Es sieht düster aus: Jobs bei fränkischer Firma Pressmetall in Gefahr

25.11.2020, 16:13 Uhr
Es sieht düster aus: Jobs bei fränkischer Firma Pressmetall in Gefahr

© Foto: Tina Ellinger

Am Mittwoch hätte eigentlich ein Investor, mit dem viele Hoffnungen verknüpft waren, einsteigen sollen. Doch das kam nicht zustande, und darüber wurde dann die Belegschaft informiert. Für den Donnerstag ist eine Betriebsversammlung angesetzt.

Wie Horst Schmitzberger, politischer Sekretär bei der IG Metall in Schwabach, dem Altmühl-Boten mitteilte, seien die Gespräche mit dem letzten verbliebenen Investor über die Umsetzung eines Sanierungskonzepts weit gediehen gewesen. Man habe kurz vor dem Abschluss gestanden, es habe sich ein tragfähiges Konzept abgezeichnet, wenn auch begleitet von einem Verlust von Arbeitsplätzen.


Bei Pressmetall Gunzenhausen stehen 500 Jobs auf der Kippe


Beim entscheidenden Punkt, der weiteren Zusammenarbeit mit einem ganz wichtigen Auftraggeber – Schmitzberger nannte die Robert Bosch GmbH –, sei aber kein Durchbruch erreicht worden. Bosch sei nicht willens gewesen, gegenüber dem potenziellen Investor Zusagen über künftige Bestellungen und damit ausreichend Umsatz für eine Wende bei Pressmetall zu machen. Schon gegenüber der alten Pressmetall-Geschäftsführung habe Bosch solche dringend benötigten Zusagen vermissen lassen.

"Ganz schlechte" Entwicklung für PMG und Gunzenhausen

Angesichts der bedrohten 500 Arbeitsplätze und der Bedeutung von Pressmetall für den Wirtschaftsstandort Gunzenhausen sei die neueste Entwicklung "ganz schlecht", sagte Schmitzberger. Jetzt müsse der Gläubigerausschuss entscheiden, wie es bei PMG weitergehen könne und solle. Vielleicht bleibe dann noch ein halbes Jahr Zeit, doch noch einen Investor zu finden, damit die Maschinen nicht auf Dauer stillstünden.


Gunzenhausen: Pressmetall-Sanierung in Eigenverantwortung


Seit Mittwoch jedenfalls sei die Wahrscheinlichkeit, einen Großteil der 500 Arbeitsplätze im Rahmen des Insolvenzverfahrens in Eigenregie zu retten, geringer geworden, bedauerte der Gewerkschafter. Er könne sich in diesem Zusammenhang nicht vorstellen, dass es personell an der PMG-Spitze so weitergehen werde wie zuletzt. Die bisherige Geschäftsführung habe ja ihr Scheitern bei den Bemühungen um eine Sanierung und das Finden eines Investors eingestehen müssen.

Kritik an Bosch

Horst Schmitzberger hadert noch immer mit der für ihn unverständlichen Position von Bosch. Dieser große deutsche Automobilzulieferer verlagere massiv Bestellungen und damit Umsatz nach Fernost, anstatt sich weiterhin auf den hiesigen Mittelstand zu stützen. Dieser sei technologisch sehr gut aufgestellt, verfüge über hochwertiges Personal und ebensolche Maschinen, wie man am Beispiel PMG sehen könne. Ob sich Bosch wirklich mit der Konzentration auf Fernost einen Gefallen tue, gerade bei der Umsetzung der Produktionsketten, erscheine ihm zweifelhaft.

Eine Erklärung vom Mittwoch des PMG-Betriebsrats unter der neu gewählten Vorsitzenden Isabella Stanko bestätigte die Informationen der IG Metall. Darin heißt es, das Gunzenhäuser Unternehmen stehe "am Scheideweg". Die erhebliche Reduzierung des für 2021 gemeldeten Umsatzes durch die Robert Bosch GmbH führe dazu, "dass der Business-Plan des Münchner Investors nicht mehr tragfähig ist" und der Investor ausgestiegen sei. Damit stehe Pressmetall "kurz vor Weihnachten vor dem Nichts".


Gunzenhausen: Pressmetall hofft auf Sanierung


"Wir haben einen modernen, hervorragend gepflegten Maschinenpark und nach wie vor hoch motivierte Mitarbeiter. Wir setzen unsere ganze Hoffnung darauf, dass sich kurzfristig ein neuer Investor findet, der dieses Potential erkennt und zusammen mit uns eine Zukunft für Pressmetall Gunzenhausen schafft", betonte Isabella Stanko, die Nachfolgerin von Stefan Bußinger an der Spitze des Betriebsrats.

Die Entscheidung zum Abzug sei seitens Bosch getroffen worden, obwohl Pressmetall in den letzten Jahren die Lieferqualität deutlich gesteigert habe und auch bezüglich der Liefertreue eine hervorragende Performance geliefert habe. Stanko: "Diese Leistung erkennen alle Kunden an und halten auch deshalb bis heute der Pressmetall die Treue." Der reduzierte Umsatz des Hauptkunden Bosch könne dadurch aber aktuell nicht kompensiert werden, so die übereinstimmende Einschätzung von Betriebsrat und Gewerkschaft.

Pressmetall Gunzenhausen produziert laut Betriebsrat auf 27 vollautomatisierten Gießanlagen und über 40 roboterbestückten CNC-Anlagen Teile für die Automobilindustrie. Die Firma ist führend in ihrer Branche im Einsatz von neuen Produktions-Technologien wie 3D-Oberflächen-Scannern zur Qualitätskontrolle im Mikrometer-Bereich oder der automatisierten Entnahme von Teilen aus Paletten mittels der "Griff in die Kiste"-Technologie.

Bestürzung auch im Rathaus

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz war am Mittwoch alles andere als erfreut, als er von dem Rückzug des Investors hörte. Dass der Fortbestand des Betriebs in Gefahr sei, so kurz vor Weihnachten und dem Jahreswechsel, sei natürlich ganz schwierig für die Mitarbeiter. Aber auch die Stadt habe damit zu kämpfen: "Falls so ein großer Arbeitgeber ausfällt, ist das ganz hart für uns." Die Bemühungen der Stadt zielten allgemein darauf, um jeden vorhandenen Arbeitsplatz zu kämpfen und neue zu schaffen. Dass dies erfolgreich sein könne, zeige der Fortgang in den Gewerbegebieten.

Fitz kündigte an, erneut Kontakt mit der PMG-Geschäftsleitung aufzunehmen und zu eruieren, wie die Stadt behilflich sein könne. Ein erschwerendes Moment in den letzten Jahren sei gewesen, dass die Geschäftsleitung des Öfteren wechselte und dass von der Pressmetall-Spitze nicht immer der Kontakt mit dem Rathaus gesucht worden sei. Andere Unternehmen gingen da einen anderen Weg, merkte der Bürgermeister an. Er deutete an, dass er Pressmetall etwa beim Fortbestand des Strombezugs durch die Stadtwerke unterstützt habe.

Nicht ohne Sorge sieht der Bürgermeister, dass die allgemeine Entwicklung – wie auch der Schwerpunkt der Politik – immer mehr weg von den Verbrennungsmotoren gehe, die sogar verteufelt würden, sei es der Benziner oder der Diesel, und sich in Richtung Elektroautos verlagere. Dass dann Teile, die bisher von den Zulieferern kamen, nicht mehr benötigt werden, brauche niemanden mehr zu wundern. Die Politik tue gut daran, die Konsequenzen ihres Handelns zu bedenken.

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