Große Bedenken

Einbahnregelung in der Weißenburger Straße: Das sagen die Geschäftsleute

2.11.2021, 06:14 Uhr
Auch in diesem Bereich würde die Einbahnregelung in der Weißenburger Straße  noch gelten. Mit dieser Lösung wäre aber wohl keiner der Gewerbetreibenden einverstanden.

© Isabel-Marie Köppel, NN Auch in diesem Bereich würde die Einbahnregelung in der Weißenburger Straße noch gelten. Mit dieser Lösung wäre aber wohl keiner der Gewerbetreibenden einverstanden.

Für die Passage vom Saumarkt bis zur Abzweigung Schmalespanstraße soll eine Einbahnregelung her, um einen breiten und sicheren Fahrradweg anlegen zu können. Wer mit dem Auto stadteinwärts unterwegs ist, soll bereits im Kreisverkehr an der BayWa in die Theodor-Heuss-Straße fahren, um über Frankenmuther Straße und Reutbergstraße in die Innenstadt zu gelangen. Das bedeutet, dass der Abschnitt bis zur OMV Tankstelle ebenfalls weniger frequentiert werden würde - auch wenn die Autofahrer diesen noch in beide Richtungen befahren dürften.

Die Geschäftsinhaber in der gesamten Straße befürchten bei diesem Szenario, Kundschaft zu verlieren. "Je mehr vorbeifahren, desto mehr verkaufe ich", lautet die einfache und plausible Erklärung von Udo Kleeberger. Er führt gemeinsam mit seinem Bruder die gleichnamige Bäckerei. Und die hat in der Weißenburger Straße gleich zwei Standorte: ein Café im geplanten Einbahnstraßenbereich und eine Filiale weiter stadtauswärts.

Kaufen dann wo anders

"Ich hätte sicherlich einen Nachteil davon", ist Kleeberger überzeugt. Morgens kommen nach seinen Worten viele Arbeiter, die schnell anhalten und sich etwas mitnehmen. Führe sie ihre Route nicht mehr an seinen Filialen vorbei, würden sie eben wo anders kaufen. Und wie viele Leuten hielten spontan beim Bäcker, wenn sie ihn sehen?

Kleeberger glaubt auch, dass sich die Einbahnregelung negativ auf die gesamte Innenstadt auswirken könnte. "Viele fahren vielleicht dann gar nicht mehr rein. Eine Kleinstadt wie Gunzenhausen wird dadurch uninteressant", befürchtet er. Und diese sei angewiesen auf Leute wie ihn. Denn sind die inhaber- oder familiengeführten Geschäfte erst einmal weg, lasse sich hier keine Kette wie etwa C&A nieder. Dafür sei Gunzenhausen zu klein. "Wir haben hier einen guten Mix an Läden und diese müssen attraktiv bleiben", mahnt er und gibt zu bedenken, dass die Menschen sonst eventuell nach Ansbach ausweichen. Das sei schließlich nicht weit weg.

Weniger Sorgen müssen sich möglicherweise die Unternehmer machen, die gezielter aufgesucht werden. So berichtet Bernhard Langenegger vom Natur- und Feinkostladen Mundart, dass die Kundinnen und Kunden seit der Pandemie geplanter zu ihm und seiner Frau kommen: "Die Einkäufe sind größer geworden. Sonst haben die Leute mehrere kleine Einkäufe getätigt. Wir haben seit Corona weniger Laufkundschaft." Verkehrstechnisch, findet Langenegger, müsste etwas getan werden und könnte sich die Umgestaltung rein vom Verkehr her vorstellen. "Manchmal geht's ganz schön zu - vor allem bei uns am Eck", sagt er.

Viele auswärtige Kunden

Doch er sieht gleichermaßen die Probleme für Geschäfte bezüglich der Erreichbarkeit und wie der An- und Abschlussverkehr geregelt werden soll. Auch der Natur- und Feinkostladen brauche den Autoverkehr. "Wir haben viele auswärtige Kunden aus dem ganzen Umland", sagt Langenegger. Von diesen seien sie abhängig. Daher würde er sich eine gleichberechtigte Lösung für alle wünschen: Fußgänger, Fahrradfahrer sowie Autofahrer. Eine durchgängige 30er-Zone könnte dabei vielleicht helfen, meint er.

