden. Er schätze jedenfalls, dass man weite Teile des Geländes auf 30 bis 50 Zentimer abgraben müsse, weil die Erde verseucht ist.

Mitte Oktober, schätzt der erfahrene Projektmanager, werde eine "objektive Einschätzung" über den Aufwand dieser, wie Janssen es nennt, "Demilitarisierung" vorliegen – inklusive einer ersten Kostenschätzung: "Das wird wohl ein zweistelliger Millionenbetrag sein, wobei die Grenze nach oben offen ist." Und er legte großen Wert auf die Feststellung, dass diese Kosten allein das Unternehmen trage. Zuschüsse aus Steuergeld, wie in anderen Bundesländern, "gibt es in Bayern nicht".

Janssen machte auch keinen Hehl daraus, dass "vieles gerodet werden muss", wenn der Boden saniert werden soll. Aber er betonte auch: "Viele glauben ja, dass es sich hier um einen hochwertigen Wald handelt – aber es ist einfach ein Militärgelände." Und das Wildschweingehege sei ebenfalls alles andere ein Biotop, sondern "durchgepflügt. Das sieht nicht schön aus".

Bis Ende Oktober werde es jedenfalls noch mehrere Informationsveranstaltungen geben, parallel laufen Studien darüber, ob man angesichts der bis zu 5000 Urlauber in der Anlage eine eigene Kläranlage bauen oder die bestehende – und nicht ausreichend leistungsfähige – ertüchtigen werde. Anschließend und bis Jahresende werde es Gespräche mit Behörden und Verbänden geben, um Inhalte des Raumordnungsverfahrens (ROV) zu definieren.

Dieses ROV ist, wie Landrat Manuel Westphal zum Auftakt der Infoveranstaltung erläutert hatte, das erste von drei Planungsverfahren; es liegt in den Händen der Regierung von Mittelfranken und soll "Nutzungskonflikte in Zusammenhang mit dem Vorhaben erkennen helfen und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen", so Westphal. Schon in diesem Verfahren, das "absolut ergebnisoffen" sei, werde die Öffentlichkeit beteiligt.

Dem ROV schließen sich dann ein Verfahren zur Abänderung des Flächennutzungsplans (zuständig: ZVB) und die Aufstellung des Bebauungsplans an, wofür die Gemeinde Pfofeld verantwortlich sei. Die habe also, so der Landrat, "in letzter Konsequenz alleine die Befugnis, über die bauliche Gestaltung ihres Gemeindegebiets zu bestimmen". Und habe damit "bei der Umsetzung des Vorhabens eine besonders starke Position" inne, gar eine "Schlüsselrolle".


Baut Center Parcs ein Millionenprojekt am Brombachsee?


Jan Janssen jedenfalls gibt sich überzeugt, dass sein Center Parc Brombachsee der Region nur Vorteile bringt: tarifgebundene Arbeitsplätze, anspruchsvolle Ausbildungsplätze große Aufträge für die Bauindustrie, zusätzliche Impulse für den Fremdenverkehr. Und er zeigte sich angesichts des massiven Proteststurms "schockiert, dass man die Chancen, die das Projekt bietet, nicht sieht".

Center Parcs (Center Parcs Europe N.V.) ist eine niederländische Kette von Ferienparks in Belgien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Sie gehört zur französischen Kette Pierre & Vacances Center Parcs Group. CP betreibt 24 Parks, davon sechs in Deutschland, der kleinste ist 15, der größte mehr als 400 Hektar groß. Mit jährlich 4,4 Millionen Gästen in 15 790 Unterkünften erwirtschaftet Center Parcs rund 800 Millionen Euro Jahresumsatz – mehr als die Hälfte der Gruppe Pierre & Vacances (1,523 Milliarden). Die Gruppe beschäftigt 12.850 Mitarbeiter an 285 Standorten in zehn europäischen Ländern. Dort bieten sie 30.500 Appartments und 17.700 Ferienwohnungen an, wo sie im Jahr acht Millionen Gäste empfangen.

Derzeit will CP seine Aktivitäten, die 1967 in den Niederlanden begannen, weiter nach Osten ausdehnen und sucht dafür Standorte an der Ostsee, in Thüringen, in Südostbayern – und in Nordbayern, wo der Konzern am Brombachsee fündig geworden ist.Nach eigenen Worten setzt Center Parcs auf naturnahen Urlaub, will verstärkt auf regenerative Energien umsteigen und strebt für seine neueren Parcs Klimaneutralität an. Man passe sich stets dem vorhandenen Gelände an, stelle Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt.

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