Ein Hauch von Woodstock am Brombachsee

4.8.2019, 17:19 Uhr
Ein Hauch von Woodstock am Brombachsee

© Jürgen Eisenbrand

Aber auch wenn allerorten Plakate hingen, die zu einer großen Woodstock-Fotoschau nach Nürnberg einluden, und auch wenn sogar BAP-Mastermind Wolfgang Niedecken zu vorgerückter Stunde, sichtlich begeistert von der "Lieder am See"-Kulisse, diesen Vergleich bemühte: Er hinkte, zwangsläufig.

Die Kulisse war mit rund 5000 Besuchern naturgemäß deutlich kleiner als jene beim epochemachenden Drei-Tages-Festival 1969 im Staate New York. Und statt illegaler Drogen wie Marihuana oder LSD, die die 500 000 Rockfans damals beinahe flächendeckend einschmissen, war am Ufer des Großen Brombachsees allenfalls mal ein Dufthauch aus einem Joint zu erschnuppern.

Die "Drogen" vom Samstag waren nahezu ausschließlich legal, flossen zumeist aus den Zapfhähnen des Hauptsponsors ("Spalter") und sorgten – im Gegensatz zu damals – nicht für "bad Trips", sondern allenfalls mal für leichte Schwankungen beim Gehen oder einen leichten Brummschädel am Sonntagmorgen.

Burger, Bratwurst, Burritos

Die Versorgungslage mit Burger, Bratwurst und Burritos, mit Pizza, Langosch und Schäufele-Weckla war bis weit in die Nacht hinein gesichert – die mit Hopfengetränken sowieso –, sodass die Einwohner von Enderndorfer nicht (wie einst jene von White Lake) ihre Kühlschränke plündern mussten, um hungernde Rockmusikfans zu verköstigen.

Aber sonst: ein friedliches, entspanntes Open-Air-Konzert, großartige Musik von zumeist bestens aufgelegten Stars in glasklarem Sound serviert. Dazu ein Festival-Gelände mit eigenem Badestrand, das weit und breit einmalig ist, und ein Eintrittspreis (79 Euro an der Abendkasse), für den man andernorts gerade mal ein halbes Ticket für einen einzigen Künstler oder eine einzelne Band bekäme.

Die gereiften Fans jedenfalls genossen das über elfstündige Musikprogramm spürbar (viele von ihnen in mitgebrachten Klappstühlen sitzend), wobei ihre Gefühlsregungen von cooler Gelassenheit Marke "hab ich alles schon erlebt" bis hin zu frenetischer Begeisterung reichten – etwa beim knackigen Funkrock von Mother’s Finest oder beim superstarken, von einem markanten, dreiköpfigen Blechgebläse maßgeblich geprägten Zwei-Stunden-Gig der Kölschrock-Legenden von BAP um Wolfgang Niedecken.

Bliebe noch das Wetter: Während es etwa in Nördlingen, Gunzenhausen und Nürnberg heftig regnete, blieben die "Lieder am See" von Niederschlägen komplett verschont. Übrigens auch das ein deutlicher Unterschied zu Woodstock, wo das Festival wegen heftiger Gewitter zwischenzeitlich vor dem Abbruch stand – und wo sich das Festivalgelände am Ende in eine einzige Schlammkuhle verwandelt hatte.

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