"Großartig" findet es Gabi Bayerlein, dass die Stadt Fahrradwege ausbauen will. Dem aktuellen Plan für die Weißenburger Straße stehe sie jedoch skeptisch gegenüber. Denn auch wenn Radfahrer ihre Zielgruppe sind - Bayerlein leitet das Fahrradgeschäft Gruber mit - kommen diese mit Auto und häufig Hänger, um ihre defekten Drahtesel vorbeizubringen. "Eine Seite zu beruhigen kann nicht das Planungsende sein", findet sie. Stattdessen schlägt sie vor, auf alte Pläne zurückzugreifen. Etwa Parkplätze und Bäume rückzubauen, um so mehr Platz für einen Radweg zu schaffen. Dieser Vorschlag fiel unter den befragten Geschäftsleuten öfter.

Mehr für den Radverkehr zu tun, ihn sicherer zu gestalten, begrüße sie grundsätzlich. Schließlich nehme dieser unter anderem durch die Beliebtheit der E-Bikes zu. Dem müsse man sich annehmen, damit "Gunzenhausen auch als Fahrradstadt wahrgenommen wird". Und sie hört die Klagen ihrer Kundinnen und Kunden. "Die möchten sich manchmal am liebsten eine Poolnudel auf den Gepäckträger schnallen", erzählt Bayerlein, damit die Autofahrer genügend Abstand halten. Dennoch plädiert sie dafür, eine andere Lösung für die viel frequentierte Weißenburger Straße zu finden.

Wo sollen die Lkws hin?

Als "überhaupt nicht durchdacht", empfindet Manuela Distler den Vorschlag. Ihr gleichnamiges Blumengeschäft befindet sich in der Austraße, weshalb sie von den Plänen ebenfalls betroffen ist. Sie wirft noch einen anderen Aspekt auf: Was passiert mit den Lkws, die die vielen Geschäfte vom Steinmetz über den Ofenbauer bis hin zur Friseurin beliefern? Die Seitenstraßen sind für die Lastwagen zu eng, ebenfalls der Kreisverkehr bei der Frankenmuther Straße, sagt sie.

Viele der befragten Geschäftsleute merkten zudem an, dass nach ihrer Erfahrung gar nicht so viele Radfahrer in der Weißenburger Straße zu sehen seien - vor allem jetzt in der kalten Jahreszeit. Fakt ist aber, dass 10.000 Autofahrer täglich dort unterwegs sind, wie bei der Stadtratssitzung bekannt wurde. Besser und auch sicherer sei der Weg an der Promenade entlang, so die einhellige Meinung der Gegner.

Für die 34 Unterzeichner des Briefes ist es nicht nachvollziehbar, warum eine Gefahrenstellen - die an der Ecke Mundart/Saumarkt - dazu führen soll, eine komplette Straße umzugestalten. Ebenso hinterfragen sie, wie sinnvoll und ökologisch es ist, wenn dadurch Umwege für die Autofahrer entstehen.

Weitere Radwege fehlen

Birgitt Bajorek vom Bestattungsinstitut Bauer fürchtet zudem um Arbeitsplätze, wenn Kunden ausbleiben und somit weniger Einnahmen generiert werden. Sie verstehe den Sinn hinter den Umgestaltung nicht. Zumal "in der Sonnenstraße, Bühringer Straße und zum Teil in der Bahnhofstraße keinerlei Radwege vorhanden" sind, wie auch in dem gemeinsamen Brief zu lesen ist. Durch die geplante Verkehrsführung sei also keine Entlastung dieser Straßen zu erreichen.

Bajorek stellt klar, dass die Unterzeichner nicht auf Konfrontation aus sind und hofft auf eine Lösung, mit der alle Parteien leben können. "Das muss in einer Kleinstadt möglich sein", so die Unternehmerin.

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