Ein glorreicher Tandemsprung

20.8.2017, 18:04 Uhr
Ein glorreicher Tandemsprung

© Daniel Hertwig

Eigentlich sei ja auch seine 21-jährige Schwester, die als Erzieherin in Nürnberg arbeitet, die Künstlerin der Familie, findet Matthias Wilhelm. Ihm sei das Malen nicht so leicht gefallen, er wolle ein perfektes Bild und brauche dafür deswegen viel Zeit, berichtet der Elfjährige bei einem Pressegespräch in der Raiffeisenbank Gunzenhausen.

Bei "Glorreicher Tandemsprung", das im Kunstunterricht am Simon-Marius-Gymnasium und teilweise auch in der Freizeit entstanden ist, hat sich die Mühe aber gelohnt: Von Zigtausenden Werken bayerischer Schüler im 47. Jugendwettbewerb der Volks- und Raiffeisenbanken wurde Matthias‘ Gemälde als bestes der 5. und 6. Klassen ausgewählt. Als Landessieger durfte er dann auch auf Bundesebene teilnehmen — und wurde dort prompt Drittbester in der Kategorie Bildgestaltung seiner Altersgruppe.

Insgesamt hatte es über eine halbe Million Beiträge gegeben, 7 000 Bilder kamen über die Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen in den Wettbewerb.

Zu einem Fallschirmsprung gehöre viel Vertrauen, Matthias zeige mit grafischen Mitteln, "wie er mit seinem Freund gemeinsam diese Mutprobe meistert", so die emeritierte Professorin Heidrun Richter, Universität Erfurt, die in der Bundesjury des Wettbewerbs saß. "Mit Linien, Flächen und differenzierten Einzelformen zeigt uns der Schüler sein zeichnerisches Können und sein feines Farbempfinden", lobte die Expertin.

Matthias selbst ist noch nicht mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug gesprungen, doch für die Zukunft kann er sich schon vorstellen, das mal auszuprobieren. Für einen Tandemsprung, bei dem man an einem erfahrenen Springer hängt, gibt es kein Mindestalter, nur ein Maximalgewicht von 90 bis 95 Kilogramm.

Doch auch so waren die Preise, die Matthias gewonnen hat, mit Aufregung verbunden: Als einer der bayerischen Landessieger durfte er im Juli in Oberschleißheim mit einem historischen Flugzeug, einer Antonow AN-2, fliegen. Der Panoramaflug mit der einmotorigen Doppeldeckermaschine aus Sowjetzeiten war für Matthias der erste überhaupt.

Dem folgte dann aber Ende Juli gleich der zweite: Von München, diesmal mit einem modernen Linienflugzeug, nach Hamburg. Von dort ging es für Matthias an die Ostsee, wo er als Bundessieger an einem einwöchigen Kurzfilm-Workshop teilnehmen durfte. Mit seinen Kameraden — die er dort kennenlernte, sie kamen beispielsweise aus Thüringen und Norddeutschland — entschied er sich für das Thema Computerspielesucht, zu dem sie ein zwei Minuten langes, professionell produziertes Video erstellten. Er selbst spielt auch manchmal, "aber keine Ballerspiele", sagt er. Das Filmdrehen hat ihm jedenfalls Spaß gemacht, um es öfter zu tun, fehle ihm aber die technische Ausrüstung.

Und wie ist es mit der Kunst? Zurzeit lässt Matthias die Stifte ruhen. Während der Sommerferien, nach denen er in Gunzenhausen die sechste Klasse besuchen wird, trifft er sich dann doch lieber mit seinen Freunden.

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