Ein Besuch voller großer Gefühle

17.12.2019, 06:19 Uhr
Ein Besuch voller großer Gefühle

© Manfred Stachel

Knobloch ist 87 Jahre alt und leiste jeden Tag ein Programm, das jeden Jüngeren erstaunen müsse, heißt es in einem Bericht der Delegation aus Mittelfranken. Ihr Terminkalender sei dicht gefüllt, doch sie nehme sich Zeit für ihre Besucher. Dass sie das alles schaffe, gelinge nur durch den Glauben, dass eine gute Hand aus der Höhe ihr dazu Kraft und Segen schenke, habe sie ihren Besuchern erzählt: "Der Glaube ist mein Boden, der mich sicher trägt", sagte die Präsidentin, "wie lange noch, liegt allein in Gottes Hand!"

Der Arberger Pfarrer Reinhard Pasel bemerkte dazu: "Ihr langes Leben ist vielleicht eine Wiedergutmachung des Schicksals, weil Sie besonders in ihren Kindertagen soviel Leidvolles und Schmerzliches ertragen mussten."

In ihrer Ansprache an die große Besucherschar erwähnte die Präsidentin natürlich ihre "Rettung" durch Zensi Hummel und deren Familie, die ihr von 1942 bis 1945 eine Heimat gaben. Dadurch entging sie der Massenvernichtung der Juden während der NS-Herrschaft. "In dieser Hölle der Unmenschlichkeiten erfuhr ich in Arberg Geborgenheit und Liebe in der Familie Hummel, die dadurch großen Gefahren ausgesetzt war, wenn irgendjemand meine Herkunft und Abstammung gewusst und verraten hätte", sagte Knobloch. Nur die Familie Hummel und Pfarrer Josef Scheiber hätten damals ihr Geheimnis gekannt. "Alles ist gut gegangen, weil es diese Menschen für mich gab", erzählte eine zu Tränen gerührte Charlotte Knobloch.

Dauerausstellung geplant

Bürgermeister Jürgen Nägelein und seine Gattin Theresia überreichten der Präsidentin einen Geschenkkorb mit Erzeugnissen aus der Hesselbergregion. Er übergab ihr auch eine Mappe mit Unterlagen über eine geplante Dauerausstellung der Gemeinde zur Erinnerung an die jüngste Vergangenheit, erstellt vom Erlanger Politikwissenschaftler Prof. Dr. Armin Scherb. In den Räumen des Arberger Torturmes soll sie eingerichtet werden.

Die Leiterin des Jugend- und Kulturzentrums der Israelitischen Kultusgemeinde, Ellen Presser, führte die Gäste durch die neue jüdische Synagoge und wusste Beeindruckendes über das Judentum und jüdisches Leben zu erzählen. Sie zeigte auch die "Tora-Rolle", eine handgeschriebene Rolle aus Pergament mit dem hebräischen Text der fünf Bücher Mose. Aus einer Torarolle wird in jüdischen Gottesdiensten gelesen.

Zum Abschied richtete Knobloch nochmals herzliche Worte an alle und bedankte sich bei jedem mit einer Flasche "Israel-Wein" für den Besuch. Pfarrer Pasel überreichte ihr im Gegenzug einen Schmuckanhänger mit zwölf kleinen, bunten Steinchen, die die zwölf Stämme Israels symbolisieren sollen. Die Präsidentin war darüber sehr "gerührt". Nachdem sie das Schmuckstück herumgezeigt hatte, steckte sie es sofort in ihre Jackentasche, die anderen Geschenke mussten ihre Leibwächter tragen.

Marcella Zeiner, die Begleiterin der Ornbauer Gruppe, nannte die Präsidentin "eine tolle Frau mit hellen Augen, aus denen nur Güte und Liebenswürdigkeit schauen – keinerlei Bitterkeit oder Verbitterung". Vielmehr sei sie "eine Botschafterin der Versöhnung und eine Stimme für den Frieden und die Toleranz zwischen den Menschen".

Arbergs 2. Bürgermeister Thomas Friedel bedankte sich bei Charlotte Knobloch für ihr Lebenswerk, das einzigartig sei. Angesichts dessen, was sie alles erlebt habe, sei sie ein "Vorbild" für alle.

Knobloch versäumte es nicht, die Gruppe, die bereits dreimal bei ihr in der Landeshauptstadt war, wieder herzlich einzuladen: "Bitte, kommt bald wieder! Ihr 90. Geburtstag in zwei Jahren werde dafür eine gute Gelegenheit sein, hieß es in der Gruppe.

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